Wie soll man in einem Gespräch unter vier Augen den anderen mit einer unangenehmen Wahrheit – mit einer begangenen Sünde – konfrontieren? Sehen wir uns einmal an, wie das der Prophet Nathan bei dem König David gemacht hat, der zum Ehebrecher und Mörder geworden war. Ein paar Punkte dazu:

  • Nathan wird von dem Herrn gesandt, der Nathan die Sache ganz klar gemacht hatte. Nathan spaziert nicht aus einer Laune heraus zu David, um ihn mit irgendwelchen Vermutungen zu drangsalieren (Vers 1).
  • Nathan kommt nicht mit blitzenden Augen und erhobenem Zeigefinger zu David. Er scheint ganz ruhig zu sein und bringt zunächst eine Geschichte, ein Gleichnis vor. Er fällt nicht mit der Tür ins Haus (Vers 1 ff.).
  • In dem Gleichnis berührt der Prophet das Thema Schafe und Lämmer, etwas, was David von seiner Hirtenzeit gut kannte und was sein Herz berühren musste. Und tatsächlich: David gerät in Zorn, als er hört, wie das Lamm weggenommen wurde – er ist innerlich angesprochen (Vers 5).
  • Das Gleichnis bewirkt, dass David selbst ein Urteil fällt. Er wird dahin geführt, das Böse zu erkennen und zu verurteilen. Es wird ihm nicht etwas übergestülpt, sondern Nathan gelingt es, ihm die Augen zu öffnen (Vers 5–6).
  • Nathan ist bereit, David zuzuhören. Er lässt sich unterbrechen und wartet offenbar, bis David ausgeredet hat. Es ist ein Dialog und keine Predigt (Vers 5–6).
  • Nathan schwingt keine großen und nebulösen Reden. Die Anwendung des Gleichnisses auf David ist ganz konkret und überhaupt nicht misszuverstehen (Vers 7).
  • Nathan lässt das Wort Gottes selbst reden. Das macht den größten Teil seiner Worte aus (Vers 7–12).
  • Nathans Rede war zielorientiert – und das Ziel wurde auch erreicht. David bekennt seine Schuld. Obwohl er das nur mit knappen Worten tut, hakt Nathan nicht nach, sondern spricht ihm die Vergebung von Seiten eines gnädigen Gottes zu (Vers 13).
  • Nathan scheut sich jedoch nicht, auf die Folgen der Sünde hinzuweisen. Nachdem er seinen Auftrag erledigt hat, geht er David nicht auf die Nerven, sondern nach Hause (Vers 14–15).