Die Unordnung in der Versammlung in Korinth macht deutlich, dass sie geistlich gesehen nicht in einem gesunden Zustand waren. Sie hatten eine Erkenntnis, die dazu neigte, aufzublähen, wie die ersten Verse von 1. Korinther 8 zeigen. Ihr Zustand war „fleischlich“ und nicht „geistlich“, das macht Paulus in den ersten Versen von 1. Korinther 3 ganz klar. Dennoch konnte der Apostel ihnen sagen, dass sie „in ihm in allem reich gemacht worden“ waren (1. Kor 1,5). Die schwache Vorstellung, die sie von diesen Reichtümern hatten, änderte nichts an der Tatsache, dass ihnen die Reichtümer verliehen waren.

Es ist sehr bemerkenswert, wie diese Reichtümer durch unseren Herrn in Seiner Abschiedsrede an Seine Jünger und in Seinem letzten Gebet zu Seinem Vater angedeutet werden (Joh 14 – 17). Sie werden in Grundzügen vorgestellt und sind verbunden mit den Offenbarungen, die Er gegeben hatte, mit dem Werk, das Er im Begriff stand zu vollbringen und der darauf folgenden Gabe des Heiligen Geistes. Wir wollen einige dieser Reichtümer, die wir in Ihm besitzen, kurz betrachten.

Gleich zu Beginn von Johannes 14 wird der erste offenbart. Es ist

„Mein Vater” (Vers 7).

Dieser wunderbare Reichtum füllt die ersten elf Verse. Der Vater wird so offenbart, dass wir Ihn kennen können und das Vaterhaus ist unser ewiger Wohnplatz als mit dem Sohn selbst Verbundene. Der Herr Jesus war so wahrhaftig in dem Vater und der Vater so wahrhaftig in dem Sohn, als Er als Mensch auf dieser Erde war, dass Seine Worte die Worte des Vaters waren und der Vater, der in Ihm wohnte, der Täter Seiner Werke war. Doch erst nachdem Sein Tod und Seine Auferstehung vollendete Tatsachen waren, konnte Er zu Seinen Jüngern sagen: „Mein Vater und euer Vater“ (Joh 20,17).

Das Nächste, wovon Er in Johannes 14 zu ihnen spricht, ist

„Mein Name” (Vers 13).

Und wie sie sind auch wir während Seiner Abwesenheit als Seine Repräsentanten zurückgelassen und dürfen den Wert und die Kraft dieses Reichtums erleben, wenn wir unsere Anliegen im Gebet vorbringen. Wirklich jedes Anliegen, dass wahrhaft in Seinem Namen vorgebracht wird, weil es völlig Seinen Interessen entspricht, kann sich der Erhörung sicher sein. Das ist in der Tat ein wahrer Reichtum!

Doch diese Reichtümer an Vorrechten bringen auch Reichtümer an Verantwortlichkeiten mit sich. Deswegen lesen wir jetzt:

„Meine Gebote” (Joh 14,15), „Mein Wort“ (Joh 14,23), „Meine Worte“ (Joh 14,24; 15,7).

Nun, Seine Gebote beinhalten eindeutige Anweisungen, die unseren Gehorsam erfordern. Sie sind nicht gegeben, um dadurch, dass man sie hält, das Fleisch in uns zu unterdrücken und eine Stellung vor Gott zu erreichen, sondern weil wir in eine Stellung der Gunst vor Gott gebracht sind. Sie sind mit dem Ziel gegeben, die neue Natur, die wir besitzen, zu leiten, sodass das Fleisch nicht zum Zuge kommt. Es ist in der Tat ein Reichtum, diese klar umrissenen, eindeutigen Ausdrücke des Willens unseres Herrn für uns zu haben.

In den Versen 23 und 24 haben wir sein „Wort” und seine „Worte”. Das eine ist ein mehr allgemeiner Ausdruck Seiner Gedanken, unabhängig von bestimmten Geboten, das andere bezeichnet die Worte selbst, mit denen Seine Gedanken ausgedrückt werden. In Kapitel 15 steht zwar im Grundtext ein anders Wort, die Bedeutung ist aber die gleiche. Alle Seine Worte sind Ausdruck Seiner Gedanken und Seines Willens für uns, und wenn sie in uns bleiben, werden unsere Gedanken in Einklang mit Seinen Gedanken gebracht, und glücklicher Gehorsam ist die Folge und Gebete, die Gott wohlgefällig sind und von Ihm erhört werden. Welch ein Reichtum ist das!

Im Licht des bisher Betrachteten überrascht uns der Reichtum nicht, von dem der Herr gegen Ende von Johannes 14 spricht:

„Mein Frieden“ (Vers 27).

Der Frieden, den Er gelassen hat, ist zweifellos der gleiche, der auch in Römer 5,1 erwähnt wird, das Ergebnis der Rechtfertigung durch den Glauben an Ihn, der unserer Übertretungen wegen dahingegeben und auferweckt wurde. Aber darüber hinaus gab es noch den Frieden, den Er zu jeder Zeit Seines Erdenweges genoss, weil Er immer dem Willen des Vaters völlig unterworfen war. Wenn wir uns also jetzt unter der Leitung des Sachwalters, der bei uns bleiben wird, Seinem Wort und Willen unterwerfen, wird dieser Frieden von unseren Herzen Besitz ergreifen. Er hat dafür gesorgt, dass es so sei, es ist Sein Geschenk – ein weiterer wunderbarer Reichtum, der uns verliehen ist!

Wenn Sein Frieden ein wenig mehr unsere Herzen erfüllt, sind wir besser in der Lage, auch das Nächste zu erkennen und uns daran zu erfreuen:

„Meine Liebe” (Joh 15,9).

Seine Liebe ist vollkommen zum Ausdruck gekommen. Wir kennen sie, aber wir sollen auch in ihr „bleiben“. Sie soll alle unsere Gedanken durchdringen und das vorherrschende Element in unserem Leben sein, doch das wird nur möglich sein, wenn wir Seine Gebote halten und so in Übereinstimmung mit Seinen Gedanken sind. Unsere Liebe wird dann, wie die nachfolgenden Verse zeigen, zu allen anderen in der Familie Gottes ausfließen. Liebe ist die Natur Gottes, und wenn wir darin bleiben, fließt sie zwangsläufig auch zu allen anderen, in denen diese Natur wohnt. Bei uns sind Liebe und Gehorsam untrennbar. Der Gläubige, der in der Liebe bleibt, ist auch gehorsam Gott gegenüber und von Liebe für die Geschwister erfüllt. Gibt es einen noch größeren Reichtum?

Doch wenn es schon nichts Größeres gibt, dann gibt es aber doch noch mehr, und das ist das Nächste, wovon der Herr spricht:

„Meine Freude” (Joh 15,11).

Der Becher der Freude Seiner Jünger soll bis zum Rand gefüllt sein, indem Seine Freude in ihnen ist. Alles, was Er bisher gesagt hatte, hatte dieses Ziel im Blick. Seine Freude war es gewesen, die Gebote Seines Vaters zu tun und damit in Seiner Liebe zu bleiben. Und so werden auch wir, wenn wir in Seiner Liebe bleiben, die gleiche Freude haben wie Er, wenn wir sie auch nur in einem viel geringeren Maß wahrnehmen. Dass wir fähig sein sollen, die gleiche Freude mit Ihm zu teilen, ist ein Reichtum von ganz besonderer Art.

Es überrascht daher nicht, wenn wir einige Verse später die Worte finden:

„Meine Freunde“ (Joh 15,14).

Wir müssen jedoch beachten, dass dies ein Reichtum ist, der an eine Bedingung geknüpft ist. Er nennt uns Seine Freunde, wenn wir Seinen Geboten gehorchen. Gehorsam entspringt, wie wir gesehen haben, der Liebe und ist ihr Ausdruck. Der Herr sagt damit also, dass, wenn wir in Seiner Liebe bleiben und dadurch von Gegenliebe und von dem Gehorsam, der aus ihr entspringt, geprägt sind, Er uns in die Vertrautheit der Freundschaft mit Ihm bringen will. Wir sind nicht bloß Knechte, sondern Freunde, wie der nächste Vers zeigt, doch es sind Liebe und Gehorsam, die uns erst in das Verständnis und die Vertrautheit der Freundschaft mit Ihm einführen. Manche fragen sich, ob der Apostel Johannes diese Worte des Herrn im Sinn hatte, als er im letzten Vers seines dritten Briefes über die „Freunde“ schrieb. Wenn es so war, dann dachte er an solche Gläubige, die besonders durch Liebe und Gehorsam Ihrem Herrn gegenüber gekennzeichnet waren. Eine solche Vertrautheit mit Ihm ist ein Reichtum, der nicht zu beschreiben ist.

Wenn wir nach Johannes 17 weitergehen, finden wir das letzte dieser wunderbaren Dinge:

„Meine Herrlichkeit” (Joh 17,24).

Wir sollen Seine Herrlichkeit sehen und wir werden selbst in einem verherrlichten Zustand sein, wenn wir sie sehen, denn einige Verse vorher heißt es: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.” Habt ihr bemerkt, dass Er nicht sagte: „… werde ich ihnen geben“, sondern: „… habe ich ihnen gegeben“? Das Geben ist bereits geschehen. Die Ihm verliehene Herrlichkeit ist uns gegeben, aber es gibt natürlich noch jene Ihm eigene und ewige Herrlichkeit, die Er immer hatte, und diese werden wir sehen zu unserer bleibenden Freude.

Das wird für alle Ewigkeit ein alles überragender Reichtum sein!

[Die Übersetzung besorgte Marco Leßmann]