Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; dieses ist mein Leib. Und er nahm [den] Kelch und dankte und gab ihnen denselben und sprach: Trinket alle daraus. Denn dieses ist mein Blut, das des [neuen] Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch aber, daß ich von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken werde, bis an jenem Tage, da ich es neu mit euch trinken werde in dem Reich meines Vaters. Und als sie ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus nach dem Ölberg“ (Mt 26, 26–30).

Bewegende Szene! Sie aßen gerade von dem Passahmahl, von dem „Lamm, am Feuer gebraten“, das für uns in so lebendiger Weise von Christus als dem wahren Opferlamm redet, als der Herr Jesus, der allein von allem die wahre Bedeutung kannte, unvermittelt Brot nahm, es segnete, brach und es den Jüngern mit den Worten gab: „Dies ist mein Leib“. Sie mochten diese Worte ebensowenig verstehen wie die, die den Kelch begleiteten, aber sie bedeuteten nichts anderes als dies: ER, der Messias, würde von Seinem Volk endgültig verworfen und getötet werden. „Mein Leib“ – „Mein Blut“, Brot und Kelch voneinander getrennt, reden von Seinem Tod, den Er nicht nur als Märtyrer, sondern zur Sühnung unserer Schuld erdulden würde ...

Was aber meint der Herr mit dem neuen Bund? Er steht offenbar im Gegensatz zum alten, zum ersten Bund vom Sinai, der ein zweiseitiger Bund und ein Bund der Werke war, gegründet auf die freiwillig übernommene Verpflichtung des Volkes Israel, alle Worte Jehovas zu tun. Der neue Bund ist, wie wir sogleich sehen werden, ein einseitiger Bund, der auf Gott selbst gegründet ist und nicht von der Treue des Menschen abhängt.

Von den alttestamentlichen Schreibern ist der Prophet Jeremias der einzige, der direkt von dem neuen Bund redet, obgleich auch andere Propheten dessen Segnungen beschreiben. Und im Neuen Testament ist der Herr Jesus der Erste, der den neuen Bund erwähnt und dessen Grundlage zeigt: Sein Blut. Doch hören wir zuerst die Worte Gottes durch den Mund des Propheten Jeremias:

„Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen werde: nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe ... Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel machen werde nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein ..., denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken“ (Kapitel 31, 31–34).

Halten wir zuerst fest, mit wem der HERR den neuen Bund machen wird. Viele glauben, weil der Herr von dem Kelch des Abendmahles als dem Blut des neuen Bundes spricht, dass sich dieser Bund auf die Kirche, auf die Versammlung beziehen müsse. Doch der Herr Jesus macht nicht mit Seiner Versammlung, die Er selber baut und auf Sich selbst baut, einen Bund, und die Nationen standen nie in einer Bundesbeziehung zu dem HERRN. Nein, mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda wird Er ihn machen – „nach jenen Tagen“. Dass der neue Bund noch zukünftig ist und dass Gott ihn mit den beiden Häusern Israels schließen wird, wird im achten Kapitel des Hebräerbriefes ausdrücklich bestätigt.

Als Nächstes sei der Inhalt dieses Bundes hervorgehoben. Drei wichtige Elemente wird er enthalten:

l) „Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen“ - das ist die Andeutung der Wiedergeburt, die das Volk Israel als Nation erleben wird. Auch der Prophet Hesekiel redet von diesem Wunder der Gnade Gottes in bezug auf dieses Volk (vgl. Kapitel 36, 24–38).

2) „Denn sie alle werden mich erkennen“ - dann wird nicht mehr wie heute „die Decke auf ihrem Herzen“ liegen (2. Kor 3, 14–15), sondern sie werden Gott erkennen, werden Den anschauen, den sie durchstochen haben (Sach 12, 10 und Off 1,7). Dann wird die Erde „voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Hab 2, 14).

3) „Ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken“ - sie werden die Vergebung der Sünden erlangen. Glückseliges Teil, dass auch dieses schuldige Volk, das einst seinen Messias verwarf, die Vergebung der Sünden erleben wird!

Bei der Einsetzung des Abendmahles jedoch offenbart der Heiland, was der Prophet nicht zu tun vermochte: Er zeigt, worauf jener neue Bund sich stützen wird – auf Sein eigenes Blut, das heißt auf Sein Opfer, das Er sterbend am Kreuz Gott darbringen würde. Das Blut der unzähligen Opfertiere im alten Bunde konnte keine einzige Sünde wegnehmen, es war nur ein Erinnern daran, dass die Sünde noch vorhanden und nicht in Wahrheit gesühnt war (Heb 10, 1–18). Der Wert dieser Opfertiere bestand lediglich darin, dass sie auf Den hinwiesen, der kommen und das Sühnungswerk vollbringen würde.

Aufgrund des auf Golgatha vollbrachten Werkes Jesu Christi haben die Gläubigen der Gnadenzeit bereits heute die Vergebung der Sünden, wie der Apostel Johannes in seinem ersten Brief auf so absolute Weise feststellt: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines (des Sohnes) Namens willen“ (Kapitel 2, 12). Das Volk Israel wird sie erst noch erlangen, und zwar in Verbindung mit den Segnungen des neuen Bundes.

Das Blut des alten Bundes wurde auf das Volk gesprengt, das gelobt hatte, alle Worte zu tun, die Jehova geboten hatte. Es war das Zeichen der Androhung des Gerichts, des Todes, für den Fall, daß sie ungehorsam sein würden (2. Mose 24, 3–8). Wie reichlich, wie schmerzlich hat dieses Volk die Wahrheit dieses Zeichens erfahren müssen! Das Blut des neuen Bundes dagegen redet von Vergebung, von unumschränkter Gnade, denn der Herr Jesus sagt bezeichnenderweise: „welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“

Nicht nur Israel, sondern auch den Nationen sollte die Gnade angeboten werden. Die Segnungen des vollbrachten Sühnungswerkes Christi sollten sich nach den Gedanken Gottes weltweit zu allen Menschen hin erstrecken. Gott will, „daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2, 4). Diese Gnade muß indes persönlich und durch Glauben in Anspruch genommen werden.

Ich fasse diesen Punkt seiner Wichtigkeit wegen noch einmal zusammen: Der Kelch des Abendmahles ist ein Symbol für das Blut Christi. Da dieses Blut auch die Grundlage des neuen Bundes ist, wird es „Blut des neuen Bundes“ genannt. Der alte Bund war ein Bund der Werke. Er wurde mit Israel geschlossen und mit Blut besiegelt, dem Zeichen des Todes für den, der ihn brechen würde. Auch der neue Bund wird mit Israel geschlossen werden, aber das Blut, das mit ihm in Verbindung steht, ist das Blut Christi und die Grundlage für die Vergebung der Sünden. Auf der Grundlage des neuen Bundes wird Israel durch die unbereubare Gnade Gottes die Wiedergeburt, die Erkenntnis Jehovas und die Vergebung der Sünden erlangen. Wir Christen haben diese Segnungen schon heute auf derselben Grundlage des Blutes Christi, aber wir haben sie in einem viel reicheren Maße und mit dem Unterschied, daß wir in keiner Bundesbeziehung zu Gott stehen, sondern Kinder sind, und mit Seinen Kindern schließt Gott keinen Bund. Aber jedes Mal, wenn wir das Brot brechen und aus dem Kelch trinken, werden wir auch daran erinnert, daß die Ergebnisse des Werkes unseres Herrn weit über das hinausreichen, was uns selbst angeht, und auch die Segnung Israels einschließen.

[Auszug aus dem Buch: „Da bin ich in ihrer Mitte“; https://www.csv-verlag.de/gemeinde/10171-da-bin-ich-in-ihrer-mitte.html?search_query=mitte&results=148]