Wenn der Gerechte betet

„Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre; und du, bist du einst umgekehrt, so stärke deine Brüder. Er aber sprach zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen“ (Lk 22,31–33).

Obwohl der Sohn Gottes Petrus eindrücklich warnt, widerspricht er Ihm. Nur kurze Zeit später verleugnet Petrus seinen Meister dreimal. Wie reagiert der Herr auf das Versagen seines Jüngers? Wie hätten wir reagiert? Vielleicht so: „Ich habe es dir doch vorher gesagt, aber du wolltest ja nicht hören. Jetzt sieh mal zu, wie du klarkommst.“ Doch das war nicht die Gesinnung Jesu. Wenn Er ein Werk bei uns angefangen hat, dann wird Er es auch zu Ende bringen (Phil 1,6)!

Der Herr sagt hier nicht: „Ich werde für dich beten“, sondern: „Ich habe für dich gebetet.“ Seine Fürbitte geht den Gefahren, Stürmen und Trübsalen voraus, die uns auf dem Weg „nach Hause“ begegnen. Jakobus schreibt: „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“ (Jak 5,16). Wie viel mehr gilt das für das Gebet des Gerechten! Als Hoherpriester ist Er aufgrund seiner eigenen Erfahrungen vollkommen in der Lage, uns in Versuchungen zu helfen (Heb 2,18), uns ohne Straucheln zu bewahren und völlig bis ans Ende zu erretten (Jud 24; Heb 7,25). Doch wenn wir fallen, greift Er, der Gerechte, als unser Anwalt bzw. Fürsprecher ein (1. Joh 2,1).

Durch Sünde in unserem Leben verlieren wir die Freude im Herrn und die praktische Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Oft benutzt der Herr dann sein Wort dazu, um uns zum Selbstgericht und Bekenntnis unserer Sünden zu führen (Joh 13), damit der Vater sie vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit (1. Joh 1,9). Es ist sein Ziel, dass wir glückliche Christen sind, die das ewige Leben (Joh 17,3) in vollen Zügen genießen! Tun wir das?

Doch der Dienst Jesu als Fürsprecher oder Anwalt besteht nicht nur darin, von Sünde zu überführen, sondern auch darin, die Wurzel bzw. Ursache der Sünde aufzudecken. Er möchte uns zeigen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass wir gefallen sind.

Die Wiederherstellung von Petrus geschah in drei Schritten:

  • Als Petrus gefallen war, blickte der Herr ihn sofort an; nicht vorwurfsvoll, sondern voller Sanftmut. Dieser Blick traf Petrus mitten ins Herz – und er weinte bitterlich (Lk 22,60). Das Bewusstsein, dass der Herr uns trotz unseres Versagens liebt, sollte auch uns zur Zerbrochenheit und Buße führen.
  • Doch der Herr Jesus ließ Petrus mit seinen Tränen nicht allein. Nach seiner Auferstehung ging Er sofort zu ihm, um mit seinem Jünger unter vier Augen zu reden (vgl. Lk 24,34; 1. Kor 15,5). 
  • Damit war die Wiederherstellung von Petrus aber noch nicht abgeschlossen. In Johannes 21 stellt der Herr Jesus ihm drei Fragen, um ihm die Wurzel seines Versagens – seinen Hochmut und sein Selbstvertrauen – deutlich zu machen. Das Wunderbare ist, dass der Sohn Gottes in diesem Gespräch den Dienstbereich seines Jüngers erweitert! Er sollte nicht nur ein Menschenfischer sein (Lk 5,10), sondern sich auch als Hirte um die Schafe Jesu kümmern.

Der Herr gab Petrus nicht auf, obwohl Er um sein Versagen wusste. Er wird auch uns nicht am Boden liegen lassen, wenn wir gefallen sind! „Denn der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf“ (Spr 24,16). So groß ist seine Liebe zu uns, daß Er nicht nur für uns starb, sondern auch jetzt vom Himmel aus unermüdlich für uns tätig ist und uns auf betendem Herzen trägt!

Wie oft denken wir darüber nach, was der Herr Jesus jetzt im Himmel täglich für uns tut? Wann haben wir Ihm das letzte Mal bewusst für diesen Dienst gedankt? Halten wir Ihm heute bereitwillig unsere schmutzigen Füße hin, damit Er sie waschen kann?