Mit einem Dia-Projektor – falls man noch weiß, was das ist – können kleine, lichtdurchlässige Bildchen auf eine Landwand projiziert werden. In unserem Verhalten anderen gegenüber projizieren wir auch manchmal. Da ist jemand aggressiv und bitter. Statt sich dessen bewusst zu werden und die Schuld zu bekennen, wird die Bitterkeit negiert und auf eine andere Person projiziert. Man redet sich ein und behauptet, andere seien bitter und aggressiv. Man gibt nicht zu, dass man den anderen ablehnt, und deshalb nimmt man an, dass man selbst abgelehnt wird. Dieses Übertragen von sündhaften Regungen auf andere Personen ist sehr bequem. Denn so kriegt man das eigene Gewissen ruhig gestellt. – Wäre es nicht gut, das Thema Projektion einmal ehrlich zu reflektieren?  

Und wenn sich ein anderer wirklich etwas zuschulden kommen ließ, ist die Gefahr groß, das mit dem Vergrößerungsglas zu sehen und aufs Schärfste zu verurteilen. Dieses scharfe Urteil lenkt dann wiederum andere und das eigene Gewissen von dem persönlichen Versagen ab. Ein gutes Beispiel für dieses Verhalten ist Juda in 1. Mose 38. Als er hörte, dass seine Schwiegertochter Hurerei getrieben hatte, forderte er sofort Tod durch Verbrennen! Wie ernst er es doch mit der Sünde der Hurerei nahm! Ja, wirklich? Er war selbst bekanntlich der Vater des Kindes … Ja, unsere Tugenden sind oft nur verschleierte Sünden!