Zur richtigen Zeit das Richtige tun

„Und als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm alles, was sie getan hatten; und er nahm sie mit und zog sich zurück für sich allein in eine Stadt, mit Namen Bethsaida. Als aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm sie auf und redete zu ihnen über das Reich Gottes, und die, die Heilung nötig hatten, machte er gesund.“ (Lk 9,10.11)

Es sollte ein Tag der Ruhe und der Erholung werden. Doch alles kam anders als erwartet. Für die Jünger Jesu wurde es ein Tag, an dem sie vielleicht noch nie so viel gearbeitet haben wie jemals zuvor. Was war geschehen? Nachdem Jesus sich mit seinen Jüngern nach Bethsaida zurückzieht, damit die Jünger sich von ihrer Missionsreise etwas ausruhen können, erfahren die Volksmengen davon und laufen ihnen hinterher. Anstatt sich zu beschweren oder aufgrund der Situation unmutig zu werden, nimmt der Sohn Gottes die Menschen auf und begegnet ihren Bedürfnissen. Wie oft hat Er spontane Unterbrechungen aufgrund von aktuellen Nöten mit viel Geduld und Sanftmut angenommen!

Jesus machte aus der Ruhe im Verborgenen keine gesetzliche Angelegenheit. Niemals hören wir Ihn sagen: „Das ist meine Gebetszeit. Kommt später wieder.“ Für den Glauben war Er immer zugänglich. Er nutzte den Tag wie kein anderer, ohne dabei jemals gestresst zu sein. Die tiefe Gemeinschaft, die Er zu jeder Zeit mit seinem Vater genoss, war so real, dass bei Ihm die Unterbrechung einer Zeit der Stille keine Krise auslöste.

Wie ausgewogen war der Sohn Gottes hier auf der Erde! In Ihm fand Gott alles, was Er sich im Leben eines Menschen wünschte, und gleichzeitig konnte Gott durch Ihn vollkommen offenbaren, was Er für die Menschen sein wollte. Die Menschen, die sich nahe bei Gott aufhalten, sind oft diejenigen, die ihren Mitmenschen am nächsten sind. Niemand ist den Menschen jemals näher gewesen als der Mensch vom Himmel. Jemand hat einmal treffend gesagt: „Der Zwang sagt: ‚Es gibt Zeit für Gott und Zeit für Menschen.' Die Liebe sagt: ‚Es gibt Zeit – und die wird es immer geben für die guten Werke, die Er zuvor bereitet hat'.“

Während auf der einen Seite der Dienst unter den Menschen nicht unsere Zeit im Verborgenen mit Gott reduzieren sollte, darf uns andererseits das Pochen auf Ruhe und Zurückgezogenheit nicht von den Menschen isolieren. Frömmigkeit, die sich nicht in Taten zeigt, ist gefährlich! Das bedeutet nicht, dass wir auf jedes Bedürfnis eingehen müssen, das an uns herangetragen wird. Das hat der Herr Jesus auch nicht getan, denn auch Er brauchte Zeiten der Ruhe und Zurückgezogenheit. Es geht darum, dass wir in allem – unabhängig davon, ob wir uns zurückziehen, um aufzutanken oder aktiv dienen – das tun, was Gott von uns will. Es erfordert Abhängigkeit, sich immer wieder neu zeigen zu lassen, was grade dran ist.

Wie reagieren wir, wenn wir heute spontan um Hilfe gebeten werden, obwohl wir grade eigentlich etwas anderes tun wollen? Haben wir eher die Tendenz, den Dienst an Menschen oder die Stille vor dem Herrn zu vernachlässigen? Ist es unser Wunsch und Gebet, dass wir – sowohl was Dienst als auch was Zurückgezogenheit angeht – von Gott abhängig sind und von Ihm geleitet werden?