„Wacht aber, zu aller Zeit betend“ (Lk 21,36).

Nachdem der Sohn Gottes seinen Jüngern ein Stück weit sein Herz geöffnet hat sagt Er: „Bleibt hier und wacht mit mir“ (Mt 26,38). Er bittet sie darum mit Ihm zu wachen, aber nicht darum für Ihn zu beten. In der Stunde des Schreckens sehnte sein menschliches Herz sich nach Mitgefühl. Doch wie sollte ein Mensch für Ihn vor Gott eintreten? Diesen Kampf musste Er alleine auf den Knien kämpfen; und genau dafür entfernte Er sich von seinen engsten Vertrauten. Wenn schon Er, der einzig sündlose Mensch, so sehr das Bedürfnis nach Gebet empfunden hat, wie viel größer sollte unser Bedürfnis danach sein!

Was bedeutet es eigentlich zu wachen? Wachen steht im Gegensatz zu schlafen. Wenn jemand schläft, dann nimmt er die Realität um sich herum nicht (mehr) wahr und ist dementsprechend auch nicht vorbereitet wenn der Feind angreift. Ein unwachsamer Christ hat keine lebendige Gemeinschaft mit seinem Herrn und verschläft die Gelegenheiten zum Dienst, die Gott ihm gibt. Zu wachen dagegen bedeutet, dass wir den Herrn in alle Umstände des Alltags miteinbeziehen, Ihn stets vor uns stellen (Ps 16,8) und die Verbindung nach oben nicht abreißen lassen. Wenn wir wachsam sind verwandelt sich alles in Gebet! Der Herr selbst hatte seinen Jüngern gesagt: „Wacht aber, zu aller Zeit betend“ (Lk 21,36). Durch Wachen erkennen wir Satans Angel hinter dem Wurm, denn der Geistliche beurteilt alles (1. Kor 2,15)!

Zwei Mal schreibt der weiseste Mann der Welt: „Ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten, um auszuruhen – und deine Armut kommt herangeschritten, und deine Not wie ein gewappneter Mann“ (Spr 6,10 ; 24,33). Wie viel besser ist es stattdessen die Hände zum Gebet zu falten! Doch wir müssen aufpassen, dass das Gebet bei uns nicht zu einer bloßen Pflichtsache oder rituellen Handlung verkommt. Wie schnell passiert es, dass wir im Gebet „einschlafen“, indem wir anfangen förmlich zu werden oder Gott Vorträge zu halten! Dabei ist es sein Wunsch, dass wir vertrauensvoll, konkret und mit dankbaren Herzen beten! Paulus schreibt: „Verharrt im Gebet und wacht darin mit Danksagung“ (Kol 4,2).

Petrus nahm sich die Ermahnung des Herrn, zu wachen und zu beten, nicht zu Herzen. Daher ist es auch kein Wunder, dass er kurze Zeit später flieht als die Soldaten kommen. Aber nicht nur das: Ohne gebetet zu haben begibt er sich selbst in große Gefahr und folgt Johannes in den Hof des Hohenpriesters. Als dort kurze Zeit später der Hahn zweimal kräht, hat Petrus seinen Herrn bereits dreimal verleugnet. Jemand hat dazu treffend den einprägsamen Satz gesagt: „We should think on the 'stone's throw', lest we weep at the cock‘s crow.“

Doch Petrus hat aus seinen Fehlern gelernt! Deshalb wurde Er auch von Gott dazu befähigt andere zu warnen, nicht die gleichen Fehler zu machen. Mit einem Hirtenherz ermahnt er die Gläubigen: „Seid nüchtern, wacht; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht standhaft im Glauben“ (1. Pet 5,8). Anstatt wie die zehn Jungfrauen zu schlafen, lebte der Apostel jetzt im Licht der Ewigkeit, denn er schreibt: „Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“ (1. Pet 4,7).

Wie oft ist mangelndes Gebet die Ursache dafür, dass wir versagen? Wie leicht fällt es uns am Wochenende abends länger wach zu bleiben, uns festzuquatschen oder im Internet zu surfen! Aber wie schwer fällt es uns abends mal eine Stunde dranzuhängen, um allein oder zusammen mit anderen im Gebet zu wachen! Woran liegt das?