Ich habe einmal folgende Geschichte gehört: Ein Mensch, der bezeugte, Christ zu sein, wurde einer Missetat überführt und vor Gericht gestellt. Vor seinem Richter sagte er aus (und er meinte wohl, dass es eine Entschuldigung sei): „Dies ... hat der alte Mensch getan“. Der Richter soll darauf geantwortet haben: „Dann soll der alte Mensch verurteilt werden.“

Zunächst ist zu bemerken, dass der wahre Gläubige den alten Menschen abgelegt hat. Der alte Mensch kann aus diesem Grund gar nicht mehr handeln. Was noch in dem Gläubigen ist, das ist die alte Natur, das Fleisch. Aber auch hier gilt: Wir können schlecht sagen, dass die alte Natur handelt (außer in einer abstrakten Weise, wenn wir unser „neues Ich“ von der in uns wohnenden Sünde unterscheiden, Römer 7,17). Wir als Personen sind die Handelnden und darum – und das möchte ich betonen – immer voll verantwortlich.

Auch die häufig getroffene Aussage, dass die neue Natur nicht sündigen kann, ist wohl ein bisschen unscharf (natürlich ist sie ohne Sünde, die Frage aber ist, ob sie als handelnd dargestellt wird). Die Schrift drückt sich so aus: „Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm; und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“ (1. Joh 3,9). Der Gläubige wird hier „identifiziert“ mit dem neuen Leben, das er bekommen hat – aber es geht um eine Person, die etwas tut, und nicht um eine Natur.

Der Gläubige hat eine neue Natur (das neue Leben) und eine alte (das Fleisch). Die eine kommt von Adam und die andere von Gott. Die eine führt zum Ungehorsam, die andere zum Gehorsam. Die Frage ist, welche Natur sich entfalten kann und sichtbar wird. Dafür sind wir, wie für alle unsere Taten, verantwortlich.  

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