Als Israel Palästina erobert hatte, wurden den Leviten 48 Städte zugewiesen. 6 davon waren sogenannte Zufluchtsstädte (oder Freistädte). Sie waren im ganzen Land verstreut; 3 Städte lagen im Ostjordanland und 3 im Westjordanland (4. Mo 35; 5. Mo 19; Jos 20).

Wenn ein Israelit aus Versehen jemand getötet hatte, schwebte er in akuter Lebensgefahr. Der Bluträcher (der nächste Verwandte des Getöten) durfte nämlich den Totschläger töten, und zwar bevor dieser vor Gericht gestellt wurde.

Aber es gab eine Rettungsmöglichkeit: Der Totschläger konnte in eine der Zufluchtsstädte fliehen. Dort durfte ihm der Bluträcher nichts antun. In der Stadt wurde sein Fall untersucht – Leviten waren ja immer zugegen –, und wenn er wirklich aus Versehen getötet hatte, blieb er unbehelligt. Allerdings musste er bis zum Tod des amtierenden Hohenpriesters in der Zufluchtsstadt bleiben, da ihn außerhalb der Stadt der Bluträcher töten durfte. 

Die Juden haben den Herrn Jesus umgebracht. Gott hat sie nicht als Mörder betrachtet (sonst hätte er ihnen direkt den Garaus machen müssen), sondern als Totschläger. Der Herr Jesus hatte ihnen durch sein Gebet „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ diesen Status von Totschlägern gegeben. Sie haben gewissermaßen aus Versehen Christus umgebracht. Aus Versehen in dem Sinn, dass sie nicht den Herrn der Herrlichkeit töten wollten: Sie haben nicht gewusst, dass Jesus dieser große Herr war (1. Kor 2,8).

Was muss ein Totschläger tun? Er muss sein bisheriges Umfeld verlassen und in die Zufluchtsstadt eilen. Das haben die an Christus gläubig gewordenen Hebräer (also Juden) getan. Sie haben Zuflucht genommen zum Ergreifen der vor ihnen liegenden Hoffnung (Heb 6,18). Die Zufluchtsstadt ist Christus. Indem die Hebräer zu Christus kamen, haben sie aber  dem alten Erbteil (was Israel besaß) den Rücken gekehrt. Doch sie haben die Hoffnung, ihr Erbteil wieder anzutreten – vom Himmel her mit dem Herrn Jesus Christus. Das wird sich erfüllen, wenn der Herr Jesus aus dem himmlischen Heiligtum treten und sein Priestertum nach dem Vorbild Aarons beenden wird (das wird im Gesetz vorgebildet durch den Tod des Hohenpriesters).   

Die meisten Juden sind aber damals nicht in die Zufluchtstadt geflohen. Sie haben sich nicht retten lassen von dem verkehrten Geschlecht (Apg 2,40.47). Sie standen kühn zu ihrem schrecklichen Ausruf: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Mt 27,25). Der Bluträcher hat sie ereilt: Im Jahr 70 wurde Jerusalem durch die Römer zerstört und viel Blut vergossen. Und der Bluträcher hat bis heute sein Werk noch nicht vollendet.

Für alle Menschen gilt: Fliehe zu Christus, ehe es zu spät ist!