„Und David sandte Boten hin und ließ sie [Bathseba, die Frau Urijas] holen; und sie kam zu ihm, und er lag bei ihr (sie hatte sich aber gereinigt von ihrer Unreinheit)“ (2. Sam 11,4).

David begeht Ehebruch. Das wird hier in schlichten Worten beschrieben; dabei fügt der heilige Schreiber eine Nebensächlichkeit hinzu, die überrascht: Die Frau war nicht mehr unrein, d. h., ihre Monatsblutungen hatten aufgehört.

Was David bei dieser Sache durch den Kopf ging, weiß ich nicht. War es ihm vielleicht wichtig, dass er (neben den ganz natürlichen Empfindungen) die Vorschrift aus 3. Mose 18,19 beachten wollte: „Und einer Frau in der Verunreinigung ihrer Unreinheit sollst du nicht nahen, um ihre Blöße aufzudecken“?

Wenn es so war, hätte er sehr gut daran getan, das größere Gebot Gottes zu beachten, das genau einen Vers später wie folgt formuliert wird: „Und bei der Frau deines Nächsten sollst du nicht liegen zur Begattung, so dass du durch sie unrein wirst“ (3. Mo 18,20).

So ist es im Prinzip auch heute noch oft: Wir beachten etwas, was Gott will (und nehmen das auch ernst), und setzen uns doch gleichzeitig über ein wichtiges Gebot hinweg. Wir begegnen vielleicht einem Bruder zuvorkommend, aber in unserem Herzen wüten Neid, Missgunst und Hass, und wer seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder (1. Joh 3,15).

Gott möchte, dass wir sein ganzes Wort halten und nicht nur das, was uns gefällt.