Bibelverse sollten möglichst im Zusammenhang des Textes untersucht werden. Trotzdem stolpert man immer wieder über auf den ersten Blick überraschende „Gegensätze“ zwischen einzelnen Bibelstellen. Diese Kontraste fordern zum Nachdenken auf – und deshalb wollen wir uns in nächster Zeit einige von ihnen kurz ansehen. 

Oft straucheln 

Jakobus, der große Praktiker unter den Briefschreibern, beleuchtet mit Schärfe unseren Lebensalltag. Er warnt seine Briefempfänger vor dem Drang, als Lehrer des Wortes Gottes aufzutreten; sie empfangen nämlich ein schwereres Urteil, da sie viel reden müssen. Da ist es Gnade, „wenn jemand nicht im Wort strauchelt“, „denn wir alle straucheln oft“ (Jak 3,2).

Diese Aussage ist keine Ausrede für uns, wenn wir sündigen. Denn jeder, der nahe beim Herrn bleibt, sündigt nicht (1. Joh 3,6). Trotzdem warnt auch der Apostel Johannes vor der Selbstüberschätzung, zu meinen, nicht gesündigt zu haben (1. Joh 1,10). Diese Warnung hat das Ziel, dass wir nicht sündigen – aber wenn es doch einmal geschieht, bemüht sich der Herr als Fürsprecher um unsere innere Umkehr (1. Joh 2,1.2).

Der Grund für unser häufiges Straucheln liegt also an unserer Unachtsamkeit, an unserer vielleicht schwachen oder zu wenig praktizierten Gemeinschaft mit dem Herrn. Da dürfen wir uns neu gegenseitig auffordern, mit Herzensentschluss beim Herrn zu verharren – gerade in kritischen Momenten. Deshalb sollten wir uns Jakobus’ Worte als Warnung und nicht als Entschuldigung hinter die Ohren schreiben …

Niemals straucheln 

Petrus fordert die Christen in seinem zweiten Brief auf, den Glauben in siebenfacher Hinsicht wachsen zu lassen (2. Pet 1,5–7). Diese Aktivität des Glaubens führt zu mindestens drei Folgen:

(1)   Man wächst in der Erkenntnis des Herrn Jesus (Vers 8),

(2)   die persönliche Berufung wird vor anderen dingfest gemacht (Vers 10), und

(3)   solche Christen werden niemals straucheln.

Diese faszinierende Aussage steht nicht im Gegensatz zu Jakobus’ eher ernüchternder Betrachtungsweise. Beide Schreiber beleuchten unser praktisches Leben. Während Jakobus skizziert, wie sich Christen ohne die praktische Nähe zu Christus dem Straucheln aussetzen, beschreibt Petrus, wie Christen in der Gemeinschaft mit Christus glücklich leben können, ohne zu sündigen.

Praxistipp: Die sieben Aktivitäten aus 2. Petrus 1 bieten wertvolle Hinweise für ein aktives Christenleben in Gemeinschaft mit dem Herrn und frei von Sünde.

Ohne Straucheln 

Judas schließlich zeigt uns, dass Gott allein uns ohne Straucheln zu bewahren vermag (Judas, Verse 24.25). Beachten wir: „vermag“, d.h., Gott kann es natürlich, aber wir sollen und müssen auch bereit sein, uns bewahren zu lassen. Dann sind wir in den besten Händen und auf dem besten Weg!