Schon lange denke ich, dass die Anweisung des Apostels in 2. Timotheus 4,13 eine tiefere Bedeutung hat, als allgemein angenommen wird. Er verlangte eher nach dem in Troas zurückgelassenen Mantel als nach einem neuen. Ebenso wünschte er, „die Bücher“ zu haben, die – so scheint es nach dem allgemeinen Ausdruck, der verwendet wird – nicht die (heiligen) Schriften gewesen sind, und „besonders die Pergamente“.

Diese Pergamente, von äußerst kostbarem und dauerhaftem Material und unbeschrieben, begehrte der Apostel, weil er sich bewusst war, dass sich sein äußerer Dienst dem Ende zuneigte. „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden“ (2. Tim 4,6). Können wir uns vorstellen, dass irgendetwas mehr vor seinem Geist gewesen wäre als der Wunsch, seine Briefe zu dauerndem Gebrauch unter seinem Auge abgeschrieben zu sehen? Als er ursprünglich (z.B. an die Thessalonicher u.a.) schrieb, war er sich hinsichtlich des Geschriebenen voll seines inspirierten Charakters bewusst und beschwor sie bei dem Herrn, dass das, was er geschrieben hatte, allen Brüdern vorgelesen würde (1. Thes 5,27). Und wenn er in seinem nächsten Brief von einem unechten Brief spricht, der zur Irreleitung der Gläubigen gefälscht worden war, so lenkte er die Aufmerksamkeit darauf, dass als Zeichen der Echtheit wenigstens der Gruß mit seiner, des Paulus, Hand geschrieben war (2. Thes 3,17).

So können wir umso besser den Unterschied verstehen zwischen den beschriebenen Büchern, die keinen heiligen Charakter trugen, und den unbeschriebenen Pergamenten, die zu einem äußerst wichtigen Gebrauch zum gegenwärtigen Augenblick bestimmt waren, da er sagen konnte: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt“ (2. Tim 4,7). Auf seinen Reisen würde er wohl nie eine einzige Schriftrolle, die von den Schriften in seinem Besitz war, zurückgelassen haben, dessen können wir versichert sein; aber weder verbrannte noch verachtete er andere Bücher. Doch alles, was er schreibt, zeigt eine Seele, die völlig über der Zügellosigkeit des Geistes steht und die jede Autorität in göttlichen Dingen verwirft außer der Gottes.

Entnommen aus www.imglaubenleben.de (eine sehr hilfreiche Seite mit vielen guten Auslegungen).