Es gibt Christen, die sehr zu anderen Christen aufsehen und meinen, diese hätten ein unerreichbares geistliches Niveau erreicht. Da werden die „Prediger“ bzw. die „Diener des Wortes“ extrem hoch geachtet – so als würde das Hinaufsteigen auf eine Kanzel schon ein besonders Maß an geistlicher Kraft dokumentieren. Oder es werden Missionare verehrt: so als würde der Flug über einen mehr oder weniger großen Teich jemanden über alles Irdische entrücken. Andere wiederum huldigen den Autoren von Büchern, deren Werke manches Mal ein bisschen arg dicht neben der Bibel platziert werden.

Nichts gegen eine echte Wertschätzung der Dienste, die für den Herrn getan werden. Daran mangelt es schließlich auch oft genug. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch die bekannten Diener Menschen sind mit gleichen Gemütsbewegungen wie wir (vgl. Jakobus 5,17). Auch der Begabteste ist nur ein Staubgeborener, in dem die Sünde wohnt und der vielleicht mit mehr Problemen zu kämpfen hat, als wir ahnen.

Zeigt sich die Gewöhnlichkeit eines jeden Menschen (und auch sein Versagen) nicht gerade in seinem täglichen Umfeld und in seiner eigenen Familie? Wenn wir das Vorrecht haben, in die Häuser geehrter Diener Gottes zu schauen – entweder buchstäblich oder durch Berichte, die wir haben –, dann merken wir rasch, dass hier auch nur mit Wasser gekocht wird. Die jüngeren Kinder stellen das Haus auf den Kopf, die älteren drehen am Lautstärkeregeler, die Mutter seufzt und der Vater hängt vor dem PC. Diese Alltäglichkeit zu gewahren, ist zuerst enttäuschend, dann ernüchternd, aber schließlich auch erfreulich! Wir erkennen: Obwohl es „menschelt“, kann der Segen Gottes doch da sein.

Sehen wir uns mal die Familien an, so wie sie uns die Bibel schildert! Wird man auch nur eine finden, wo alles tadellos lief? In der ersten Familie der Menschheitsgeschichte kam es zu einem Mord, und bei dem „Vater der Gläubigen“ lief auch durchaus nicht alles glatt. Und wenn es auch bei uns mal „hakt“ – bitte nicht resignieren. Die Gnade Gottes kann auch in unsere alltäglichen Umstände hineinleuchten und etwas bewirken, was ihn ehrt!