Frage: Zieht der Gedanke der Sühnung Gott nicht auf das Niveau heidnischer Gottheiten herab, von denen man meint, dass man sie durch blutige Opfer versöhnlich stimmen muss?

Erstens lehrt die Bibel nicht, dass Gott uns schlecht gesonnen ist – eine missbilligende Gottheit, die ständig mit Sühnopfern zufrieden gestellt werden muss, wodurch sich Seine Gefühle uns gegenüber ändern. Das ist die verderbte, heidnische Vorstellung. Die biblische Wahrheit hört sich so an: „Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden“ (1. Joh 4,10). Nicht wir müssen Seine Herzenshaltung uns gegenüber durch Sühnopfer ändern, sondern Sein Herz, das dem Menschen zugeneigt ist, ist die Quelle all unserer Segnungen. Unsere Sünden machten Sühnung notwendig, aber Er selbst stellte das notwendige Opfer.

Zweitens wollen wir festhalten, wer die Sühnung war. Er hat „seinen Sohn gesandt.“ Jemand, der selbst Gott war, wurde die Sühnung! Ein tiefes Geheimnis zwar, aber weit von den genannten erniedrigenden, heidnischen Ideen entfernt. Sühnung war ausdrücklich nicht nötig, um Gottes Herz von einer Haltung gegen uns in eine Haltung für uns zu ändern. Es war vielmehr der vollkommenste Ausdruck Seiner Liebe. Darauf weist der Apostel hin, wenn er ausruft: „Hierin ist die Liebe!“

[Übersetzt von Marco Leßmann]