Der Wechsel der Szene, und noch viel mehr der Wechsel in dem Leben des Gardareners, hätte nicht größer und krasser sein können. Eben sprang er noch nackt in den Grabstätten herum und war für sich und alle anderen eine Gefahr. Jetzt sitzt er bekleidet und vernünftig bei dem Herrn Jesus.

Was war geschehen? Hier war der Stärkere in das Haus des Starken eingedrungen und hatte den Starken gebunden (vgl. Mk 3,27). So war der Gardarener von der zerstörerischen Macht Satans, die sein Leben bis dahin bestimmte, frei gemacht worden.

Es ist nur allzu verständlich, dass der befreite Gardarener nun den Wunsch hatte, bei dem zu bleiben, der ihn befreit hatte. Doch der Herr erlaubte es ihm nicht, sondern gab ihm einen unmissverständlichen Auftrag: „Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkündigen ihnen, wie viel der Herr an dir getan und wie er sich seiner erbarmt hat“ (Mk 5,19).

Uns wird nicht von einen „Wenn und Aber“ berichtet, sondern einfach: „Und er ging hin und fing an …“ (Mk 5,20a). Die Botschaft, die er verkündigt, ist einfach. Es ist eine persönliche Botschaft, eine, die er selbst erfahren hatte. Sie handelte von Jesus und wie viel dieser Jesus an ihm, dem Gardarener, getan hatte. Es war eine überzeugende Botschaft, denn alle verwunderten sich (Mk 5,20b).

Halten wir einen Moment inne. Dieser Gardarener, ist das nicht auch meine und deine Geschichte? Schauen wir uns einige Punkte an.

1. Er kam aus den Grüften (Mk 5,2)

Die Grüfte sind der Bereich des Todes schlechthin. Der natürliche Mensch lebt in gleicher Weise im Bereich des Todes, denn durch die Sünde ist diese Welt ein Ort des Todes geworden. Gleicherweise sagt uns Epheser, dass wir tot waren in Vergehungen und Sünden (Eph 2,1).

2. Er hatte einen unreinen Geist (Mk 5,2)

Dieser Mann war besessen von einem unreinen Geist. Er war völlig der Macht Satans verfallen. Zudem wird die Sünde in ihrem unreinen Charakter vorgestellt. Der natürliche Mensch, der nicht wiedergeboren ist, ist völlig Satan ausgeliefert (wenn er auch nicht besessen ist) und kann nicht anders als sündigen. Durch die Sünde hat Satan die Macht über den Menschen gewonnen. „Jeder der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht“ (Joh 8,34).

3. Niemand konnte ihn mit Ketten binden (Mk 5,3), und niemand vermochte ihn zu bändigen (Mk 5,4)

Der Mensch empfindet sein Elend und versucht, dem zu begegnen. Wie oft hat man versucht, die Sünde zu „binden“ und zu „bändigen“. Verschiedene philosophische Richtungen haben versucht, das Böse zu bändigen. Andere haben sich hinter Mauern in ein Kloster eingeschlossen – doch die Sünde in ihnen kam mit. Nein, aus eigener Kraft schafft der Mensch es nicht, der Sünde zu begegnen. Dazu braucht es immer noch das Wunder der Neugeburt, die nur Gott bewirken kann.

4. Er schrie, Tag und Nacht (Mk 5,5), er zerschlug sich mit Steinen (Mk 5,5) und er war wütend sowie eine Gefahr für andere (Mt 8,28).

Die letzten Punkte weisen uns die Unruhe und die Selbstzerstörungskraft der Sünde auf. Ruhe und Frieden ist nur bei dem zu finden, der gesagt hat: „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28). Dass die Sünde zerstörerisch ist, stimmt sowohl für die Zeit als auch für die Ewigkeit. Nicht immer tritt das im gleichen Maß und Art auf. Eindeutig sehen wir es bei Alkoholabhängigkeit oder Drogenkonsum. Aber auch bei solchen, die nicht in offener Sünde leben, führt die Sünde, wenn wir in ihr verharren, zur Selbstzerstörung. „Der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23). Wer nach dem Fleisch lebt, wird sterben (Röm 8,13).

Menschlich gesehen war der Fall des Gardarener hoffnungslos. Und so war unserer. Wenn nicht die Gnade und Barmherzigkeit unseres Heiland-Gottes uns begegnet wäre, wir würden heute noch ein Leben unter der Macht Satans und der Sünde verkauft führen. Nichts anderes als das ewige Gericht würde uns erwarten. Und doch, wer fasst dies Glück, den kennenzulernen, der wirklich frei macht (Joh 8,36)?

Wir, die wir selber so einen Wechsel und so eine Befreiung erfahren haben, sollten wir nicht auch darin dem Gardarener gleich sein und hingehen und anfangen, den Menschen zu erzählen, wie viel der Herr Jesus an uns getan hat? So wie er haben wir einen klaren Auftrag. Der Herr hat uns nach unserer Bekehrung eben nicht direkt zu sich in den Himmel geholt. Nein, er hat uns hier auf der Erde gelassen und uns einen Auftrag gegeben: „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15; vgl. Mt 28,19; Lk 24,47; Joh 20,21; Apg 1,8). Wie haben die Jünger damals reagiert? „Sie aber gingen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte“ (Mk 16,20).

Kennzeichnet uns auch dieser prompte Gehorsam?