Als der Herr Jesus „in die Gegenden von Cäsarea Philippi“ gekommen war (Mt 16,13), befand er sich am äußersten Ende Palästinas und in direkter Nähe zu heidnischem Gebiet, und genau da wirft Er vor Seinen Jüngern die Frage auf, wer Er sei. Er hatte sich den Juden im Land als ihr von Gott gegebener Messias vorgestellt, doch ihre Führer verlangten nach einem Zeichen, wie die ersten Verse des Kapitels zeigen. Ihr Problem war, dass sie, obwohl sie das Angesicht des Himmels und damit die Zeichen des Wetters beurteilen konnten, keine Augen für die vielen Zeichen hatten, die ihnen gegeben wurden. Nur das Zeichen Jonas würde ihnen bleiben – das Zeichen des Todes und der Auferstehung Christi.

Die religiösen Führer wussten nicht, wer Er war. Die Masse des Volkes mutmaßte lediglich, dass Er die Erscheinung irgendeines alten Propheten sein könnte. Wer war Er denn?

Es war Petrus, der die richtige Antwort gab. Er war in der Tat der Christus, aber auch „der Sohn des lebendigen Gottes.“ Diese Antwort war, wie unser Herr sagt, die Frucht der Offenbarung durch Seinen Vater, der in den Himmeln ist. Deshalb dürfen wir zu Recht sagen, dass die Ankündigungen in diesem bemerkenswerten Abschnitt alle von dem himmlischen Vater stammen.

Er gewährte Petrus die Offenbarung über die himmlische Person – nicht nur des seit langem verheißenen Messias zur Aufrichtung des irdischen Reiches Gottes, sondern auch des Sohnes des lebendigen Gottes.

Der Herr beantwortete das Bekenntnis des Petrus mit Seiner ersten Andeutung eines himmlischen Baus, den Er im Begriff stand zu bilden, und den Er „meine Versammlung“ nannte. Er offenbarte zu diesem Zeitpunkt noch nicht dessen himmlischen Charakter und himmlische Bestimmung; das finden wir erst in den Briefen, nachdem der Heilige Geist ausgegossen war. Was hier offenbart wird ist, dass keine Macht des Feindes Seine Versammlung überwältigen kann und dass Petrus selbst ein Stein war, der dazu bestimmt war, in diesem Bau aufgenommen zu werden. Der Herr hatte dies ganz am Anfang in Johannes 1,42 bereits vorhergesehen, und Petrus geht in 1. Petrus 2,4–5 näher darauf ein.

Dann sagt der Herr weiter zu Petrus, dass ihm die „Schlüssel des Reiches der Himmel“ gegeben würden, eines himmlischen Reiches, dass auf der Erde errichtet würde. In Matthäus 13 hatte der Herr die Jünger schon über die verborgene Form belehrt, die dieses Reich während der Zeit unseres Wartens auf Sein zweites Kommen annehmen würde, weil Er als König bei Seinem ersten Kommen abgelehnt worden war.

Dieses Reich besteht heute in verborgener Form, denn durch die Annahme des Evangeliums sind wir unter die Herrschaft und Regierung des Himmels gebracht worden, die dem „Sohn seiner Liebe” übertragen wurde (Kol 1,13). Petrus benutzte die „Schlüssel“ zur Öffnung des Reiches für die Juden in Apostelgeschichte 2 und für die Nationen in Apostelgeschichte 10. In diesem himmlischen Reich sind wir heute, als solche, die dem Evangelium geglaubt haben.

An diesem Punkt hebt der Herr die früheren Anweisungen an die Jünger auf, dass sie Ihn als Messias und baldigen Herrscher über die Erde von Jerusalem aus verkündigen sollten, wovon die Propheten geweissagt hatten. Das sehen wir in Vers 20.

Und von da an begann der Herr zu betonen, wie wir in Vers 21 sehen, dass Sein Tod und Seine Auferstehung nahe bevorstanden, wovon Er wusste, dass es die Grundlage für die Entstehung sowohl der himmlischen Versammlung als auch des himmlischen Reiches sein würde. Petrus war sich dessen nicht bewusst als Er in Vers 22 sprach. Durch Offenbarung kannte Er die Herrlichkeit der Person des Herrn, aber er kannte noch nicht das Wunder Seines Werkes.

Die Geschwindigkeit, mit der Petrus von der Höhe göttlicher Offenbarung in die Tiefe menschlicher Gedanken hinab stieg, wofür Satan sorgte, liefert uns eine eindrückliche Lektion. Es mag uns an die vorwurfsvollen Worte des Apostels an die Galater erinnern: „Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geiste angefangen habt, wollt ihr jetzt im Fleische vollenden?“ (Gal 3,3). Das Fleisch in Petrus und in jedem von uns schreckt vor dem Kreuz zurück.

Doch der Herr deutet in den folgenden Versen an, dass das Kreuz der Weg zu den himmlischen Dingen ist, die er nicht nur für sich selbst sondern für alle, die Ihm folgen würden, einführen wollte. Ein Mensch mag das Kreuz meiden und die ganze Welt gewinnen und doch alles, was Wert hat, verlieren.

Das Aufnehmen des Kreuzes beinhaltet den Verlust des Lebens dieser Welt, aber es ist die Eingangstür in das Leben, das wirkliches Leben ist – in das „ewige Leben”, das die Frucht des Todes und der Auferstehung ist. Hier findet sich in der Tat ein himmlisches Leben, obwohl der genaue Ausdruck in unserem Abschnitt nicht vorkommt. Drei Jüngern wird gestattet, eine Kostprobe dieses himmlischen Lebens auf dem Berg der Verklärung zu sehen, wie es die folgenden Verse berichten.

Der Herr deutet also den Keim himmlischer Dinge an und zeigt, dass Sein Tod und Seine Auferstehung die Grundlage ihrer Einführung sind. „Dieses“ redete Er während Er bei ihnen war (Joh 14,25), aber wenn der Heilige Geist kommen würde, würde Er sie „alles“ lehren, wie der nächste Vers sagt.

Er bringt uns in das volle Licht der himmlischen Dinge, die der Herr in Matthäus 16 einführte.

[Übersetzt von Marco Leßmann]