Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisst nicht, was; wir beten an und wissen, was; denn das Heil ist aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4,21–24).

Christus hat seine „göttliche Kompetenz“ darin bewiesen, dass er der Frau am Jakobsbrunnen, die er scheinbar ganz zufällig traf, ihr sündiges Leben aufgedeckt hatte (Joh 4,15–19). Das gab der Frau Mut, eine wichtige Sache anzuschneiden, die wie eine Frage wirkt: Hatten die Samariter Recht, die auf dem Berg Gerisim anbeten, oder haben die Juden Recht, die Jerusalem zum Zentrum der Anbetung machen (Joh 4,20).

Der Herr Jesus sagt gewissermaßen (Joh 4,21): Die einen sagen dieses, die anderen jenes, aber höre doch auf mich. – Er macht deutlich, dass diese Frage bald überholt sein wird. Die Anbetung würde in der kommenden Epoche nicht mehr von einem Ort abhängig sein, denn Gott hat sich als Vater offenbart, und seine Kinder („ihr“) können ihn von überall anbeten – für Kinder gibt es keinen geweihten Ort.

Der Sohn Gottes schiebt mit diesem einen Satz nicht nur die eigenwillige Religion der Samariter beiseite, sondern auch die jahrtausendalte, von Gott selbst gegebene israelitische Gottesdienstordnung! Niemand durfte so etwas tun als nur der, der diese Ordnung selbst eingesetzt hatte! Und wie bemerkenswert ist es, dass der Sohn Gottes diese weitreichende Aussage an einem Brunnen in Sichar einer sittenlosen Frau erklärte!

Nachdem Christus gezeigt hat, dass die Frage nach dem Ort der Anbetung eigentlich obsolet war, klärt er diese Sache doch (Joh 4,22): Die Juden beten an und wissen, was sie aufgrund göttlicher Offenbarung kennen, während die Samariter einen Gottesdienst üben, ohne sich dabei auf göttliche Offenbarung stützen zu können. Den Juden, dem erwählten Gottesvolk, gehörte der „Dienst“, und aus dieser Linie kam dem Fleisch nach der Christus (Röm 9,4.5), der Jesus („Retter“) genannt wurde.

Danach kommt der Herr Jesus in Johannes 4,23.24 nochmals auf diese „Stunde“ der Anbetung des Vaters zu sprechen (in seiner Person war diese Stunde schon angebrochen, denn er hat den Vater offenbart) und zeigt nicht nur, was in dieser Stunde nicht gefunden wird (nämlich die Weihe eines besonderen Ortes), sondern auch, was diese Stunde charakterisiert:

  • Es ist eine Anbetung, die wahrhaftige Anbeter darbringen. Es geht nicht um eine äußere Nähe zu Gott.
  • Es ist eine Anbetung, die geistlich geschehen würde und nicht durch äußere Zeremonien.
  • Es ist eine Anbetung, die auf der Grundlage der völligen offenbarten Wahrheit geschieht und wo es keine Unwissenheit gibt.
  • Es ist eine Anbetung, die völlig freiwillig geschieht, denn der Vater verordnet sie nicht, sondern er sucht sie.
  • Wer Gott, der sich völlig in Christus gezeigt hat, in dieser „Stunde“ anbetet, der darf ihn aber auch nur in dieser Weise – in Geist und Wahrheit – anbeten. Gott weist alles andere (wie zum Beispiel materielle Schlachtopfer) zurück.