„… damit ihr völlig zu erfassen vermöget mit allen Heiligen, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt sein möget zu der ganzen Fülle Gottes“ (Epheser 3,18.19).

Die Breite, Länge, Höhe und Tiefe in Vers 18 wird oft mit der Liebe des Herrn Jesus verbunden. Aber wenn man nur einen Vers weiterliest, wird diese Liebe ausdrücklich genannt – und somit deutlich von dem in Vers 18 Gesagten unterschieden.

Auf was bezieht sich die Breite, Länge, Höhe und Tiefe denn dann? Offenbar geht es um den Ratschluss, denn das ist das Thema von Epheser 3. Aber warum werden die vier Dimensionen genannt? Dadurch wird etwas angedeutet, was über den Verstand und über das Irdische hinausgeht (denn das Gegenständliche dieser Erde ist dreidimensional), und das passt zu dem Geheimnis Gottes.

Auch wenn die Verbindungen im Epheserbrief zum Alten Testament naturgemäß selten sind, so ist die Stelle in Hiob 11,7–9 hier doch hilfreich: „Kannst du die Tiefe Gottes erreichen oder das Wesen des Allmächtigen ergründen? Himmelhoch sind sie – was kannst du tun? Tiefer als der Scheol – was kannst du erkennen? Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer.“ Verknüpfen wir Hiob 11 mit Epheser 3, dann können wir folgende Anwendung machen:

  • Breite („Breiter als das Meer“): Der Ratschluss Gottes ist umfassend, viele aus dem Völkermeer gehören zu der Versammlung (Gemeinde) Gottes.
  • Länge („Länger als die Erde“): Hier können wir (auch) an die zeitliche Dimension denken. Der Ratschluss Gottes hat seinen Ursprung in der Ewigkeit und führt in die Ewigkeit.
  • Höhe („Himmelhoch“): Wir Christen sind zu einer gewaltigen Höhe gebracht: Versetzt in die himmlischen Örter in Christus Jesus (Epheser 2,6).
  • Tiefe: („Tiefer als der Schoel“): Gläubige kommen aus einer tiefen Tiefe. Sie waren tot in Sünden und Vergehungen (Epheser 2,1). Aus dieser Tiefe hat Gott sie herausgeholt.

Noch eine Bemerkung zu den vier Dimensionen: Es ist bemerkenswert, dass in dem irdischen Jerusalem nur von der Breite und Länge der Stadt die Rede ist (Sach 2,6); bei dem himmlischen Jerusalem wird außerdem noch die Höhe genannt  (Off 21,16). Der Gedanke bei diesen Städten ist, dass auf der Erde etwas von der Herrlichkeit Gottes gesehen werden soll. Wenn nun in Epheser 3,18 von der Tiefe die Rede ist, kommt ein Element hinzu, das vor den Augen der Menschen verborgen bleibt. Die Welt wird einmal den Ratschluss Gottes verwirklicht sehen, aber es bleibt ihnen doch etwas verborgen, was wir Gläubige (jetzt schon) kennen dürfen.