Es ist doch richtig, dass wir auf dem Weg durch die Welt so viel Gutes wie möglich tun, oder?

Sicher. Die Krux bei der Sache liegt nur in der Frage: Welches Gute können wir tun?

Stellen wir uns vor, ein Schiff wäre bei einem Sturm auf einer Sandbank auf Grund gelaufen und das Meer drohte, es zu zerbrechen. Die Seeleute sind schon auf den Masten. Das Rettungsboot nähert sich. Der Steuermann manövriert es geschickt an die Seite des gestrandeten Schiffes. Doch Halt! Statt die Seeleute mit Seilen von dem ramponierten Schiff in die Sicherheit des Rettungsbootes zu bringen, springt die Mehrheit der Besatzung des Rettungsbootes mit Hämmern in Händen und Säcken voller schwerer Nägel über der Schulter auf das Wrack. Fieberhaft versuchen sie, die Verwüstungen, die das Meer angerichtet hat, zu beseitigen und die zerstörten Planken festzunageln. Der Steuermann protestiert, aber sie haben schon eine Antwort parat. Tun sie nicht ihr Bestes für das gefährdete Schiff?

Schon möglich. Aber sie haben ihre eigentliche Aufgabe vergessen. Sie sind Rettungsleute und keine Schiffszimmerer. Außerdem scheitern ihre kümmerlichen Versuche. Ihre Nägel halten der tobenden See nicht stand. Ihr Werk wird zerstört und die Seeleute, die hätten gerettet werden können, ertrinken.

Bedarf unser Vergleich noch der Erklärung? Tue dein Bestes – aber frage dich, was das Beste ist, das du tun kannst?

Wir können diesen Punkt nicht genug betonen. Tausende lieber Christen sind damit beschäftigt, die größer werdenden Löcher des Weltsystems zu flicken. Die anschwellende Flut der Gesetzlosigkeit und des Abfalls wird alle ihre Bemühungen überschwemmen, während sie selbst von dem abgezogen werden, was sie mit Gottes Hilfe vollenden könnten: die Rettung von Seelen aus diesem Weltsystem heraus.

Doch das Unheil geht noch weiter. Durch diese wohlgemeinten Anstrengungen werden sie selbst in beträchtlichem Maß in dieses Weltsystem verwickelt, statt mit Paulus zu sagen: „Durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt“ (Gal 6,14).

Als Lot im Tor Sodoms saß (1. Mo 19,1), was bedeutet, dass Er als Richter arbeitete, musste Er, als Gerechter, ernstlich darum bemüht gewesen sein, zur Verbesserung des furchtbaren Zustands der Ungerechtigkeit und Unmoral in der Stadt beizutragen. Er erreichte nichts, außer der Vernichtung seiner eigenen Kraft zum Zeugnis gegen sie und der Zerstörung seiner Familie. „Er war in den Augen seiner Schwiegersöhne wie einer, der Scherz treibt“ (V. 14). Er selbst entkam nur knapp im letzten Moment, ohne jede Kraft, andere zu retten. Er verlor seine Frau und obwohl die Engel seine beiden unverheirateten Töchter herauszogen, verwickelten diese ihren abtrünnigen Vater in Trunkenheit und Unmoral – eben genau jene Sünden Sodoms.

Was für eine Geschichte! Was für eine Warnung für uns! Lasst uns sie beachten.

[Übersetzt von Marco Leßmann]