Manche Gläubige, gerade jüngere, beten (fast) ausschließlich zu dem Herrn Jesus. In ihrer Vorstellung scheint Gott (der Vater) beinahe unnahbar zu sein – und so wenden sie sich im Gebet  nur an den menschgewordenen Retter. Darin ist sicher ein Mangel erkennbar. Denn wir haben das Vorrecht „Abba Vater“ zu sagen und zu Gott, dem Vater, zu kommen in dem Bewusstsein, dass er uns selbst lieb hat. Die Kindlein in der Familie Gottes sind dadurch gekennzeichnet, dass sie den Vater erkannt haben (1. Johannes 2).

Doch ist gibt auch eine Tendenz, die das Beten zu dem Herrn Jesus als weniger geistlich darstellen will. Und das ist eine gefährliche Tendenz! Umso mehr ist das der Fall, wenn gesagt wird, dass wir uns (gerade in den Zusammenkünften) unbedingt an Gott (den Vater) wenden sollten. Das empfinde ich als einen Angriff auf die Ehre und Würde unseres Herrn Jesus Christus! Wir sollen doch den Sohn ehren, wie wir den Vater ehren.

Die Schrift zeigt uns an mehreren Stellen, dass Gläubige zu dem Herrn Jesus gebetet haben oder beten sollen:

In Matthäus 9,38 sagt der Herr: „Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte.“ Der Herr der Ernte ist er selbst – zu ihm sollen wir beten, damit er Arbeiter aussende.

Die Jünger auf dem Obersaal beteten: „Du, Herr, Herzenskünder aller …“ (Apostelgeschichte 1,24). Allerdings könnte damit auch eine allgemeine Anrede Gottes gemeint sein (vgl. Apg 4,29–30).

Stephanus betete: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apostelgeschichte 7,59).

In Apostelgeschichte 9,10–14 finden wir Ananias in Unterredung mit seinem Herrn und die Christen werden in Vers 14 als solche beschrieben, die Namen des Herrn Jesus anrufen.

Paulus sprach mit dem verherrlichten Herrn, was wir durchaus Gebet nennen können (Apostelgeschichte 9,5–6; 22,10).

In 1. Korinther 1,2 werden die Gläubigen dadurch charakterisiert, dass sie den Namen des Herrn Jesus Christus anrufen.

Paulus flehte dreimal zu dem Herrn, weil ein Engel Satans ihn quälte (2. Korinther 12,8).

Der Apostel Paulus ermahnt uns, Gemeinschaft mit solchen zu haben, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen (2. Timotheus 2,22).

In Offenbarung wird das Lamm von Gläubigen angebetet (Offenbarung 5).

Die, die teilhaben an der ersten Auferstehung, sind Priester Gottes und des Christus (Offenbarung 20,6).

Und die Braut Christi ruft: “Komm, Herr Jesus!“ (Offenbarung 22,20).

Wir dürfen, auch öffentlich, freimütig zu dem Herrn Jesus beten. Dabei müssen wir auch nicht sorgfältig überlegen, was für ein Gebetsgegenstand wir haben, um dann entsprechend die „richtige“ Person der Gottheit anzusprechen. Denn manche meinen, dass man z.B. im Blick auf die Tätigkeit auf christlichem Gebiet besser zu dem Herrn Jesus bete und man sich bei Krankheiten besser an den Vater wenden soll. Doch so eine scharfe Trennung ist nicht möglich und nicht nötig. Würde man das Thema „Vergebung“ nicht eher bei Gott und dem Vater ansiedeln? Aber die Schrift verbindet den Gedanken der Vergebung auch mit der Person Christi (Kol 3,13) – und schiebt allein schon damit menschlichem Schablonendenken einen Riegel vor.

Hast du heute schon zu dem Herrn Jesus gebetet?