Der Apostel berichtet in Vers 2, dass er das Evangelium „unter großem Kampf“ verkündigt hatte. Bei Kampf dürfen wir nicht an erhitzte Auseinandersetzungen denken. Der Ausdruck bedeutet wörtlich „unter großer Anstrengung“. Paulus' Predigt war ein geistlicher Kampf, damit die Wahrheit an den Herzen der Hörer wirken konnte. Es war kein Evangelium nach dem Motto „Nimm es oder lass es bleiben“. Er war kein bloßer Theologe oder christlicher Philosoph, der damit zufrieden war, die Wahrheit in seinen Vorträgen richtig darzulegen, noch war er ein verträumter Mystiker, völlig mit sich selbst und seinen eigenen Eindrücken und Erfahrungen beschäftigt. Er war ein Mann mit einer Botschaft, brennend vor Eifer und mit innerer Not, es anderen wirkungsvoll nahezubringen.

Was für eine erstaunliche Kraft muss ihm das verliehen haben! Er mag schwach gewesen sein, was seine körperliche Erscheinung anging, und verächtlich, was die Fähigkeit der Rede anging – „ein Unkundiger in der Rede“, wie er in 2. Korinther 11,6 schreibt –, doch die innere geistige Anstrengung, mit der er sprach, muss bewirkt haben, dass seine „unkundige Rede“ wie ein Wirbelwind wirkte. Mengen wurden dadurch bekehrt, und noch größere Mengen stellten sich feindlich dagegen! Wo sehen wir heutzutage solch eine Kraft? Wir hören heute Evangelisationsvorträge, die wir vielleicht als gut, klar, gesund, treffend, intelligent, redegewandt, ansprechend bezeichnen könnten. Aber sie erreichen nicht viel, weder im Blick auf Bekehrungen noch auf das Aufwühlen der Mächte der Finsternis. Die Bedürfnisse sind jedoch mindestens ebenso groß, und die Kraft des Heiligen Geistes ist noch dieselbe. Der Unterschied liegt in dem Wesen und der Qualität der Boten.

[Auszug aus der Serie „Grundzüge des Neuen Testaments“, Band 4. Diese Reihe deckt das ganze Neuen Testament ab und ist außerordentlich wertvoll, www.csv-verlag.de]