Wir Christen haben manches Mal die Neigung, uns fast ausschließlich mit den Abschnitten in der Bibel zu beschäftigen, die die Kirche (Versammlung, Gemeinde) zum Inhalt haben. Die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Friedensreich wird dann vernachlässigt. Zu diesem Thema hat William Kelly etwas Hilfreiches geschrieben:

... in diesen Kapiteln tritt vor allem Christus in Verbindung mit seinem Königtum vor uns. Es ist so, dass wir für das Königreich immer genauso viel Raum lassen müssen wie für die Wahrheiten über die Kirche. (Es ist wichtig, dass wir den Wahrheiten über das Reich immer genauso viel Platz einräumen wie für diejenigen der Versammlung). Es ist ganz natürlich, dass wir ein besonderes Interesse an dem Leib Christi, der Kirche (Versammlung, Gemeinde) Gottes, haben. Es ist auch sehr gut nachvollziehbar, dass unsere ganzen Interessen und Zuneigungen in diese Richtung gehen. Nicht nur deshalb, weil wir direkt betroffen sind, sondern weil wir hier die reichhaltigsten Offenbarungen der Herrlichkeit Christi und den Ausdruck der tiefsten Gnade und Weisheit Gottes finden können. Aber es ist nie ein Beweis großer Kraftentfaltungen des Heiligen Geistes, meine Brüder, wenn wir unsere Freude nur in den Dingen, die uns selbst betreffen, finden können. Es ist offensichtlich ein besseres Zeichen, wenn wir Wahrheiten deshalb wertschätzen, weil sie die Herrlichkeit Christi betreffen und nicht nur deshalb, weil sie unsere eigenen sind (weil sie uns persönlich angehen). Und ich bin mir sicher, dass du die Erfahrung machen wirst (es nicht finden wirst), dass die Freude über all das, was zur Verherrlichung Christi dient, und allem, was die Wege Gottes in Bezug auf seinen Sohn offenbaren, in keinem Maß den Genuss und die Freude über die Wege Gottes mit seiner Versammlung, oder den Ratschlüssen der Herrlichkeit, die uns betreffen, tatsächlich schmälern wird. Es ist eine gesunde und Gott verherrlichende Sicht der Schrift, wenn sie Christus, sowohl was das himmlische, als auch was das irdische betrifft, in den Mittelpunkt stellt, was letztlich zur Verherrlichung Gottes durch und in uns dient. Zu jeder Zeit gilt, dass wir es vor allem nötig haben Christus selbst vor uns zu stellen und nicht nur das, was wir an persönlichen Vorrechten auf uns beziehen dürfen.

Der Punkt ist der, dass wir so gesegnet, so völlig und reichlich in Christus beschenkt worden sind, dass wir in dem Maß unseres Glaubens in der Lage sein sollten, ohne Neid und innerer Beeinträchtigung in alles einzutreten, was den Herrn Jesus verherrlicht. Das sollte stets unser Maßstab sein. Alles, was ihn verherrlicht, sollte uns genügen. (Nehmen wir einmal an, dass sich das Königreich auf einer geringeren Stufe befinden würde als die Versammlung; dann würde für uns zum Reich schon deswegen eine höchst wichtige Verbindung bestehen, weil wir mit Christus regieren werden,) Selbst wenn sich das Königtum auf einem untergeordneten Level befinden sollte, besteht für uns zum einen bereits deswegen eine höchst wichtige Verbindung, weil wir mit Christus regieren werden, wie es auf der anderen Seite wahr ist, dass wir in eine ganz besondere Stellung der Segnung in Verbindung mit Christus gebracht worden sind. Für uns ist beides wahr und der Apostel Paulus predigte beide Wahrheiten, jede an ihrem Platz, genauso wie wir es ebenfalls machen sollten. In der Apostelgeschichte können wir leicht erkennen, dass die Betonung mehr auf der Verkündigung des Reiches liegt. In den Briefen, die sich an die Versammlungen richten, ist es naturgemäß so, dass wir ihren eigenen besonderen Teil sehr klar herausgestellt finden. Aber auch dort finden sich beide Seiten. Und es ist ein großer Fehler anzunehmen, dass wir eine höhere Wertschätzung der Kirche Gottes bekommen, wenn wir eine bestimmte Wahrheit beiseite lassen. (Dieser Grundsatz wird umso wichtiger je näher das Kommen des Herrn rückt.) Im Gegenteil wird diese Unterscheidung dort besser verstanden, wo wir bereit sind, der Ausrichtung des Geistes Gottes durch sein ganzes Wort hindurch genau zu folgen. Und geliebte Brüder, ich möchte sagen, dass wir das heute soviel wie nie zuvor brauchen. Es hat zum Niedergang der Kirche Gottes beigetragen, dass ein kleiner Teil der Schrift so behandelt wurde, als würde er die ganze Wahrheit bilden. Um von dieser Tendenz befreit zu werden, ist es das geeignetste und beste Mittel, wenn wir Christus angenommen und gesehen haben, dass er das Geheimnis jeder Segnung ist. Es geht deshalb darum, die Beschäftigung mit Christus, und nicht nur mit der Kirche, zu fördern. Erst dann wird die Kirche, das Reich und jeder andere Teil des Handelns Gottes im vollen Licht vor uns stehen.

[Eingesandt von Stephan Keune]