Immer wieder hört man die Aussage, dass Christus das Gesetz für uns (die Christen) erfüllt hat. Zweifellos hat Christus das Gesetz erfüllt – aber davon, dass er es für uns getan hat, lesen wir meines Wissens nichts.

Das ist kein unwichtiger Punkt. Schon zur Zeit der Reformation wurde gesagt: „Ich habe Gerechtigkeit nötig, denn das Gesetz verurteilt mich. Ich konnte das Gesetz nicht halten - aber Christus hat es für mich erfüllt. Es kann mir jetzt die aktive Gerechtigkeit Christi zugerechnet werden. Das ist meine Rechtfertigung vor Gott. (Und was meine sündige Taten betrifft, musste Christus dafür sterben.)“ 

Wie merkwürdig ist diese Ansicht, dass uns die aktive Gerechtigkeit Christi zugerechnet wird! Wenn man das zu Ende denkt, muss man mit Paulus ausrufen: „Dann ist Christus umsonst gestorben“ (Gal 2,21). Denn: Wenn Christus das Gesetz für uns gehalten hat, warum musste er dann noch für diese gerechtfertigten Menschen sterben? Was für einen Sinn hätte dann sein Tod?

Die Grundlage unserer Rechtfertigung ist nicht sein tadelloses Leben, sondern sein Tod am Kreuz auf Golgatha. Sein Blut musste fließen, damit wir gerechtfertigt werden konnten (Röm 3,25; Röm 4,24). Sein Leben nach dem Gesetz Gottes war die Voraussetzung dafür, dass er das heilige Opfer sein konnte, aber es konnte uns nicht angenehm vor Gott machen. Sein heiliges Leben an sich verurteilt uns nur noch mehr, da es in der Praxis zeigte, wie ein Mensch für Gott leben soll. Unsere Rechtfertigung, unser Heil und unser Leben gründet sich auf sein Sterben am Kreuz auf Golgatha.

„Was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Ich mache die Gnade Gottes nicht ungültig; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz [ob durch uns oder durch Christus erfüllt) kommt, dann ist Christus umsonst gestorben“ (Gal 2,20–21).