Psalm 76 

Dieser Psalm bildet die Fortsetzung von dem, was wir betrachtet haben, denn so, wie Psalm 74 der Ruf zu Gott aufgrund der Zerstörung Zions ist und Psalm 75 den Messias vorstellt, wie er seine Feinde herausfordert und das Königreich als Antwort auf den Schrei des Überrests bekommt, so sehen wir in diesem Psalm, wie er seinen Platz in Zion einnimmt. Es geht hier deshalb nicht länger um die Zerstörung, sondern um die Anerkennung des Thrones und Heiligtums des HERRN, die „glanzvoller“ und „herrlicher als die Berge des Raubes“ oder die vorangegangenen Königreiche der Heiden gemacht worden sind. Der Name Gottes ist nun „groß in Israel“ nachdem er durch Gottes Handeln im Gericht „nahe“ gebracht worden ist (Ps 75,1; Ps 76,1).

Obwohl der Geist weitergehende Gedanken hat, war wahrscheinlich der Sturz Sanheribs und seiner Armeen der Anlass zu diesem Psalm, denn diese bemerkenswerte Befreiung nimmt besonders auf Zion Bezug (2. Könige 19,20–35). In diesem Zusammenhang lesen wir von dem König Assyriens: „Es verachtet dich die Jungfrau, die Tochter Zion; die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt hinter dir her“. Und so macht der Psalmist deutlich, dass es in Zion war, wo Gott die Blitze des Bogens, den Schild, das Schwert und den Krieg zerbrach (Ps 76,4). Vers 7 erinnert an Psalm 2,12.

Das Volk zelebriert hier musikalisch diesen gewaltigen Sieg. Am Ende ist es die Aufgabe des Propheten Gottes (der all das bereits vorhergesehen hatte) die Lehre aus dem Geschehenen zu ziehen. Und die besteht darin, dass der Herr durch die Gewalt und Bosheit des Menschen Herrlichkeit erlangt (2. Mose 9,14.16.29), indem er sie überwältigt und schließlich ein glückliches und anbetendes Volk um sich schart und die ganze Erde durch sein Szepter als König der Könige in gottesfürchtiger Unterwerfung hält.

Die heidnischen Königreiche werden hier passenderweise die „Berge des Raubes“ genannt. Daniel nennt sie in Kapitel 7 Vers 17 seines Buches die „großen Tiere“. Die Berge bilden in Gottes Augen somit die Jagdgründe für diese wilden Tiere.

Wenn wir uns Vers 11 etwas näher anschauen, sehen wir, dass wir hier eine besonders herrliche Wahrheit entdecken können. Er deutet an, dass alle Dinge, selbst die aussichtslosesten, wie z. B. „der Grimm des Menschen“, in den Lobpreis Gottes einstimmen werden. Alle, die jedoch nicht zu dem frohen Ergebnis beitragen können, werden von der Szene verschwinden, indem sie sozusagen im Voraus durch die souveräne, göttliche Macht weggenommen werden. Wie sehr sollten sich unsere Herzen darüber freuen! Die Umstände mögen böse und verwirrend aussehen, aber es gibt nichts in diesem „Labyrinth“, das nicht zu dem Halleluja um den Thron des Herrn und in seiner Gegenwart beitragen wird, und helfen wird, die Harmonie und Macht dieses Chores für immer anzufachen.

[Übersetzt von Stephan Keune]