Gebet und Fasten

„Und er sprach zu ihnen: Diese Art kann durch nichts ausfahren als nur durch Gebet und Fasten.“ (Mk 9,29)

Als der Sohn Gottes von dem Berg der Verklärung herabsteigt, wird Er sofort mit dem Versagen seiner Jünger konfrontiert. Aufgrund ihres Unglaubens waren sie nicht in der Lage, einen besonderen Dämon auszutreiben. Im Gegensatz zu ihrem Meister hatten sie nicht gebetet und gefastet und besaßen daher auch nicht die geistliche Kraft, die Macht des Feindes zu überwinden.

Zeigt uns dieses Beispiel nicht, dass Glaubensvertrauen, welches sich u.a. durch Gebet und Fasten zeigt, von Gott mit besonderer Kraft gesegnet wird? Kann es sein, dass es gewisse Probleme gibt, die Gott nur löst, wenn wir auf unserer Seite beten und fasten?

Fasten bedeutet in erster Linie nicht zu essen. Daneben zeigt uns das Wort Gottes auch noch andere Formen des Fastens (siehe z.B. Jes 58,6.7); aber die primäre Form besteht darin, für eine Zeitlang auf Nahrung zu verzichten. Während wir im Gebet unsere Abhängigkeit gegenüber Gott ausdrücken, ist Fasten ein Akt der Selbstverleugnung – wir verzichten auf etwas, was uns eigentlich zusteht.

Gott zeigt uns an vielen Stellen in seinem Wort, dass gottesfürchtige Männer und Frauen gefastet haben. In der Regel geschah es in Verbindung mit Gebet; manchmal auch, um sich vor Gott zu demütigen (vgl. Dan 9,3; Esra 8,21), und manchmal auch, um Wegweisung von Ihm zu erhalten (Apg 13,1–4). Auf diese Weise haben Gläubige im Alten und im Neuen Testament ihren Körper an den geistlichen Übungen teilnehmen lassen.

Auch der Herr Jesus – unser großes Vorbild – hat hier auf der Erde gefastet. In demselben Psalm, wo von Ihm prophetisch gesagt wird: „Ich aber bin stets Gebet“, sagt Er auch: „Meine Knie wanken vom Fasten“ (Ps 109,4.24). Vierzig Tage und Nächte – mehr als sechs Wochen! – fastet Er in der Wüste, indem Er keine Nahrung zu sich nimmt. Seine Worte: „Diese Art kann durch nichts ausfahren als nur durch Gebet und Fasten“, weisen darauf hin, dass Er auch später während seines öffentlichen Dienstes gefastet hat.

Obwohl der Sohn Gottes seine Jünger in Matthäus 6 nicht dazu auffordert, zu fasten (genauso wenig wie Er sie dazu auffordert, zu beten oder Almosen zu geben), geht Er einfach davon aus, dass sie es praktizieren würden. Es ist wahr, dass wir im ganzen Neuen Testament keine konkrete Aufforderung zum Fasten finden. Trotzdem spricht Paulus, der selbst oft gefastet hat (2. Kor 11,27), davon, dass sich Diener des Herrn u.a. auch durch Fasten auszeichnen (2. Kor 6,5). Was würde Paulus wohl sagen, wenn ihm heute jemand sagen würde: „Ich faste nicht, weil ich im Neuen Testament keine konkrete Aufforderung dazu finde!?“

Im Blick auf die Frage, ob Fasten für Christen heute angebracht ist, hat jemand einmal treffend Folgendes gesagt: „Beschäftigen und bedrängen uns die Nöte im Werk des Herrn überhaupt noch so sehr, dass wir unseren Körper an den Übungen der Seele teilnehmen lassen? Das Beispiel des Apostels und seiner Mitarbeiter (Apg 13,1–4) zeigt uns eindringlich, was hingebungsvoller Dienst für den Herrn bedeutet und dass auch der Körper davon berührt wird – in Wachen, in Fasten.“

Haben wir uns schon mal die Frage gestellt, warum Gott uns in seinem Wort so viele ermutigende Beispiele von Menschen vorstellt, die gefastet haben? Es gibt viele, die heute den Niedergang in der Christenheit beklagen; aber wie viele gibt es, die sich auch wirklich in Tat und Wahrheit – mit Fasten und Flehen – darunter demütigen? Wenn Gott so oft in Gnade darauf geantwortet hat, warum sollte Er das heute nicht mehr tun? „Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut“ (Joh 13,17).