Bibelverse sollten möglichst im Zusammenhang des Textes untersucht werden. Trotzdem stolpert man immer wieder über auf den ersten Blick überraschende „Gegensätze“ zwischen einzelnen Bibelstellen. Diese Kontraste fordern zum Nachdenken auf – und dazu soll diese kleine Reihe beitragen.

„Werdet wie die Kinder“ (Mt 18,3) 

Die Jünger waren ihrem Meister nach ihren Maßstäben treu gefolgt und erhofften sich nun, ähnlich wie die Helden Davids (2. Sam 23), einen entsprechenden Ehrenplatz im Reich Gottes. Doch der Herr Jesus Christus muss sie von ihrem „hohen Ross“ herunterholen und sie zur inneren Umkehr auffordern: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen“ (Mt 18,3). „Sich erniedrigen“ wie ein Kind ist das Gegenteil davon, nach großen Taten und Anerkennung zu streben; es geht um das einfache, im guten Sinne „einfältige“ Glauben. So wie ein Kind sich seiner Abhängigkeit von den Eltern bewusst ist und ihnen zugleich völlig vertraut, so sollten auch die Jünger eine Haltung der Abhängigkeit, des Vertrauens auf den Herrn einnehmen – wie übrigens der Herr Jesus selbst als Mensch sie eingenommen hat. Eingehen in das Reich der Himmel, das heißt, den Segen des Herrn jetzt und in der Zukunft genießen, das können nur Menschen, die sich selbst klein machen – einmal bei ihrer Bekehrung, aber auch dauerhaft in ihrer Nachfolge hinter dem Meister her.

„Werdet Erwachsene“ (1. Kor 14,20) 

Die Korinther waren in ihrer örtlichen Versammlung (Kirche/Gemeinde) mit allen Gnadengaben gesegnet. Darauf waren sie stolz – innerlich aber waren sie „Unmündige in Christus“ (1. Kor 3,1), unreif und ungeistlich. Außerdem waren sie in Gefahr, ihre vorhandene Einsicht zu verlieren und dadurch wieder zu „unkundigen Kindern“ zu werden. Deshalb schreibt Paulus ihnen: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber werdet Erwachsene“ (1. Kor 14,20). In unserer Jüngerschaft sollen wir reifen, die Gedanken von Gottes Wort besser verstehen und praktizieren lernen. Das gilt für Problembereiche wie das Reden in Sprachen genauso wie für das Erwachsenwerden in dem Verständnis über unseren Segen in Christus (Kol 1,28).  Als Jünger im Reich Gottes sollen wir klein wie Kinder in Einfachheit und Abhängigkeit von dem Herrn leben und auftreten. In unserem geistlichen Leben sollen wir Erwachsene werden  und im Verständnis der Wahrheit und der Nachahmung des Herrn Jesus zunehmen. Beides zusammen formt uns zu treuen Jüngern, die die Anerkennung des Herrn Jesus bekommen!  

[Aus der Zeitschrift „Folge mir nach“; www.folgemirnach.de]