Einst war Unfrieden in einer Werkstatt. Herr Bohrer, ein tiefer Forscher, meinte, Bruder Hobel tue durchaus nur oberflächliche Arbeit. Wenn man die Späne sehe, so scheine es, als wäre viel Wesens da, es sei viel geleistet worden, und doch sei lediglich die Oberfläche berührt worden. „Ich jedoch, ich gehe in die Tiefe!“ Da entgegnete Prediger Hammer: „Ich achte Ihre Weisheit, Herr Bohrer, doch Sie sollten vor Ihrer Tür wischen. Ihr Einfluss beschränkt sich doch nur auf einen kleinen Umkreis!“ – „Halt, Bruder Hammer“, rief der spitzfindige Geselle Nagel, „Sie machen viel Lärm, und doch treffen Sie immer nur den Kopf!“

Derweilen legten zwei alte Sägen ihre Häupter bedenklich zusammen und die eine flüsterte durch ihre gebrochenen Zähne: „Mir gefällt es nicht mehr. Früher, da hieß es so: ,Hin und her, langsam, aber sicher!' Und auf diese Weise ging's schließlich durch und durch. Aber heute muss mit diesen modernen Maschinen alles in wenigen Minuten fix und fertig sein. Wir kommen ja nur noch so selten zum Einsatz!“

Nun rief Freund Stemmeisen aus der Ecke: „Prediger Hammer ist stark kritisiert worden, aber ich muss gestehen, ich habe lange unter seiner Leitung gearbeitet und kenne die Wucht seiner Argumente und die vortreffliche Wirkung seiner Sprache. Kein Streich, den er führt, verfehlt seinen Zweck!“

Ein zufällig anwesendes Hufeisen mischte sich ein und meinte: „Auch ich anerkenne Herrn Hammers Gewalt, aber ungleich mehr habe ich durch unseren Prediger Blasebalg erhalten. Wärme! Wärme tut Not, die schmilzt die Herzen, welche der Gewalt widerstehen!“ Freund Hufeisen beendete seinen Einwurf mit dem Ausruf: „Oh, wo wäre ich, wenn Prediger Blasebalg nicht durch seinen Hauch das Feuer angefacht hätte, das mich so herrlich durchglüht hat!“ – Da erhob sich ein allgemeiner Beifallssturm: „Ja, Wärme, Wärme benötigen wir!“

Doch der ehrwürdige Professor Schleifstein, der erst vor kurzem einigen jungen Beilen den Verstand geschärft hatte, war nicht einverstanden: „Wärme, meine Herren, genügt nicht! Zu tüchtiger Arbeit reichen Wärme und Inbrunst nicht aus. Wenn ein Werkzeug etwas Rechtes ausrichten soll, dann braucht es dazu Schärfe, feine Bildung!“ – Das war aber nun wieder dem ungebildeten Schraubstock zu viel: „Ich bestrebe mich“, brummte er einfach, „alles, was mir in den Weg kommt, herzhaft anzufassen, und was ich einmal festhalte, das lasse ich so bald nicht wieder los. So ist mir schon manche Arbeit gelungen!“ – Jetzt meldeten sich die beiden Freunde Winkel und Meter aus der Stille: „Wir befürchten, es möchte einer in seinem ungesunden Eifer zu weit gehen. Etwas Rechtes ist wirklich noch niemandem gelungen, der nicht auf der ganz genauen Linie der vorgeschriebenen Pflichten geblieben ist!“ – „Oh, ich habe schon manchen Nagel festgeschlagen, ohne irgendeinen Plan“, sagte Bruder Hammer leise vor sich hin und schien dabei, wie alle anderen, völlig zu vergessen, dass eine höhere Hand ihn dabei geleitet hatte.

In diesem Moment öffnete sich die Tür, und des Zimmermanns Sohn trat ein. Mit einem Schlag verstummte der ganze Wortkrieg, während dessen übrigens auch nicht die geringste Arbeit getan worden war. – In der Gegenwart des Meisters befand sich in der Werkstatt alles wieder im Frieden und im Einklang. Jedes Werkzeug kam in wohldurchdachter Abwechslung zur Verwendung. Und so wuchs die Arbeit unter der weisen, schaffenden Hand des unvergleichlichen Meisters zu einem herrlichen, vollkommenen Werk heran.