Es gibt nicht viele Türen, die zur Errettung führen. Es gibt nur eine. Jesus sagte, „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden „ (Joh 10,9).

Genauso wenig gibt es viele Türen, die von einem schwachen oder abtrünnigen geistlichen Zustand in einen Zustand der Kraft und Nähe zu Gott führen. Auch hier gibt es nur eine Tür, und durch die müssen wir eingehen, wenn wir heute aus unserer Schwachheit und unserem Abirren heraus zu neuer Hingabe und Treue gelangen wollen.

Und weil die Geschichte Israels zu unserer Belehrung geschrieben wurde und die Dinge, die ihnen widerfuhren, uns zum Vorbild und Beispiel dienen sollen (1. Kor 10,11), werden wir uns diese Geschichte anschauen, um unser Thema zu veranschaulichen.

Als erstes fällt auf, dass die Geschichte Israels als Nation mit den Bedrängnissen Ägyptens begann. Zu Abram wurde gesagt: „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Lande, das nicht das ihre ist; und sie werden ihnen dienen, und sie werden sie bedrücken vierhundert Jahre“ (1. Mo 15,13), und in Verbindung mit dieser Prophezeiung hatte Abram das Gesicht des rauchenden Ofens und der Feuerflamme, die zwischen den Opferstücken hindurch fuhr. Abrams Nachkommen kamen in den rauchenden Ofen der Bedrängnis in Ägypten. Es war kein viel versprechender Anfang, denn Jakob und seine Söhne hatten bei weitem nicht die geistliche Höhe Abrams. Sie kamen als ein kleiner Stamm streitsüchtiger und argwöhnischer Nomaden nach Gosen und wussten offensichtlich nicht, was sie erwartete.

Gott nahm sich ihrer an und ließ zu, dass sie die sengende Hitze des Ofens Ägyptens zu spüren bekamen. „Aber so wie sie es drückten, also mehrte es sich, und also breitete es sich aus“ (2. Mo 1,12). In diesem Ofen der Bedrängnisse wurden sie als ein Volk zusammengeschweißt. Sie waren als schwache und entzweite Familie nach Ägypten gekommen und verließen Ägypten als eine geschlossene und mächtige Nation.

Ihre anschließende Geschichte, mit ihrem ganzen traurigen Niedergang und ihrer Sünde ist uns allen bekannt. Nichts außer dem hellen Licht der treuen Gnade Gottes konnte die Finsternis ihrer Untreue und ihres Ruins überwinden. Diese Gnade hielt die Hoffnung und den Weg der Wiederherstellung vor ihren Augen lebendig.

Ihre Sünde hatte hauptsächlich zwei Formen angenommen: erstens das Verlassen des wahren Gottes für andere Götter und zweitens die Verwerfung und Kreuzigung des geliebten Sohnes Gottes, ihres Messias, als Er erschien. Israel wird im Tausendjährigen Reich auf der Erde reichlich gesegnet sein und auch ein großer Segen für die Nationen sein, doch bevor das geschehen kann, müssen sie durch eben diese Tür der Wiederherstellung gehen, von der wir sprechen.

Der Prophet Hosea übte seinen Dienst in den Jahren aus, die dem vollständigen Ruin des Zehn-Stämme-Reiches und der Einnahme Samarias vorausgingen, und sein Buch handelt von den vernichtenden Urteilen über den schrecklichen Götzendienst, der bald ernste Gerichte über sie bringen würde. Diese Urteile mischen sich mit Vorhersagen über eine endgültige Wiederherstellung, und im zweiten Kapitel taucht der Begriff „eine Tür der Hoffnung“ auf. 

„Darum siehe, ich werde sie locken und sie in die Wüste führen und ihr zum Herzen reden; und ich werde ihr von dort aus ihre Weinberge geben, und das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnung. Und sie wird daselbst singen wie in den Tagen ihrer Jugend, und wie an dem Tage, da sie aus dem Lande Ägypten heraufzog“ (Hos 2,16–17).

Welch eine wunderbare Gnade leuchtet aus diesen Verheißungen! Welch ein Gedanke, dass es doch am Ende der verheerenden Geschichte Israels einen Augenblick geben wird, an dem sie das Lob des HERRN mit der Schönheit ihrer Jugend und mit der Frische jenes Tages singen werden, als sie am anderen Ufer des Roten Meeres alle ihre Feinde tot in den Fluten sahen!

„Sie wird daselbst singen.“ Wo? Im Tal Achor. Sie wird natürlich nicht wörtlich oder körperlich dort sein, sondern moralisch und geistlich.

Josua 7 gibt uns Licht darüber, was es bedeutet, dass hier auf das Tal Achor Bezug genommen wird. Es verdankt seinen Namen dem schrecklichen Gericht, das dort auf Achan herabfiel.

Als Israel unter Josua in das Land der Verheißung eintrat, wurde ihnen streng befohlen, nichts anzurühren, sondern mit dem Besitz und den Werken der Nationen reinen Tisch zu machen. Diese Anweisungen waren Gesundheitsvorkehrungen von geistlicher Art. Götzendienst ist hochgradig infektiös und verderbend und eine Politik gründlicher Absonderung war die einzig sichere.

Achan war der erste, der diese schützende Absperrung durchbrach. Ihn „gelüstete“ nach Silber und Gold und nach einem „Mantel aus Sinear“, und er nahm es. Sinear (das spätere Babylon) war Sitz und Hochburg des Götzendienstes der damaligen Welt.  Dieser Mantel war aus Sinear, d.h. er wurde in Verbindung mit heidnischen und götzendienerischen Praktiken getragen.

Unmittelbares Gericht fiel auf Achan herab. Er und sein ganzes Umfeld mitsamt dem Mantel kamen in einem Gericht aus Steinen und Feuer um. So wurde der Infektion Einhalt geboten – jedenfalls bis auf weiteres. Sie wurde gerichtet und beseitigt.

Der Götzendienst wird in Israel jedoch wieder aufleben, und zwar in Verbindung mit dem Tier und dem falschen Propheten, und die endgültige Beseitigung wird erst stattfinden, wenn Israel als Nation erneut in das Tal Achor eintritt, oder anders gesagt, wenn sie zu einem aufrichtigen Selbstgericht geführt wurden und diese schlimme Sünde endgültig und vollständig aufgegeben haben.

Zu den späteren Propheten, lange nach Hosea, gehört auch Sacharja. In seinen Tagen war ein Überrest von Babylon zurückgekehrt, der Götzendienst hatte aufgehört und das erste Kommen Christi war das bevorstehende Ereignis. Daher musste er kaum ein Wort über das Thema Götzendienst verlieren, jedoch sehr viele über den religiösen Formalismus und die Heuchelei, die um sich griffen und auch über den Messias, dessen Kommen näher kam. Er prophezeit Sein erstes Kommen in Gnade und Seine Verwerfung.

Die Verwerfung und Kreuzigung Jesu durch die Hände Seines eigensinnigen Volkes war der Gipfel ihrer Unverfrorenheiten. Man mag sich zu Recht fragen, ob es überhaupt noch eine geöffnete Tür für ein Volk geben kann, das eine solche Schuld auf sich geladen hat.

Doch Gottes Güte ist so groß, dass Er Sacharja beauftragt, genau eine solche geöffnete Tür vorherzusagen. Wir finden das in Sacharja 12,9–14.

Es ist eine Tür tiefster Reue. Der Überrest des Hauses Davids und die Bewohner Jerusalems, die dann durch den Ofen der großen Drangsal gekommen sind, der viel schlimmer ist, als der des alten Ägyptens, werden unter der Hand Gottes zu der schmerzlichen Einsicht über ihre Sünde kommen, die sie zutiefst beugen wird.

Beachtet ein paar Punkte:

Es wird nicht nur eine Veränderung der Gedanken oder des Verhaltens, sondern vor allem des Geistes sein. Ein „Geist der Unreinheit“ war im Land gewesen (Sach 13,2), jetzt wird der „Geist der Gnade“ über sie ausgegossen.

Es wird nicht nur das Bedauern ihres falschen Handelns oder der Schmerz über die darauf folgende Züchtigung sein, sondern vielmehr ein tiefes Bewusstsein von dem Ausmaß ihrer Übeltaten gegen Christus. Es heißt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“ Wir lesen, dass „ein großes Geschrei in Ägypten“ zu hören war, als die Erstgeborenen in der Passahnacht starben. Aber die Intensität dieser Wehklage wird jenes Geschrei offensichtlich übertreffen.

Außerdem werden die Einsicht und das Empfinden so stark sein, dass nicht nur Familien getrennt trauern werden, sondern sogar Männer und ihre Frauen nicht gemeinsam wehklagen können. Alle werden instinktiv die Einsamkeit aufsuchen, um ihre Seelen mit Gott allein sein zu lassen.

Der Gedanke ist uns vertraut, dass Israel der große Kanal für die irdischen Segnungen im Tausendjährigen Reich sein wird, aber haben wir auch ausreichend bedacht, welches große Werk die moralische Grundlage sein wird, auf der diese spätere Herrlichkeit ruhen wird? Objektiv gesehen ruht ihre Herrlichkeit in dem kommenden Zeitalter auf dem vollbrachten Versöhnungswerk Christ; subjektiv gesehen ruht sie auf diesem großen Werk des Geistes in ihren Herzen.

Wir befinden uns in den letzten Tagen des Aufenthalts der Versammlung auf der Erde. Ihr schmähliches Versagen und ihr Niedergang sind allen offenbar geworden. Den Zeigefinger zu erheben und das Böse zu benennen ist eine leichte Sache – und auch eine fruchtlose, wenn wir dabei stehen bleiben. Jeder von uns muss weiter gehen, aufrichtig Buße tun über das Böse, in Übereinstimmung mit dem Geist von Sacharja 12 und das Böse wirklich beseitigen, in Übereinstimmung mit dem Handeln Josuas im Tal Achor.

Diejenigen, die das tun, haben die Zusicherung der Wiederherstellung und des Segens.

Wir können das Thema mit wenigen Worten zusammenfassen: Buße ist die Grundlage jeder Wiederherstellung.

[Übersetzt von Marco Leßmann]