Gestern kam mir diese Bibelstelle als meine Botschaft an euch in den Sinn und gestern Abend bekam ich die endgültige Bestätigung. Ich besuchte einen sterbenden Bruder, einen Mann, der keine auffällige oder große Rolle im christlichen Dienst gespielt hat, der aber Ausharren gezeigt und dem Herrn viele Jahre in seiner kleinen Ecke gedient hat. Als ich aufbrechen wollte, sagte ich: „Ich muss jetzt zurück nach High Leigh, wo viele junge Christen versammelt sind.“ Er sagte: „Sage ihnen, dass es noch ein paar kleine Aufgaben für sie zu tun gibt – es geht nicht nur um die großen Aufgaben, sondern um die kleinen Aufgaben.“ Er war im Bauhandwerk tätig. „Sage ihnen, dass sie die kleinen Aufgaben gut ausführen sollen, und dass sie die Baustelle am Ende aufräumen.“ Das ist seine Botschaft für euch heute Abend, meine jungen Freunde. Die Tendenz geht sehr stark dahin, die kleinen Aufgaben zu übersehen, sie sind aber nicht weniger wichtig als die großen, wie unsere Stelle zeigt.

Wir werden hier daran erinnert, dass wir ein Leib in Christus sind und daher alle unterschiedliche Funktionen haben. Und es geht für jeden darum, Seine eigene Aufgabe zu erfüllen, ob sie groß erscheint oder klein. In Verbindung mit der göttlichen Ordnung der Dinge ist es nicht nur nötig, das zu tun, was der Herr von uns getan haben will, sondern auch, es in der richtigen Weise zu tun. Ihr werdet merken, dass sich dieser Punkt wie ein roter Faden durch die Verse zieht. Lasst den Propheten auf jeden Fall weissagen, aber immer nach dem Maß des Glaubens. Lasst den Diener dienen, aber er soll bei seinem Dienst bleiben, und der Lehrer in der Lehre, und der da ermahnt in der Ermahnung, und der da mitteilt soll es in Einfalt tun. Das Vorstehen soll mit Fleiß geschehen und die Barmherzigkeit mit Freudigkeit geübt werden. Nicht nur geistliche Dinge tun, sondern sie in einer geistlichen Weise tun; auch materielle Dinge sollen in einer geistlichen Weise getan werden – selbst das Mitteilen soll in geistlicher Weise geschehen. Das scheint mir der große Gegenstand dieses Abschnitts zu sein.

Tatsache ist, dass der Apostel den Gläubigen in Rom näher bringen will, was es bedeutet im Reich Gottes zu sein. Ihr erinnert euch, dass Er seinen Dienst in der Ansprache an die Ältesten aus Ephesus anscheinend in drei Teile aufteilte (Apg 20,24–27). Er hatte ihnen das „Evangelium der Gnade Gottes“ bezeugt. Das war das erste große Thema seines Dienstes. Doch dann spricht er davon, dass er unter ihnen – d.h. im Kreis der Gläubigen – umhergegangen war „das Reich Gottes predigend.“ Drittens spricht er von seiner Treue, indem er nicht zurückgehalten hatte, ihnen „den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.“ Wir haben das Evangelium Gottes, das Reich Gottes und den Ratschluss Gottes und wir dürfen das mittlere nicht aussparen. Das Reich Gottes bedeutet nicht nur, dass der verworfene Jesus der rechtmäßige König ist und dass die Stunde kommen wird, wann er Seinen Thron einnehmen wird, sondern vor allem trug Paulus bei allen Gläubigen, unter denen er arbeitete, Sorge dafür, dass sie die Wahrheit, die er ihnen entfaltete, auch in ihrem Verhalten sichtbar machten. Er sagte gleichsam: „Brüder, ihr seid in das göttliche Reich gebracht worden, ihr habt die göttliche Natur, ihr seid unter der Regierung Gottes, die Herrschaft Gottes ist in euren Herzen aufgerichtet worden und das bedeutet das, das und das.“ Er zeigte ihnen, was es bedeutete.

Wir haben die Wichtigkeit des Reiches Gottes nicht so betont, wie wir es hätten tun sollen. Es gibt diese himmlischen Dinge, aber welches Licht reflektieren sie auf uns hier? Der Apostel Paulus predigte das Reich Gottes und brachte die Wahrheit zur praktischen Umsetzung. Nachdem er den römischen Gläubigen das Reich Gottes vorgestellt hat, zeigt er ihnen die Veränderung, die es in ihrem Leben bewirken würde, den neuen Charakter, der sich bei ihnen als Untertanen dieses Reiches zeigen würde.

Am Anfang des Kapitels sehen wir die Grundlage von allem – das, was uns befähigt, diese Ermahnungen zu befolgen. Wir müssen einmal in unserem Leben an den Punkt kommen, dass wir unsere Herzen, die von der Gnade Gottes gefesselt sind (vgl. das Ende von Römer 11), Ihm völlig ausliefern. Wir sind Gegenstände göttlicher Gnade. Wir verdienten nichts, aber wurden mit praktisch allem überschüttet. Wenn das Bewusstsein der göttlichen Gnade von unseren Herzen Besitz ergreift, dann werden wir erkennen, dass wir unsere Leiber, die einst Gefäße waren, in denen die Sünde wirkte und uns beherrschte – die von uns dazu benutzt wurden, unseren ganzen sündigen Eigenwillen zu tun – jetzt als ein lebendiges Schlachtopfer darstellen sollen, als etwas ganz und lebendig Gott Hingegebenes, damit sie völlig Gott zur Verfügung stehen, geheiligt für Ihn und Seinen Dienst, Ihm wohlgefällig, und wir sollen erkennen, dass das unser vernünftiger Dienst ist. Sind wir in unserem Leben je an den Punkt gekommen, dass wir unsere Leiber als lebendiges Schlachtopfer dargestellt haben – Gott hingegeben, geheiligt für Ihn, für immer? Es ist unser einziger vernünftiger Dienst.

Das war der Leib – der nächste Vers spricht von unserer Gesinnung. „Seid nicht gleichförmig dieser Welt“ – seid nicht diesem Zeitlauf gleich gestaltet. Ihr denkt: „Jetzt spricht er über unsere Kleidung.“ Nun, was wäre, wenn ich es täte? Ich weiß, dass wir Opfer der Mode sind, doch wir sollten darauf achten, uns so zu kleiden, wie es Gottesfürchtigen geziemt. Doch trotz allem ist es nicht in erster Linie eine Frage der Kleidung, sondern der Gesinnung. „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes.“ Das führt uns zu einem tieferen, fundamentalen Thema. Seid nicht in eurer Gesinnung gleichförmig dieser Welt. Im geistigen Bereich gibt es schreckliche Modetrends. Die wissenschaftliche Welt ist voller Modetrends. Wissenschaftler scheinen die größten Anhänger gottloser Trends zu sein, die es überhaupt gibt. Keine Pariser Mode übt einen solchen Einfluss auf die Gesinnung aus, wie es die wissenschaftlichen Modetrends tun. Wir sollen nicht gleichförmig dieser Welt sein, sondern verwandelt werden. Wir sollen keine Nonkonformisten, keine Reformisten sein, sondern verwandelt werden durch die Erneuerung unseres Sinnes.

Gott fängt bei der Zitadelle, bei dem wahren Zentrum unseres Seins an. Einige werden sagen: „Sei praktisch und sage uns, wie unsere Sinne erneuert werden können.“ Tränkt sie betend und in Abhängigkeit vom Geist Gottes mit dem Wort Gottes. Wenn wir mehr und mehr betend das heilige Buch studieren, werden unsere Sinne wunderbar Gott gemäß geformt. Wir verlernen unsere eigenen Gedanken und fangen an, die Gedanken Gottes aufzunehmen. Dadurch werden unsere Sinne erneuert und wir prüfen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Nun, mögen wir sagen, es ist aber so schwierig, zu entscheiden, was der Wille Gottes ist. Hier geht es aber nicht darum, dass ihr den Willen Gottes erkennt, sondern dass ihr den Willen Gottes prüft. Wie prüft man etwas? Indem man es ausprobiert. Jemand sagt euch, dass zwei Chemikalien auf eine bestimmte Weise reagieren, wenn man sie zusammentut – ihr überprüft und probiert es, und es funktioniert. Es ist keine bloße Theorie, sondern im täglichen Leben erprobt – es ist ein praktischer Lehrsatz. Auf dieselbe Weise sollen du und ich prüfen, was der Wille Gottes ist, und indem wir prüfen, erkennen wir, dass er gut, wohlgefällig und vollkommen ist.

Natürlich sollen wir übrigens auch lernen, dass unser eigener Wille schlecht und unvollkommen und sehr zerstörerisch ist. Naturgemäß lieben wir unseren eigenen Willen – deshalb muss unser Wille von dir und mir entfernt werden, damit wir prüfen und in der Praxis verwirklichen, was der gut und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Wie sehr ist unser Christsein eine bloße Theorie? Wie sehr haben wir die Herrlichkeit des Willens Gottes geprüft, ja erprobt? Wir werden ihn erfahren, wenn wir unsere Leiber als ein lebendiges Schlachtopfer für Ihn darstellen und wenn unsere Sinne nicht von dem beherrscht sind, was die Welt denkt. 

Dann gelangen wir unter den Einfluss des Wortes Gottes. Wir denken, in Ehrfurcht gesagt, Seine Gedanken und sind Ihm unterworfen. Erneuerte Sinne und Leiber, die als lebendige Schlachtopfer dargestellt werden, all diese schönen Dinge, die in diesem Kapitel ausführlich beschrieben werden, sind der Ausfluss davon. Wenn wir einen solchen Zeitpunkt in unserem Leben noch nicht hatten, dann gebe der Herr uns die Freude, einen solchen Zeitpunkt zu haben, und zwar bevor wir heute Abend schlafen gehen, zur Ehre Seines Namens.

[Übersetzung Marco Leßmann]