Die Reihe „Bibel kontrastreich“ hat schon mehrere Leser veranlasst, um Erklärungen für weitere Kontraste der Bibel bitten. Auch der Kontrast-Hinweis über echte und falsche Jüngerschaft kommt aus der Leserschaft. Das segensreiche Nachdenken wird sicher die Sinne für ein gesundes Bibelverständnis schärfen. Unschärfen gibt es nämlich in der Praxis genug … 

Dämonen austreiben im Namen Jesu – und dennoch gegen den Herrn sein (Mt 7,21–23) 

Die Bergpredigt (Mt 5–7) richtet sich an Jünger Jesu zu allen Zeiten. Das sind Menschen, die sich zumindest äußerlich auf die Seite des Herrn Jesus stellen, unabhängig davon, ob sie auch innerlich von Neuem geboren worden sind. Am Ende dieser Belehrungen warnt der Herr vor einem oberflächlichen, rein äußerlichen Bekenntnis: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“(Mt 7,21–23). Der „prominenteste“ Vertreter dieser Art falscher Jünger war sicher Judas Iskariot.

Schon als Er sie berief, hatte der Herr Jesus seine Jünger mit der Befugnis ausgestattet, Dämonen auszutreiben (Mk 3,15). Als Er sie dann später „zu zwei und zwei“ aussandte, gehörte diese Aufgabe mit zu ihrem Auftrag, den sie auch erfüllten (Mk 6,7.13), und sicher war auch Judas unter ihnen. Der Geist Gottes wirkte übrigens auch im Alten Testament manchmal durch unbekehrte Menschen (z.B. Bileam, s. 2. Pet 2,15.16 oder Saul, 1. Sam 10 u. 19).   

Zudem gab und gibt es das Phänomen falscher, aber „wirksamer“ Apostel, die offenbar andere, teuflische Quellen für ihre Aktivitäten benutzen: „Denn solche sind falsche Apostel, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt als Diener der Gerechtigkeit annehmen, deren Ende nach ihren Werken sein wird“ (2. Kor 11,13–15).

Trifft diese Haltung nicht auch leider heute auf manche „Wunderheiler“ zu, die mit großer Theatralik „im Namen des Herrn“ Heilungen vollbringen, während in Wirklichkeit teuflische Kräfte am Werk sind? Und „durch den Namen des Herrn“ kann auch heute von Menschen gewirkt werden, die nicht wirklich neues Leben haben. Außenstehende können dabei zwar oft nicht entscheiden, ob die Akteure bekehrt sind oder nicht – aber der Herr wird zu seiner Zeit sein gerechtes Urteil sprechen.

Dämonen austreiben im Namen Jesu – und dabei für den Herrn sein (Mk 9,38–40) 

Die egoistischen Jünger kannten noch nicht genügend die Weitherzigkeit des Herrn Jesus und beklagten sich daher über einen „erfolgreichen Außenseiter“: „Lehrer, wir sahen jemand, der uns nicht nachfolgt, Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgte. Jesus aber sprach: Wehrt ihm nicht, denn niemand wird ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald darauf übel von mir reden können; denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns (Mk 9,38–40)“.

Der Herr Jesus macht mit seiner Antwort deutlich, dass ein treuer Jünger des Herrn, der vielleicht weniger kennt – und praktiziert – als andere, dennoch in seinem Dienst für Ihn akzeptiert werden sollte. Hierbei handelte es sich eindeutig um einen echten Jünger, der ein Wunderwerk im Namen des Herrn (wörtlich: „aufgrund meines Namens“, der Herr benutzt in Vers 39 ein anderen, intensiveren Ausdruck als die Jünger in Vers 38) getan hat. Ein solcher Jünger würde nicht im nächsten Augenblick übel von dem Herrn reden, der ihm Kraft und Motiv („aufgrund“) für sein Handeln war. Von Paulus lernen wir, dass er sich sogar dann, als Brüder das Evangelium aus einem falschen Beweggrund verkündigten, freuen konnte. Wichtig war ihm in diesem Zusammenhang allein, dass Christus verkündigt wurde (Phil 1).  Zugegeben, die Schrift benutzt in den beiden Textstellen (Mt 7; Mk 9) beinahe identische Ausdrücke. Aber wenn man den jeweiligen Zusammenhang beachtet, in dem sie verwendet werden, kann man nur zu der Schlussfolgerung kommen, dass die Bedeutung des Ausdrucks verschieden ist:

  • Man kann Dämonen im Namen des Herrn austreiben – aber das ist kein Freifahrtschein in das Königreich der Himmel. Gehorsam ist gefragt. Das ist die Botschaft des Herrn in Matthäus 7.
  • Man kann Dämonen im Namen des Herrn austreiben – aber das kann auch durch solche geschehen, die ihren Herrn aufrichtig lieben, aber in manchen Dingen der Wahrheit (noch) keine Einsicht haben.  Ein weites Herz für andere ist gefragt. Das ist die Botschaft des Herrn in Markus 9.