Moses Schwiegervater Jethro beobachtet die harte Arbeit seines Schwiegersohnes als Richter des Volkes und kommt zu dem Schluss, dass er zu viel arbeitet. Moses steht seiner Meinung nach vor dem Burnout. So würde man das jedenfalls heute sagen. Also gibt Jethro seinem Schwiegersohn den Rat, Oberste einzusetzen, um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Mose geht darauf ein.

Gott verurteilt das nicht. Aber es scheint doch so gewesen zu sein, dass der Rat Jethros nur ein Rat der menschlichen Weisheit und keine Anweisung Gottes war. Was Jethro sagte, war logisch, vernünftig und gut gemeint. Aber es war nicht die Stimme, die das „Wort Gottes“ redete.  

Wenn wir uns einige Einzelheiten aus 2. Mose 18,13–27 ansehen, wird das klarer:

  • Jethro war zuerst für seinen Schwiegersohn besorgt (damit beginnt seine Rede, Vers 18). Das ist natürlich nicht verkehrt. Nur sollten eben die Interessen Gottes immer höchste Priorität haben. Und war sich Jethro wirklich bewusst, dass man ohne Gott nicht eine Feder, aber dass man mit ihm einen Berg tragen kann?
  • Jethro betont, dass Mose auf seine Stimme und auf seinen Rat hören soll, erst danach redet er von Gott (Vers 19). Das ist eine Akzentverschiebung. Was ist mit der Stimme und dem Rat Gottes?
  • Jethro empfiehlt, die großen Dinge von dem Mittler Mose erledigen zu lassen und die kleinen Dinge anderweitig zu regeln. Das erinnert ein wenig an unsere „Tugend“ die (vermeintlich) kleinen Dinge ohne Gott lösen zu wollen. Es ist eigenartig, wie Jethro seinen Ratschlag mit dem Gebot Gottes verbindet: Wieder steht das Gebot Gottes an zweiter Stelle (Vers 23).
  • Wir lesen nichts davon, dass Mose vor seiner Entscheidung gebetet hätte (Vers 24).
  • Nachdem Mose die Obersten eingesetzt hatte, zog Jethro wieder in sein Land zurück. Es ist verständlich, dass es den alten Mann dahin zurückzog. Aber warum zog er nicht mit dem Volk Gottes weiter? Warum machte er es wie Orpa und nicht wie Ruth (Ruth 1,14–18)?
Auch wir bekommen gut gemeinte Ratschläge. Prüfen wir sie!?