Der Herr Jesus hatte den Gardarener gerade von der Macht Satans befreit. Unter dem Eindruck seiner Befreiung möchte der Gardarener verständlicherweise bei dem Herrn bleiben. Doch der Herr lässt es ihm nicht zu, sondern gibt ihm einen Auftrag: „Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, wie viel der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat“ (Mk 5,19).

Wie wir gesehen haben, hat der Herr auch uns einen Auftrag gegeben. Die Ausführung dieses Auftrages, der jedem wiedergeborenen Christen gilt, ist keine Frage der Befähigung, sondern eine Frage von Gehorsam und des Bewusstseins, wie viel der Herr an mir persönlich getan hat. Wie viel Zeit mag wohl zwischen der Befreiung des Gardareners und seiner Verkündigung gelegen haben? Es wird nicht viel gewesen sein. Wie viel mag er wohl in dieser Zeit von dem Herrn Jesus verstanden haben? Es wird nicht viel gewesen sein. Aber das ist hier auch gar nicht der Punkt. Wir dürfen getrost davon ausgehen, dass der Herr uns niemals einen Auftrag gibt, ohne uns auch dazu zu befähigen. Mit zunehmendem Glaubensgehorsam dürfen wir auch damit rechnen, dass der Herr uns in unserem Verständnis weiterführen wird. Von der Seite des Herrn wird nie etwas fehlen, was wir für die Ausführung unseres Auftrages brauchen.

Der Wechsel des Zustandes des Gardareners und damit auch der seines Verhaltens war offensichtlich. Er, „der Besessene“, „der die Legionen gehabt hatte“ (Mk 5,15), saß nun, gekleidet und vernünftig bei dem Herrn Jesus und war damit eine Predigt für sich. Das blieb den Menschen nicht verborgen. Und dennoch reichte es nicht. Der Herr sagt ihm: Verkündige! Macht den Mund auf! Rede! Es sollte eben nicht nur beantwortet werden, was („wie viel … getan hat“) und an wem („an dir“) es geschehen war – beides war offensichtlich –, sondern auch, wer es getan hatte („der Herr“; vgl. Mk 5,19). Gerade der letzte Punkt war nicht offensichtlich. Hier musste ein deutliches Zeugnis abgelegt werden.

Nicht anders ist es heute. Die Menschen mögen unser Verhalten und unsere Worte sehen. Unser Leben spielt sich nicht im Verborgenen ab. Es stimmt, dass ein gottesfürchtiges Leben eine „Predigt“ für sich ist. Aber dass Jesus Christus unser Retter und Herr ist – und damit Quelle, Kern und Kraft unseres Lebens –, das muss mit dem Mund bezeugt werden. Keiner der Menschen um uns herum wird seine Sündhaftigkeit erkennen und sich in seiner Not an den Herrn wenden, weil er sieht, dass wir fleißig arbeiten oder unser Garten immer ordentlich gepflegt ist und wir immer freundlich grüßen. Nein, dazu ist ein aktives Zeugnis notwendig. Dass unser Leben zu unseren Worten passen muss, ist die andere Seite der Medaille. Die Predigt unseres Lebens geht einher mit der Predigt unserer Worte.

Der Gardarener nun „ging hin und fing an“. So einfach. Der Herr hatte ihm gesagt: „Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkündige ihnen“ (Mk 5,19a). Der Herr hatte den Jüngern geboten, dass sie „angefangen von Jerusalem“ allen Nationen das Evangelium verkündigen sollten (vgl. Lk 24,47). Mit „allen Nationen“ (Lk 24,47), „in die ganze Welt“, „der ganzen Schöpfung“ (Mk 16,16) und nochmal „alle Nationen“ (Mt 28,19) ist das ganze Ausmaß der Verkündigung des Evangeliums gegeben. Da gibt es keine Grenzen – weder geografische, nationale, ökonomische noch soziale. Gleichfalls ist der Startpunkt unserer Verkündigung gegeben. Für den Gardarener war es „sein Haus“, für die Jünger war es nach dem vollbrachten Werk des Herrn Jesus Jerusalem. Und auch für uns im 21. Jahrhundert beginnt es dort, wo unser Herr uns hingestellt hat. Zuerst in der eigenen Familie: wenn Gott uns Kinder geschenkt hat, an den eigenen Kindern. Von da aus darf und muss es dann aber, im Sinne des Auftrages des Herrn, weiter seine Kreise ziehen. Wie weit der Einzelne gehen soll, muss in Abhängigkeit zum Herrn erkannt werden.

Wir können doch davon ausgehen, dass der Gardarener gehorsam war und zuerst in sein eigenes Haus gegangen ist. Aber es blieb nicht bei einem „Minimal-Gehorsam“. Er ging hin und verkündigte in der ganzen Dekapolis, wie viel Jesus an ihm getan hatte. Konnte er schweigen? Konnte er nicht von dem reden, was er erfahren hatte? Er, der ein Kandidat des Todes gewesen war und unter der ganzen zerstörerischen Macht des Satans gelitten hatte? Nein, das war unmöglich! Und so zieht er los und macht der Freude seines Herzens Luft. Diesen Jesus, der so eine Befreiung wie an ihm vollbringen konnte, den mussten die Menschen kennenlernen. Der Gardarener war sich sehr bewusst, wie viel der Herr an ihm getan hatte. Dieses lebendige Bewusstsein brachte ihn in Bewegung und öffnete seinen Mund.

Der Gardarener ist ein schönes Beispiel der Macht und Gnade unseres Herrn. Er hält uns aber auch den Spiegel vor, und wir müssen uns unweigerlich fragen, wie das bei uns aussieht. Sind wir dem Auftrag unseres Herrn gehorsam? Habe ich ein lebendiges Bewusstsein der Gnade und Macht Gottes in meinem Leben? Wenn nicht, dann lasst uns das vor unserem Herrn bekennen und Ihn bitten, uns in der Gemeinschaft mit Ihm beim Lesen Seines Wortes dieses Bewusstsein wieder zu geben.