Über die aufgestellten Bretter der Stiftshütte wurden 4 Teppiche bzw. Decken gelegt. Die unterste Decke war die vierfarbige Cherubimdecke; darauf wurde die Ziegenhaardecke gelegt, darüber kam die rot gefärbte Widderfelldecke und ganz oben lag eine Decke aus Sehkuhfellen.

Einerseits sprechen diese Teppiche von Christus (dessen Leib ein Tempel war; Johannes 2,21) andererseits auch von uns Christen, die wir das Haus Gottes bilden. Wir erinnern uns an die Worte aus 1. Johannes 2,8: „Das, was wahr ist in ihm und in euch.“    

Der vierfarbige Cherubimteppich

Zehn Teppiche wurden zusammengefügt und auf die Bretter gelegt: Das Ganze wird die „Wohnung“ genannt (Vers 1). Die Teppiche waren aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin. Cherubim wurden in Kunstweberarbeit eingeflochten. Die vier Farben sprechen von der Herrlichkeit des Herrn, wie sie in den vier Evangelien gesehen wird. Die Farben waren miteinander verwoben. Und so können wir sagen, dass wir in allen Evangelien diese Herrlichkeiten sehen, obgleich sozusagen eine Farbe jeweils in einem Evangelium besonders hervorstrahlt.

Diese vier Farben finden wir auch bei dem Vorhang zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten (Kap. 26,33), bei dem Vorhang für den Eingang des Zeltes (Kap. 26,36) und beim Torteppich des Vorhofs (27,16). Beachtenswert ist, dass die Cherubim nur beim Vorhang, der ins Allerheiligste führt, und bei dem untersten Teppich im Allerheiligsten gefunden werden. Im Allerheiligsten sind auch noch die beiden Cherubim auf der Bundeslade. Die Cherubim sind die Eigenschaften Gottes im Gericht und die Ausführung des Gerichts. (Es dürfte nicht die Absicht des Geistes Gottes sein, die Gedanken auf Engel zu lenken, obgleich es wahr ist, dass die Engel Gericht ausführen.) Es wird ganz klar: In Gottes Gegenwart kann Böses nicht geduldet werden, er richtet es! Also: Zwei der vier vierfarbigen Teppiche waren mit Cherubim und zwei Teppiche ohne Cherubim hergestellt worden. Wenn sie mit Cherubim waren, wird von Kunstwebearbeit gesprochen, und wenn sie ohne Cherubim sind, ist von Buntwirkerarbeit die Rede.

Byssus: Symbolisch für die makellose, reine und heilige Menschheit unseres Herrn. Diese Reinheit ist nötig, um in der Gegenwart Gottes stehen zu können (3. Mose 16,4; vgl. Hesekiel 9,3–4). Byssus steht auch für das, was das Ergebnis des Heiligen Geistes Gottes ist in dem Leben der Gläubigen: „Die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Offenbarung 19,8). „Lass deine Priester bekleidet werden mit Gerechtigkeit“ – und waren mit feiner Leinwand bekleidet. Byssus ist feinst gewebter Stoff aus Leinen oder Baumwolle. – Wir denken an das Lukasevangelium.

Blauer Purpur: Symbolisch für das, was himmlisch ist. Der Hinduname für Himmel ist einfach ihr Wort für „blau“. Es ist die Farbe des wolkenlosen Himmels. Johannes 3,13 und 1. Korinther 15,47. – Wir denken an das Johannesevangelium.

Roter Purpur: Symbolisch für die Herrlichkeit Christi als König der Könige und Herr der Herren. Ein Kaiser ist genau genommen ein König der Könige. Roter Purpur war die bestimmte Farbe, die von dem römischen Kaisern benutzt wurde. „Den Purpur anlegen“ bedeutete, den Kaiserthron besteigen. Wir finden den Purpur in der Schrift gern mit heidnischen Monarchen verbunden (Est 1,6). Am Ende des Markusevangeliums setzt sich Christus zu Rechten Gottes. – Wir denken an das Markusevangelium.

Scharlach/Karmesin: Symbolisch für die Herrlichkeit Christi als König Israels. Scharlachfarbe ist die königliche Farbe. Als die Soldaten den Anspruch des Herrn, König Israels zu sein, verspotteten, legten sie ihm „einen scharlachfarbenen Mantel“ an. Scharlach ist ein leuchtendes Rot, es ist die Farbe des Blutes. Den Scharlachmantel finden nur in Matthäus: Kap. 27,28 (In der alten Elb steht es in der Anmerkung). Bei Tamar und bei Rahab finden wir Karmesin (1. Mose 38,28 und Josua 2,21). Und gerade diese beiden Frauen finden wir im Matthäusevangelium. – Wir denken bei dieser Farbe also an das Matthäusevangelium.

Die zehn Teppiche waren 28 Ellen lang und 4 Ellen breit. Das Heiligtum war 10 Ellen hoch und 10 Ellen breit (2x). Einmal von links nach rechts macht 30 Ellen. Der Teppich war 28 Ellen lang. Somit wird klar, dass jeweils auf einer Seite eine Elle Abstand bis zum Boden blieb (bzw. etwas mehr, denn die Breite der Bretter muss auch noch berücksichtigt werden). Der einzelne Teppich war 4 Ellen breit. 10 Teppiche x 4 = 40 Ellen. Das Heiligtum war 30 Ellen lang und 10 Ellen hoch. Also kam die Decke am Ende des Heiligtums fast auf den Boden.

Fünf Teppiche wurden auf eine nicht näher beschriebene Weise zusammengenäht. Die beiden 2x5 Teppiche wurden mit Schleifen aus blauem Purpur und fünfzig Klammern aus Gold zusammengefügt. Das erinnert daran, dass Gott die Gläubigen auf eine himmlische (blau) und göttliche Weise (Gold) miteinander verbunden hat.

Die Verbindung der 2x5 Teppiche war exakt dort, wo der Übergang vom Heiligsten in das Allerheiligste war. Auch auf diese Weise macht Gott deutlich, dass ein Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten besteht. Wir können, im Bild gesprochen, auch sagen: Die Verbindung zwischen uns Gläubigen kann es nur geben, weil Christus starb und der Vorhang des Tempels von oben nach unten zerriss.

Teppich aus Ziegenhaar

Elf Teppiche wurden zusammengefügt. Das Ganze wird „Zelt“ genannt (Vers 7). Offenbar war diese Decke zum Schutz der vierfarbigen Cherubim-Decke (Vers 7).  Die Propheten hatten Ziegenhaarmäntel. Dadurch zeigten sie ihre Trennung von dem Treiben der Welt. Auf Christus angewandt: Seine Herrlichkeit und Würde (Cherubimdecke) konnte von niemand verdunkelt werden, weil er abgesondert von den Sündern seinen Weg ging – so konnte er die Volksmengen fragen, ob ihn jemand der Sünde überführen könne. Die Ziege ist besonders ein Sündopfer (28x wurde der Ziegenbock damit in Verbindung gebracht). Und der Prophet ist es auch, der die Sünde anprangert. Das dunkle Ziegenfell wird wohl auch für Sacktuch verwandet und lässt sich somit der Trauer des Propheten über die Sünde verbinden (2. Könige 1,8; Offenbarung 11,30; Sacharja 13,4; Johannes 4,19). Die Ziege steht oft im negativen Zusammenhang. Man denke an den Betrug an Isaak und Jakob (1. Mose 27 und 37). Man denke an die Böcke in Matthäus 25 ... Und so werden wir zu der großen Aussage geführt: Der Teppich aus Ziegenhaar weist daraufhin, dass Sünde da ist, aber auch, dass es eine Lösung für Sünde gibt – in Christus. Es ist noch zu beachten, dass es Ziegenhaar und nicht Ziegenfell ist. Es geht nicht darum, dass ein Tier getötet wird.

Es waren insgesamt 11 Teppiche. Das ergibt insgesamt 44 Ellen Teppich (11x 4). Das Heiligtum war 30 Ellen lang und 10 Ellen hoch. Bleiben noch 4 Ellen übrig. Die Hälfte des vorderen Teppichs (2 Ellen) wurde doppelt gelegt. (Ansonsten hätte der Teppich ja in den Eingang hineingeragt und der Gedanke hätte aufkommen können, dass der Zugang nicht frei sei. Andererseits konnte man den Teppich auch nicht am Ende gut herunterhängen lassen.). Es bleiben nun zwei Ellen übrig. Hier muss man auch noch die Dicke der Bretter in Betracht ziehen, so dass man sagen kann, dass die Ziegenhaardecke bis zum Boden reichte. 

Die rot gefärbten Widderfelle und die Seekuhfelle

Die Widderfelle und  Seekuhfelle werden „Decke“ genannt, was bei dem vierfarbigen Teppich und bei dem Ziegenhaarteppich nicht der Fall ist. Die ersten beiden Decken (d.h. die beiden unteren Decken) stellen Christus dar, die anderen beiden Eigenschaften von Christus.

Bei diesen beiden Decken finden wir keine Maße. Auch sind sie nicht aus verschiedenen Stoffen zusammengesetzt worden. Sie sind aus einem Stück. Das will sagen, es gab keine deutliche Nahtstellen. Denn natürlich gibt es keine Seekuh, die so groß war, dass sie für die Decke gereicht hätte. Diese Decken wurden wohl zeltartig ausgespannt (vgl. 2. Mo 35,18).

Der Widder ist ein Leittier und das Weihe-Tier (2. Mose 29). Diese Weihe geht in den Tod. Wir brauchen nicht nur Absonderung, wie wir das bei den Ziegen sehen, sondern auch Weihe. Eine Weihe der Liebe, die bis in den Tod führt. Das sehen wir bei dem Herrn Jesus. Äußerliche Absonderung und innere Hingebung an den Herrn sollen Hand in Hand gehen.

Die Seehkuhfelle sind äußerlich unscheinbar. Seekühe sind auch nicht sehr gesellig. Christi Stimme erschallte nicht auf den Straßen. Seekühe leben als Säugetiere im Wasser und somit in einem fremden Element. Das deutet vielleicht auf den himmlischen Fremdling hin. Von außen sah man nur die Seekuhfelle  (und das nur zur Hälfte), der Priester aber konnte im Heiligtum die herrliche Decke sehen aus Byssus, blauen und roten Purpur und Karmesin. Das erinnert daran, dass die Menschen keine Pracht in Christus sahen (Jesaja 53,2), aber dass die Gläubigen seine Herrlichkeit angeschaut haben (Johannes 1,14). Und diese Herrlichkeit kann heute noch in der Gegenwart Gottes (im Heiligtum) bewundert werden!

Bemerkung: In manchen Bibelübersetzungen (auch in der alten Elberfelder) steht „Dachsfell“ und nicht „Seekuhfell“. Die Übersetzung „Dachs“ geht auf Luther zurück, der mit dem schwierigen hebräischen Wort wohl nichts Genaues anfangen konnte. Die griechische und lateinische Übersetzung soll zumindest einen Anklang auf blau und violett haben, was eher an Seekühe denken lässt. Auch soll es eine alte Tradition geben, die dies besagt.