Auf einem Markt in Indien verkaufte ein Bauer Wachteln. Damit sie nicht wegfliegen konnten, hatte er jedem Vogel eine Schnur um ein Bein gebunden. Die Schnüre waren an einem Ring in der Mitte befestigt, der von einem Pflock am Boden festgehalten wurde. Die Wachteln marschierten nun, so angebunden, trübselig im Kreis umher wie Zirkuspferde.

Ein frommer Brahmane, der es mit der Ehrfurcht vor dem Leben sehr ernst nahm, erkundigte sich nach dem Preis und sagte dann zu dem Bauern: „Ich möchte sie alle kaufen.“ Der war natürlich erfreut. Der Brahmane bezahlte und sagte: „Jetzt möchte ich den Vögeln die Freiheit schenken. Schneiden Sie die Schnüre durch und lassen Sie sie frei.“ Da nahm der Bauer ein Messer und zerschnitt die Fesseln.

Aber was geschah? Die Wachteln liefen weiter im Kreis herum! Schließlich musste er sie fortscheuchen. Doch sie flogen nur ein kurzes Stück, dann landeten sie und liefen wieder im Kreis herum. Es war nicht zu fassen: Sie waren frei, losgebunden, niemand hielt sie fest, und doch marschierten sie weiter im Kreis herum wie zuvor.

Gleicht nicht mancher Christ diesen Vögeln? Obwohl er wahrhaft in Buße und Glauben zum Herrn Jesus gekommen ist, machen ihm seine alten Gewohnheiten und Lebensweisen oft noch schwer zu schaffen. Er kann sie nicht einfach abschütteln. Doch der Glaubende ist frei – durch das Kreuz von Golgatha von jeder Fessel befreit, von früheren Gewohnheiten ebenso wie von den vergeblichen Besserungsversuchen. In dieser Gewissheit kann er freudig für den Herrn Jesus leben und findet dann auch die Kraft, jede Versuchung zu meiden.

[Aus dem Kalender „Die gute Saat“]