Rettung zur richtigen Zeit

„Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmengen entlassen habe. Und als er die Volksmengen entlassen hatte, stieg er auf den Berg für sich allein, um zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er dort allein.“ (Mt 14,22.23)

Der Sohn Gottes nimmt sich Zeit, die Volksmengen in Ruhe zu entlassen. Als diese Ihn dann plötzlich in spontaner Begeisterung aufgrund ihres vollen Magens zum König machen wollen (Joh 6,15), zieht Er sich allein zurück auf den Berg, um dort zu beten. Wenn die Versuchung kommt, ist das Gebet immer eine zuverlässige Waffe, um dem Teufel zu widerstehen. Auch für den Herrn Jesus war das Gebet im Verborgenen ein Zufluchtsort (Ps 17,8).

Wie lange wird Er an diesem Abend gebetet haben? Ganz sicher hat Er auf dem Berg auch an seine Jünger gedacht, die auf dem stürmischen See mit den Wellen kämpften. Derselbe Jesus (Apg 1,11; Eph 4,10), der damals auf den Berg stieg, um für seine Jünger zu beten, verwendet sich heute – an diesem Tag – als Hoherpriester zur Rechten Gottes für jeden, der an Ihn glaubt (Heb 7,25). Denken wir ab und zu daran?

Das Nächste, das uns von Ihm berichtet wird, ist, dass Er den Jüngern in der vierten Nachtwache, zwischen 3 und 6 Uhr morgens, auf dem See begegnet. Obwohl Er weiß, dass sie bereits seit Stunden Not leiden, wartet Er im Gebet auf die richtige Zeit, um ihnen zur Hilfe zu kommen – das ist Abhängigkeit! Mit einem Wort hätte Er vom Berg aus dem Wind und den Wellen gebieten können, aber Er tut es nicht. Stattdessen möchte Er, dass seine Jünger erleben, dass Er in den schwierigen Umständen zu ihnen kommt und ihnen beisteht.

Gott lässt in unserem Leben Prüfungen und Widerstand u.a. auch deshalb zu, damit unser Blick (wieder) allein auf Ihn gerichtet wird und wir im Glauben wachsen. Wir sollen erleben, wie der Herr Jesus auch heute noch mitten in die Not der Umstände hineinkommt. So wie die Jünger können auch wir durch Erfahrung lernen, dass Er wahrhaftig der Sohn Gottes ist, der über jedem Problem, jedem Widerstand und jeder Angst steht, die uns zu schaffen machen (Mt 14,33).

Als Hoherpriester weiß Er aus eigener Erfahrung, was der Wind und die Wellen für uns bedeuten – denn Er ist in allem versucht worden, wie wir –, und kann uns deshalb auch vollkommen verstehen, sich angemessen für uns verwenden und Mitleid mit uns haben. Er wird jedes Kind Gottes ganz sicher an das Ziel bringen, wo Er jetzt auf uns wartet.

Glauben wir, dass Gott mit jeder Prüfung, die Er zulässt, etwas Gutes verfolgt? Vertrauen wir darauf, dass Er zum richtigen Zeitpunkt – den Er allein kennt – eingreifen wird? Wie oft denken wir in schwierigen Umständen daran, dass es im Himmel einen Menschen gibt, der uns aus eigener Erfahrung vollkommen versteht und der dafür sorgt, dass wir nicht untergehen, sondern das Ziel sicher erreichen werden? Sind wir auch schon einmal an den Punkt gekommen, wo wir so überwältigt von dem Handeln des Herrn Jesus waren, dass wir sagen konnten: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“?