2. Das Haus als Wirkungskreis der Gnade

Es zeigt sich bei uns immer so leicht die Neigung, die Gnade Gottes zu begrenzen, und fehlende Bereitschaft, sowohl an ihre Souveränität als auch an ihre Fülle zu glauben. Und diese Neigung tritt oft gerade bei denen stark hervor, die am eifrigsten auf den großen Wahrheiten der Erlösung bestehen. Es ist daher stets notwendig für uns, selbst das immer wieder neu zu untersuchen, was wir als die unbestrittenen Lehren der Schrift auffassen, nicht um uns selbst in Unruhe zu bringen oder Unsicherheit zu fördern, sondern mit dem aufrichtigen Wunsch, in jeder Beziehung ganz dem Wort Gottes unterworfen zu sein. Es gibt zum Beispiel viele geliebte Kinder Gottes, die die Bedeutung und Kraft der Worte des Paulus an den Kerkermeister: „Glaube an den Herrn Jesus und du wirst errettet werden, du und dein Haus“, übersehen. Sie erkennen die Notwendigkeit eines persönlichen Glaubens und die damit verbundene Zusicherung einer persönlichen Errettung; aber die hinzugefügte Verheißung wird, was die praktische Anwendung betrifft, sehr oft vergessen. Wenn also heute die Frage gestellt wird: „Was muss ich tun, damit ich errettet werde?“, so lautet die Antwort gewöhnlich nur: „Glaube an den Herrn Jesus und du wirst errettet werden“, und sowohl im Sprechen als im Schreiben werden die Worte „du und dein Haus“ fast immer ausgelassen; und damit wird der Wirkungskreis der Gnade Gottes unabsichtlich eingeengt.

Versuchen wir daher zu erkennen, was die Schrift über diesen Gegenstand, nämlich über das Verbundensein des Gläubigen mit seinem Haus, sagt. Wir werden sehen, dass uns in früheren Zeiten wie auch in der Haushaltung der Gnade derselbe Grundsatz entgegentritt.

Betrachten wir zuerst 1. Mose 7,1: „Und der Herr sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein Haus, denn dich habe ich als gerecht vor mir befunden in diesem Geschlecht.“ Diese Stelle ist überaus wichtig, weil sie so gefasst ist, dass über ihre genaue Bedeutung kein Zweifel bestehen kann. Der Grund, warum Gott dem Noah befiehlt, mit seinem Haus in die Arche zu gehen, ist: „Denn dich habe ich gerecht vor mir befunden in diesem Geschlecht.“ Und wenn auch entgegnet werden könnte, dass vielleicht alle Glieder dieser Familie vor Gott gerecht waren, so verbietet doch die spätere Geschichte eines derselben –  Ham (1. Mo 9,22–25) – diesen Gedanken. Somit kann die Bedeutung des uns Erzählten, dass nämlich die Familie Noahs um des Glaubens ihres Hauptes willen von dem Gericht der Sintflut errettet wurde, in keiner Weise geschmälert werden. Freilich war es nicht die Errettung der Seele, obwohl ein Bild derselben (1. Pet 3,20.21). Und dennoch war es keine geringe Segnung, sicher in der Arche durch die mächtige Flut hindurchgetragen zu werden, die die ganze Erde verwüstete. „Und vertilgt wurde alles Bestehende, das auf der Fläche des Erdbodens war, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zu den Vögeln des Himmels und sie wurden von der Erde vertilgt. Und nur Noah blieb übrig und was mit ihm in der Arche war.“ Gott in seiner Gnade errettete also das ganze Haus aufgrund des Glaubens Noahs aus dem Gericht und versetzte sie auf die neue Erde. Und diese Gnade beschränkte sich nicht auf die Söhne Noahs; nein, auch ihre Frauen waren in die barmherzige Fürsorge Gottes mit eingeschlossen, insgesamt also jene acht Personen, von denen Petrus sagt, dass sie durch Wasser gerettet wurden (1. Pet 3,20).

Gehen wir zu einem anderen Beispiel über, das wir in 1. Mose 12 finden: „Und Abram ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte … und Abram nahm Sarai, seine Frau, und Lot, den Sohn seines Bruders, und alle ihre Habe, die sie erworben, und die Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten, und sie zogen aus, um in das Land Kanaan zu gehen; und sie kamen in das Land Kanaan.“ Ohne uns jetzt näher auf diesen Fall einzulassen (da wir bei einem anderen Teil unseres Gegenstands darauf zurückkommen werden), möchten wir hier nur auf die Tatsache hinweisen, dass das Haus Abrams mit ihm selbst von Chaldäa und Haran nach Kanaan gebracht wurde, wiederum als ein Beispiel des Grundsatzes, dass Familienhaupt und Familienmitglieder vor Gott eng miteinander verbunden sind.

Wir finden weiter Lot, ein umso unwürdigeres Beispiel dieser Gnade, als er von dem Pfad des Glaubens abgewichen war, den Charakter des Pilgers abgestreift hatte und ein Einwohner und Bürger Sodoms geworden war. Die Einzelheiten seiner Geschichte sind allen wohl bekannt; oh, möchten ihre Warnungen und Lektionen mehr beachtet werden! Die Langmut Gottes war eben im Begriff, seinem gerechten Gericht Platz zu machen, weil die Sünde der Städte der Ebene sehr schwer war. Aber als sie zerstört werden sollten, da gedachte Gott Abrahams und entsandte Lot mitten aus der Umkehrung, als er die Stätte umkehrte, in denen Lot gewohnt hatte (1. Moe 19,29). Indessen möchten wir hier nicht einmal in erster Linie auf die Verbindung Lots mit Abram aufmerksam machen, so bedeutungsvoll sie auch für unseren Gegenstand ist, noch auch selbst auf den Umstand, dass er, wie wir annehmen können, durch die Fürbitte seines Onkels von dem Gericht errettet wurde. Vielmehr möchten wir uns mit der Familie Lots selbst beschäftigen, betreffs welcher wir wieder den gleichen Gedanken Gottes walten sehen, denn nicht nur Lot, sondern auch seine Familie wurde am Tag dieses Gerichts verschont oder hatte wenigstens die Gelegenheit zur Rettung. Und die Männer sprachen zu Lot: Wen du noch hier hast, einen Schwiegersohn und deine Söhne und deine Töchter, und wen irgend du in der Stadt hast, führe heraus aus diesem Ort. Denn wir wollen diesen Ort verderben, weil ihr Geschrei groß geworden ist vor dem Angesicht des Herrn; und der Herr hat uns gesandt, die Stadt zu verderben“ (1. Mo 19,12.13). Es darf nicht vergessen werden, dass Lot ungeachtet der traurigen Stellung, die er einnahm, dennoch ein Gerechter war (2. Pet 2,8), und demgemäß sehen wir hier wieder, wie an anderen Orten, dass Gott die Familie seines Knechtes als eng mit ihm selbst verbunden ansah und dass seine Gnade und Barmherzigkeit alle mit einschloss, die mit dem Gerechten in irgendeiner Verbindung standen. Ihnen allen wurde die Rettung vor dem Gericht angeboten, welches so bald hereinbrechen sollte, obwohl die Schwiegersöhne Lots in ihrem Unglauben (und wer weiß, ob ihr Benehmen nicht zum großen Teil seine Ursache in Lots Wandel hatte) anstatt des Lebens den Tod wählten. „Und Lot ging hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter genommen hatten und sprach: Macht euch auf, geht weg aus diesem Ort, denn der Herr will diese Stadt verderben. Aber er war in den Augen seiner Schwiegersöhne wie einer, der Scherz treibt.“

Nächst diesem ist es das Passah, das uns ganz besonders eine vorbildliche Darstellung des Grundsatzes gibt, der uns beschäftigt. Der Herr gebot Mose: „Redet zu der ganzen Gemeinde Israels und sprecht: Am zehnten dieses Monats nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für das Haus.“ Und später: „Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid.“ Es ist klar, dass das Passah in Israel familienweise gehalten wurde, weil das Gebot des Herrn „ein Lamm für ein Haus“ verlangte, und familienweise blieben sie auch bewahrt durch das Blut, das auf ihre Wohnungen gesprengt worden war. Demnach war es die Handlung des Vaters, sein Gehorsam des Glaubens, wodurch das Haus sichergestellt wurde vor dem Gericht, das auf Ägypten fiel, gerade wie Noahs Glaube ihn bestimmte, die Arche zu bauen, in der seine ganze Familie vor der Flut Schutz fanden. Der Zustand der Hausgenossen kam dort nicht infrage, sondern es handelte sich einfach darum, ob das Haupt des Hauses die göttlichen Weisungen befolgt, ob er das Lamm getötet und das Blut gesprengt hatte. War dies der Fall, so konnte keine Plage sich ihnen nahen. „Der Herr wird hindurchgehen, um die Ägypter zu schlagen, und sieht er das Blut an dem Türsturz und an den beiden Pfosten, so wird der Herr an der Tür vorübergehen und wird dem Verderber nicht erlauben, in eure Häuser, um zu schlagen.“ Soviel wir wissen, war es freilich nur der Erstgeborene, der ohne den Schutz des Blutes von dem Gericht betroffen worden wäre; jedoch ging die Bedeutung desselben, als Vorbild des Blutes Christi, viel weiter, und es beschützte kraft seines vorbildlichen Wertes familienweise ganz Israel. Denn wir hören Mose, als er die beständige Beobachtung der Passahfeier verordnete, sagen: „Und es soll geschehen, wenn eure Kinder zu euch sagen werden: Was soll euch dieser Dienst?, so sollt ihr sagen: Es ist ein Passahopfer dem Herrn, der an den Häusern der Kinder Israel in Ägypten vorüberging, als er die Ägypter schlug und unsere Häuser rettete.“ Auch als Pharao ihn fragte: Welche sind es, die ziehen wollen?, erwiderte Mose: „Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern.“ Und das Blut bewahrte sie alle vor dem Verderben, wie wir gesehen haben.

Wir finden dieses Prinzip auch alle fünf Bücher Mose hindurch bestätigt (siehe z.B. 3. Mose 16,17; 22,11–13; 4. Mose 18,11; 5. Mose 12,7; 14,26).

Bevor wir zum Neuen Testament übergehen, möchten wir noch den Fall Rahabs erwähnen, der sowohl eines der merkwürdigsten Beispiele der Gnade Gottes ist, die uns in der Schrift erzählt sind, als auch eines der deutlichsten Vorbilder der Berufung der Nationen. Der Heilige Geist gibt Rahab einen Platz unter denjenigen, die sich durch ihren Glauben auszeichnen (Heb 11). Und was finden wir, wenn wir die Erzählung selbst lesen? Dass sie bei der Zerstörung Jericho allein entrann?  Dass ihr Glaube nur ihr selbst nützte? O nein. Sondern die Kundschafter sprachen zu ihr: „Siehe, wenn wir in das Land kommen, so sollst du die Schnur diese Karmesinschnur ins Fenster binden, durch das du uns heruntergelassen hast, und sollst deinen Vater und deine Mutter und deine Brüder und das ganze Haus deines Vaters zu dir ins Haus versammeln; und es soll geschehen, wer irgend aus der Tür deines Hauses auf die Straße gehen wird, dessen Blut sei auf seinem Haupt, und wir werden von unserem Eid entbunden sein. Jeder aber, der bei dir im Haus sein wird, dessen Blut sei auf unserm Haupt, wenn Hand an ihn gelegt wird“ (Jos 2,18.19). Und als sie die Stadt einnahmen, da sprach Josua zu den zwei Männern, die das Land ausgekundschaftet hatten: „Geht in das Haus der Hure, und führt die Frau und alle ihre Angehörigen von dort heraus, wie ihr es ihr geschworen habt. Da gingen die Jünglinge, die Kundschafter, hinein und führten Rahab und ihren Vater und ihre Mutter und ihre Brüder und alle ihre Angehörigen hinaus: Alle ihre Geschlechter führten sie hinaus; und sie ließen sie außerhalb des Lagers Israels. … So ließ Josua Rahab, die Hure, und das Haus ihres Vaters und alle ihre Angehörigen am Leben; und sie hat in der Mitte Israels gewohnt bis auf diesen Tag, weil sie die Boten versteckte, die Josua abgesandt hatte, um Jericho auszukundschaften“ (Jos 6,22–25).

Wir finden zwischen Rahab und den anderen Fällen, die wir betrachtet haben, diesen Unterschied, dass sie nicht das Haupt einer Familie war. Aber gerade dies lässt das, was man das Familienprinzip oder die Einheit der Familie vor Gott nennen könnte, noch mehr hervortreten. Es möchte fast scheinen, als ob diejenigen, die in Familienbeziehungen zu wahren Gläubigen stehen, einen besonderen Platz erhalten und die Gegenstände der zarten Sorge Gottes werden. In der Tat sagt uns der Korintherbrief: „Der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den Mann; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig“ (1. Kor 7,14).

Alle die angeführten Beispiele sind aus dem Alten Testament genommen, und es handelt sich nun darum, zu sehen, ob sich derselbe Grundsatz auch in der Haushaltung der Gnade wiederfindet. Wäre dies nicht der Fall, so könnten unsere Seelen wohl Segen empfangen durch die Betrachtung dieser bemerkenswerten Wege Gottes in früheren Zeiten, diesen Offenbarungen seines Charakters und seiner zarten Liebe, aber wir könnten daraus nichts auf die Beziehungen des Gläubigen unserer Zeit zu seinem Haus schließen. Finden wir ihn aber auch jetzt wieder, so gibt uns alles zusammen ein herrliches Licht bezüglich unserer Familienverhältnisse vor Gott, aber ebenso wohl auch bezüglich der überaus ernsten Verantwortlichkeiten (und fügen wir hinzu, der gesegneten Vorrechte) des Hauptes der Familie oder des Hauses.

Nehmen wir zuerst Apostelgeschichte 11. Der Apostel Petrus war bei Kornelius gewesen und hatte dort gesehen, wie der Heilige Geist auch auf die Nationen ausgegossen wurde, so dass er sie, in Übereinstimmung mit seinem Auftrag, als der Versammlung Gottes auf Erden beigefügt erklärte. Als er und seine jüdischen Gefährten sie in Sprachen reden und Gott erheben hörten, da antwortete Petrus: Könnte wohl jemand das Wasser verwehren, dass diese nicht getauft würden, die den Heiligen Geist empfangen haben, wie auch wir? Und er befahl, dass sie getauft würden in dem Namen des Herrn (Apg 10,44–48). Bei seiner Rückkehr nach Jerusalem aber äußerte sich der Unwille der dortigen Brüder darüber, dass er mit denen aus den Nationen verkehrt habe. Als Antwort auf diese Anklage erzählte Petrus alle die Umstände, die zu diesem Besuch geführt hatten, sprach von seinem Gesicht und erklärte, wie er nur den direkten Weisungen des Geistes Gottes gefolgt sei. Weiter erzählte er ihnen, wie Kornelius durch einen Engel Befehl erhalten hatte, nach ihm zu senden, und zwar mit diesen Worten: „Sende nach Joppe und lass Simon holen, der auch Petrus genannt wird, der wird Worte zu dir reden, durch die du errettet werden wirst, du und dein ganzes Haus.“

Hier also, ganz am Anfang des Christentums, begegnen wir wieder dieser Verbindung des Hauses mit seinem Haupt. Dann weiter in Kapitel 16 finden wir, wie der Apostel Paulus dem Kerkermeister in Philippi genau dasselbe erklärt: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“, sagt er. Diese zweimalige Wiederholung derselben Verheißung, wobei sogar noch dieselben Worte gebraucht werden (außer dass Petrus von dem ganzen Haus spricht), führt zu der Annahme, dass sie eine wohl bekannte und angenommene Wahrheit ausdrückten, und sie sind umso bedeutungsvoller, als sie das eine Mal durch den Apostel der Beschneidung, das andere Mal durch den Apostel der Nationen ausgesprochen wurden, obgleich es sich in beiden Fällen um die Letzteren handelte.

So finden wir diesen Grundsatz, der in vorigen Zeitaltern galt, auch für unsere Zeit bestätigt, und zwar durch zwei der ersten Repräsentanten des Christentums, einerseits Petrus als „Zeuge der Leiden Christi“, andererseits Paulus, der sein Apostelamt von dem Herrn in der Herrlichkeit empfangen hatte; beide sind eins in ihrem Zeugnis. Der Unglaube mag die Bedeutung dieser Worte zu verdrehen und ihre Kraft zu vermindern suchen, aber sie stehen da als eine unauslöschliche Erklärung betreffs der Wege Gottes als eine Offenbarung seines Herzens. Sie lehren die Heiligkeit der Familienbande, ja die Einheit des Hauses in seinen Augen.

Trotzdem aber müssen wir uns hüten, dabei nicht über die Gedanken Gottes hinauszugehen, und daher die wirkliche Bedeutung dieser Verheißung zu erfassen suchen.

Vor allem soll darüber kein Zweifel bestehen, dass damit nicht gesagt ist, es seien durch den Glauben des Hauptes der Familie die einzelnen Glieder derselben errettet. Keine Wahrheit tritt in der Schrift bestimmter hervor als die, dass es ohne persönlichen Glauben keine Errettung gibt. Esau, die Söhne Elis und die Söhne Samuels, Absalom und andere sind ernste, warnende Beispiele davon, dass der Glaube des Vaters das Kind nicht errettet, und es sollte dies immer höchst nachdrücklich hervorgehoben werden. Denn während wir den Kreis der Gnade Gottes einerseits nicht verengen dürfen, dürfen wir ihn andererseits auch durchaus nicht erweitern. So sehr wir an der Einheit des Hauses in Gottes Augen festhalten sollen, so entschieden müssen wir darauf bestehen, dass jedes Familienmitglied an den Herrn Jesus glauben muss, um errettet zu werden. Gebe man sich doch ja in diesem Stück keinem Irrtum hin, dessen Folgen so verhängnisvoll sein müssten.

Dennoch aber hat das Haus des Gläubigen in den Augen Gottes ein besonders bevorzugten Platz auf Erden. Die Kinder werden durch ihre Beziehungen zu den gläubigen Eltern als in äußerer Verbindung mit dem Volk Gottes betrachtet, als für ihn abgesondert („geheiligt“) und in den Kreis der unmittelbaren Tätigkeit des Heiligen Geistes versetzt. Dies ist, nach unserem Dafürhalten, die Bedeutung des schon angeführten Schriftwortes: „Nun aber sind sie [die Kinder des gläubigen Vaters oder der gläubigen Mutter] heilig.“ Denn Heiligkeit bedeutet Absonderung für Gott. Und da es sich in diesem Fall nicht um innere Heiligkeit handeln kann noch um die Heiligkeit, die der Gläubige in Christus vor Gott hat, so kann mit diesem Ausdruck nur äußere Absonderung gemeint sein, d.h., sie sind sozusagen getrennt von der Welt und mit denen in Verbindung gebracht, die den Namen Christi auf Erden bekennen und die Behausung Gottes im Geist bilden. Daher richten sich die Ermahnungen des Epheserbriefes und des Kolosserbriefes auch an die Häuser der Gläubigen, an die Frauen, Männer, Kinder, Eltern, Knechte und Herren; alle sind in diese Ermahnungen mit eingeschlossen, wobei jede Gruppe einzeln angesprochen wird. Und in dieser Tatsache liegt auch die Verantwortlichkeit des Gläubigen begründet, sein Haus für den Herrn zu regieren.

Wenn wir daher auf der einen Seite die überströmende Gnade unseres Gottes bewundern, die auch unsere Häuser in ihre Segnungen miteinschließt, so lasst uns auf der anderen Seite nicht die Verantwortlichkeiten vergessen, die daraus hervorfließen, denn Vorrechte und Verantwortlichkeiten sind stets eng miteinander verbunden. Mögen wir sie in der Gegenwart des Herrn stets mehr und mehr zu erkennen und zu erfüllen suchen, ja möge er uns Gnade geben, ihnen so nachzukommen, dass dadurch sein Name verherrlicht werde in uns und in einem jeden Mitglied unserer Häuser!