Wenn die Geschichte dieser Welt beendet sein wird, wird man feststellen, dass zwei Ereignisse in der Zeit alle anderen Ereignisse unendlich weit übersteigen: das erste Kommen Christi in Niedrigkeit und die zweite Erscheinung Christi in Herrlichkeit.

Auf das zweite Kommen Christi auf die Erde, um in Herrlichkeit zu regieren, wollen wir näher eingehen. Dieses große Ereignis ist nicht ein bloßer Traum weniger Visionäre, sondern die nüchterne Wahrheit des Wortes Gottes. Viele Christen mögen in Unwissenheit über diese Wahrheit sein, die Kanzeln der Christenheit mögen sie oft verdrehen oder sie sogar ganz verschweigen, aber trotz aller Unwissenheit, Verneinung und Verdrehungen ist die zweite Erscheinung Christi von Gott klar und deutlich als das nächste große Ereignis in der Geschichte der Welt vorhergesagt.

Diese große Wahrheit hat nimmt einen weit größeren Raum im Wort Gottes ein, als viele Gläubige denken. Die alttestamentlichen Weissagungen sind voll von leuchtenden Beschreibungen der Herrlichkeiten der Regierung Christi, die mit der zweiten Erscheinung eingeleitet wird. Im Neuen Testament nimmt sie in jedem der Evangelien einen herausragenden Platz ein. In der Apostelgeschichte wird sie verkündet, und in den Briefen und in der Offenbarung nimmt sie einen großen Raum ein.

Zuerst sollten wir einige Schriftstellen untersuchen, die die herrliche Tatsache der zweiten Erscheinung einführen.

Zweitens sollten wir in der Schrift die Hauptgründe dafür suchen, dass die Erscheinung uns als so herausragend vorgestellt wird.

1. Bibelstellen, die uns die Wahrheit über die Erscheinung Christi vorstellen

In Hebräer 9,26–28 finden wir die beiden Erscheinungen Christi in einem Abschnitt vorgestellt. Erstens lesen wir: „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden (o. erschienen) zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ Als die Erprobung des Menschen aller Zeitalter abgeschlossen war und sich alle Menschen als Sünder erwiesen hatten, brach der große Tag an, an dem Christus in Niedrigkeit erschien, um die Sünde durch sein Opfer am Kreuz abzuschaffen.

Zweitens lesen wir, dass er „zum zweiten Mal erscheinen” wird, nicht um die Sündenfrage erneut aufzugreifen, sondern zur Errettung oder völligen Befreiung seines Volkes von jedem Druck und jeder feindlichen Macht, unter der sie stehen mögen.

Hier haben wir also die erste und zweite Erscheinung des Herrn Jesus. Alle, die sich dem Wort Gottes unterstellen, werden zustimmen, dass dieser Abschnitt die große Tatsache klar bestätigt, dass Christus zum zweiten Mal in dieser Welt erscheinen wird.

Es mag jedoch gut sein, Abschnitte in anderen Briefen heranzuziehen, die zeigen, dass die Apostel Paulus, Petrus und Johannes sich darin vereinen, dem Gläubigen die Erscheinung des Herrn Jesus als die herrliche Aussicht vorzustellen, die den Gläubigen auf seinem Weg leiten und inmitten von Leiden und Prüfungen stützen soll.

1. Das Zeugnis des Apostels Paulus

In Titus 2,11–13 werden uns erneut zwei Erscheinungen vorgestellt. In Vers 11 lesen wir: „Denn die Gnade Gottes ist erschienen“; und in Vers 13 wird von Gläubigen gesagt, dass sie „die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ erwarten. Wir haben hier also die Erscheinung der Gnade und die Erscheinung der Herrlichkeit. Die Herrlichkeit wird da erscheinen, wo die Gnade erschienen ist. Gnade führt zu Herrlichkeit. Dieser Abschnitt spricht nicht von dem Erscheinen des Gläubigen im Himmel, sondern von der Erscheinung der Herrlichkeit auf der Erde. Im Moment ist es die Herrlichkeit des Menschen, die erscheint; in Kürze wird es die Herrlichkeit Gottes sein.

Wenn wir uns 1. Timotheus 6,14 zuwenden, finden wir, dass Timotheus ein bestimmtes Gebot gegeben wurde, das er „unbefleckt, unsträflich … bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ bewahren sollte. Im ersten Teil des Kapitels hatte der Apostel von bösen, fleischlichen Dingen gesprochen – von Stolz, Neid, Hader, Lästerungen und bösen Verdächtigungen (Vers 4), schädlichen Lüsten und Habgier (Vers 9–10). Dann wendet er sich an den Mensch Gottes und sagt in Vers 11: „Fliehe diese Dinge.“ Darüber hinaus sollen wir nicht nur das Böse fliehen, sondern auch dem Guten nachstreben. Daher sagt der Apostel: „Strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.“ Des Weiteren werden wir daran erinnert, dass es auch etwas gibt, wofür wir kämpfen sollen. Menschen beschäftigen sich mit Kämpfen, die in fleischlicher Weise für materielle Vorteile ausgetragen werden. Das sind armselige Kämpfe, die nur dieses Leben im Blick haben. Wir sollen den guten Kampf kämpfen, um die Wahrheit zu verteidigen, indem wir das ewige Leben im Blick haben.

So kann das Gebot mit diesen drei Wörtern zusammengefasst werden: fliehen, streben und kämpfen. Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass das Kämpfen zuletzt kommt. Es ist nutzlos, für die Wahrheit kämpfen zu wollen, ohne dass wir das Böse fliehen und dem Guten nachstreben. Denn nur dann können wir wirklich für die Wahrheit kämpfen. Kämpfen ohne Fliehen und Streben kann nur zur Niederlage führen.

Dieses Gebot soll nicht nur im Hinblick auf den Tod oder die Entrückung in den Himmel bewahrt werden, sondern im Hinblick auf das Kommen mit Christus bei der „Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ auf der Erde. Denn erst dann werden wir den Lohn für ein verantwortungsvolles Leben hier unten, mit allen Leiden, Sorgen und Mühen, die mit dem Fliehen, Streben und Kämpfen verbunden sind, empfangen. Noch einmal: Es geht nicht darum, große Dinge auf der Erde zu erreichen. Wir sehen vielleicht nur wenige Ergebnisse unseres Fliehens, Strebens und Kämpfens. Manchmal werden wir vielleicht des Kämpfens überdrüssig; aber lasst uns danach streben, das Gebot zu bewahren, weil es eine herrliche Antwort bei der Erscheinung geben wird.

Wenn wir uns 2. Timotheus 4,1–2 zuwenden, kommt ein weiteres Gebot vor uns, dem ebenfalls die Erscheinung Christi Jesu Nachdruck verleiht. Dort lesen wir: „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der da richten wird Lebendige und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort, halte darauf in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre.“ Hier bekommt Timotheus das Gebot, mit Eindringlichkeit zu predigen, zu gelegener und ungelegener Zeit. Zwei Dinge werden zur Eindringlichkeit seiner Predigt beitragen: erstens das Gericht, das über die kommen wird, die das Evangelium ablehnen, und zweitens das herrliche Ergebnis für die, die es angenommen haben – bei der Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus. Hier wir die Erscheinung mit dem Reich Christi verbunden, denn die Erscheinung leitet das Reich ein.

Es gibt noch einen weiteren Abschnitt in diesem Kapitel, in dem Paulus von der Erscheinung spricht. In den Versen 6–8 nimmt er Bezug auf sich selbst. Der betagte Apostel erkennt, dass die Zeit seines Abscheidens gekommen ist. Er hatte Timotheus aufgefordert, den guten Kampf zu kämpfen, und was er anderen predigte, das verwirklichte er selbst. Deshalb sagt er hier: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt.“ Und wenn er vorwärts blickt, in die leuchtende Zukunft, dann erkennt er, dass der Herr ihm eine Krone der Gerechtigkeit bereitgelegt hat. Während er sein Leben für den Herrn bereitgestellt hatte, hatte der Herr eine Krone für ihn bereitgelegt. Er war den Weg der Gerechtigkeit gegangen (2. Timotheus 2,22), er war der Unterweisung der Gerechtigkeit gefolgt (2. Timotheus 3,16), und jetzt freut er sich darauf, die Krone der Gerechtigkeit zu tragen. Doch wann wird er die Krone tragen? „An jenem Tag.“ Und wann ist jener Tag? Ist es der Tag des Todes, der Tag seines Märtyrertodes oder der Tag, an dem sein glücklicher Geist entfliehen wird, um bei Christus zu sein? O nein! Es ist der Tag der herrlichen Erscheinung Christi auf der Erde. Wenn Christus ausgeht, gekrönt mit vielen Diademen, dann wird auch Paulus seine Krone tragen, und nicht nur er, sondern „alle, die seine Erscheinung lieben.“ Seine Erscheinung zu lieben setzt voraus, dass wir unser Leben in einer Weise führen, die zu seiner Erscheinung passt. Wir können den Gedanken an seine Erscheinung kaum lieben, wenn wir nicht auf dem Weg der Gerechtigkeit gehen. Unmittelbar danach redet er von solchen, die der Gerechtigkeit nicht gefolgt sind. Demas ging zurück in die Welt; er floh diese Dinge nicht. Alexander tat dem Apostel „viel Böses“; er strebte nicht dem Guten nach. Und dann lesen wir, dass alle Paulus angesichts des Widerstandes verließen; sie kämpften nicht den guten Kampf (Verse 10, 14 und 16).

2. Das Zeugnis des Apostels Petrus

In 1. Petrus 1 erinnert der Apostel die Gläubigen daran, dass ein unverwesliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbteil in den Himmeln für uns aufbewahrt ist (Vers 4).

Im fünften Vers sagt er uns dann, dass wir auf unserem Weg zu dem Erbteil durch Gottes Macht und durch Glauben bewahrt werden zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden. In der gegenwärtigen Zeit sind wir jedoch, so sagt der Apostel, betrübt durch mancherlei Versuchungen. Gottes Volk ist auch heute noch oft durch manche Versuchungen betrübt, aber zu unserem Trost erklärt uns der Apostel drei Dinge in Bezug auf diese Versuchungen (Vers 6):

Erstens sagt der Apostel, dass sie nur „für eine kleine Zeit” sind. In Hebräer 11,25 lesen wir, dass die Ergötzung der Sünde „zeitlich“ (oder nur für eine Zeit) ist. Die Vergnügungen dieser Welt und die Leiden der Heiligen sind nur für eine kleine Zeit.

Zweitens sagt Petrus, dass sie „nötig” sind. Es gibt keine Versuchung und keinen Kummer, durch die wir gehen, ob groß oder klein, die nicht nötig wären. Unser Vater betrübt seine Kinder nicht willkürlich, verursacht auch keine unnötigen Tränen. Wir verstehen vielleicht nicht immer die Weise, die er wählt, oder sehen nicht immer die Notwendigkeit der Versuchung. Eines Tages werden wir es verstehen. Der Herr muss vielleicht das Gleiche zu uns sagen, was er zu Petrus sagte: „Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber hernach verstehen“ (Johannes 13,7). Hernach werden wir über alle Dinge Klarheit haben.

Drittens wird uns zu unserem Trost gesagt, dass alle gegenwärtigen Versuchungen eine herrliche Antwort an einem kommenden Tag haben werden. Jetzt ist es die Erprobung des Glaubens, dann wird es die Bewährung des Glaubens sein, wenn die Erprobungen erfunden werden zu Lob und Herrlichkeit und Ehre. Aber wann wird dieser Tag sein? Der Tag des Todes oder der Tag, an dem wir entrückt werden? O nein, es wird der Tag der Offenbarung (o. Erscheinung) Jesu Christi sein (Vers 7).

3. Das Zeugnis des Apostels Johannes

Wenn wir uns 1. Johannes 3,1–3 zuwenden, werden wir durch den Apostel an die Art und Weise der Liebe erinnert, die der Vater uns gegeben hat. Es ist nicht die allgemeine Tatsache der Liebe, die Johannes uns vorstellt, sondern die Größe der Liebe, die darin zum Ausdruck kommt, dass wir in die Stellung von Kindern gebracht sind. Die Welt kann nicht erkennen, dass wir Kinder Gottes sind. Sie erkennt uns nicht als Kinder Gottes, weil sie ihn nicht erkannt hat. Wenn die Welt nicht erkennen konnte, dass dieser herrliche, demütige Mensch, mit all seiner unendlichen Vollkommenheit, der Sohn Gottes war, ist es nicht verwunderlich, dass sie auch nicht erkennen kann, dass arme, schwache, versagende Leute, wie wir es sind, die Kinder Gottes sind. Sie werden es jedoch einmal sehen, aber im Moment ist es noch nicht offenbar, was wir sein werden. Jetzt sehen wir nicht viel anders aus als andere Menschen; auch wir tragen die Spuren von Alter, Sorgen und Krankheiten. Doch lasst uns noch ein wenig Geduld haben. Zu seiner Zeit werden wir solche sein, die Christus gleich sind. Wann wird das sein? Nicht wenn wir sterben oder entrückt werden, sondern wir werden ihm gleich sein, wie Johannes sagt, wenn er offenbart werden (o. erscheinen) wird, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

Diese Abschnitte genügen, um zu zeigen, dass der Heilige Geist die Apostel Paulus, Petrus und Johannes benutzte, um zu bezeugen, dass das gegenwärtige Leben durch die Aussicht auf die zweite Erscheinung Christi in Herrlichkeit beherrscht werden soll.

[Übersetzt von Marco Leßmann]