Frage: Wie ist 2. Korinther 5, 21 zu verstehen: „Auf daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm“?

Antwort: Eine kleine Geschichte erklärt diesen Ausdruck, weshalb sie zur Einleitung wie folgt vorausgeht:

Von zwei leiblichen Büdern war einer gläubig und der andere unbekehrt. Trotz vieler Warnungen und Ermahnungen seitens des gläubigen Bruders lebte der ungläubige in den bösen Dingen der Welt. Eines Tages wird er in einen Streit verwickelt und erschlägt seinen Gegner. Blutbesudelt stürzt er in großer Aufregung nach Hause zu seinem gläubigen Bruder, um ihm in Hast das Vorkommnis zu erzählen und ihn um seinen Rat zu bitten. Dieser sieht nach der Lage der Sache keinen anderen Ausweg, als sofort die beschmutzten Kleider seines Bruders anzuziehen und sich der nachfolgenden Polizei zu stellen, die ihn in der festen Überzeugung, daß er der Schuldige sei, festnimmt und dem Richter vorführt.

Der Richter hält dem Unschuldigen die Straftat vor und, da er keine Entschuldigung vorbringt, verurteilt er ihn zum Tode. Nachdem das Urteil vollzogen ist, erhält der sich versteckt gehaltene Bruder davon Kenntnis, stürzt nun eilig zum Richter und bekennt sich als der Schuldige, in der Erwartung, nun ebenfalls hingerichtet zu werden. Der Richter aber sagt, daß die gerechte Strafe bereits den Unschuldigen getroffen habe und er, nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit, ihn nicht nochmals verurteilen könne. Damit ging der Schuldige frei aus und verkörperte in sich den gerechten Standpunkt (die Gerechtigkeit) des Richters.

So ist es auch in bezug auf den Gläubigen, der schuldig war, für den aber der Unschuldige (Jesus Christus) gerichtet wurde. Und weil das geschehen ist, gestattet es Gottes Gerechtigkeit nicht, die, die an Ihn geglaubt haben, nochmals zu richten. Somit sind sie ebenfalls die verkörperte Gerechtigkeit Gottes, und das alles deshalb, wie der Vers ausdrückt, weil Gott Ihn, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht hat.

[Aus: „Ermunterung und Ermahnung“, Jahrgang 1979]