Martha spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird am letzten Tag. (Johannes 11,24)

Martha war gewiss, dass ihr Bruder auferstehen wird – sie spricht davon, dass es am „letzten Tag“ geschehen würde. Sie hatte sicher die Vorstellung, dass es ganz am Ende der Zeit eine Auferstehung aller Toten geben würde. Aus dem Alten Testament konnte man auch kaum etwas anderes entnehmen. Und der Herr hatte selbst mehrfach von der Auferstehung am letzten Tag gesprochen (Joh 6).

Doch der Herr Jesus zeigt Martha, dass er in sich selbst die Auferstehung und das Leben ist. Sie brauchte auf die Auferstehung von Lazarus darum nicht bis zum letzten Tag zu warten.

Und noch etwas machte er deutlich: Der Glaube an seine Person bringt dem Glaubenden die völlige Befreiung vom Tod. Diejenigen, die an ihn glauben, werden darum zum Leben auferweckt werden (Joh 11,25). Sie haben teil an der „Auferstehung des Lebens“, die von der „Auferstehung zum Gericht“ unterschieden werden muss (Joh 5,29). Das wird hier jedoch (in Joh 5) nicht weiter entfaltet.

Und außerdem wird es solche geben, die an Jesus Christus glauben, die gar nicht sterben müssen (Joh 11,26). Sie werden bei dem Kommen des Herrn verwandelt werden. Diese Wahrheit war im Alten Testament nicht bekannt, deshalb spricht Paulus in 1. Korinther 15 von einem „Geheimnis“: „Wir werden zwar nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden“ (1. Kor 15,51.52).

Paulus spricht in 1. Thessalonicher 4,15 von einem besonderen „Wort des Herrn“, was diese Sache betrifft: „Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“ (1. Thes 4,16.17). Diese beiden Stellen zeigen diese beiden Gruppen von Gläubigen, die bei der Entrückung da sein werden: die Toten in Christus und die Lebenden, die an Christus glauben. Diese beiden Gruppen finden wir auch in Johannes 11,25.26 – und zwar in derselben Reihenfolge wie in den genannten Stellen.

Wenn von der Auferstehung der Gläubigen und von der Verwandlung der Gläubigen die Rede ist, dann macht das auch klar, dass es keine allgemeine Auferstehung aller Toten am letzten Tag gibt – sondern man bei diesem Tag Phasen unterscheiden muss.

Es gibt, wie das Neue Testament lehrt, eine erste und eine zweite Auferstehung. Diese beiden Auferstehungen unterscheiden sich nicht nur thematisch („zum Leben“ und „zum Gericht“) – sonst müsste man auch nicht von zwei Auferstehungen reden (Joh 5,29) –, sondern auch zeitlich. Das macht eine Stelle aus Offenbarung 20,5 überdeutlich: „Die Übrigen der Toten [also diejenigen, die an nicht an der ersten Auferstehung teilhaben, Off 20,5.6] wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.“ So wenig wird es eine allgemeine Auferstehung geben!

Die zweite Auferstehung findet nach dem Tausendjährigen Reich statt, und alle, die dann auferstehen, werden gerichtet werden (Off 20,11–15).

Die erste Auferstehung, die vorher stattfindet, zerfällt in drei Etappen: erstens die Auferstehung des Herrn (1. Kor 15,23); dann die Auferstehung, wenn der Herr zur Entrückung kommt (die Stellen haben wir bereits gesehen); schließlich die Auferstehung derer, die in der Drangsalszeit umgekommen sind (Off 20,4), und die auferstehen werden, wenn der Herr in Herrlichkeit erscheint (diese beiden Kommen des Herrn sind in dem Ausdruck „Ankunft“ in 1. Korinther 15,23 zusammengefasst).

Diese erste Auferstehung ist eine „Aus-Auferstehung“ (Phil 3,21, Anmerkung Elberfelder Übersetzung), das heißt, einige Toten bleiben zunächst liegen. Diese Art der Auferstehung war den Jüngern zunächst unbekannt (Mk 9,10). Wir aber dürfen das aus den Belehrungen des Neuen Testaments erkennen.

Wenn Martha von einem „letzten Tag“ in Verbindung mit der Auferstehung redete, so war das an sich nicht verkehrt. Sie musste nur einige Details im Blick auf diesen „Tag“ lernen. Wenn Christen heute von einem „jüngsten Tag“ (oder „letzten Tag“) sprechen und dabei daran denken, es gäbe eine allgemeine Auferstehung der Toten, ist das nicht verständlich. Man tut dann so, als würde es die neutestamentlichen Belehrungen zu dem Thema Auferstehung gar nicht geben!

Bedenken wir: Es gibt keine allgemeine Auferstehung der Toten, sondern Gott wird die Gläubigen aus den Toten auferwecken, während am Ende der Zeit alle Ungläubigen zum Gericht aus den Gräbern hervorkommen werden.