Wie ist es anhand der angeführten Bibelverse zu verstehen, Gott um den Heiligen Geist zu bitten (Lukas 11,13)? Als wiedergeborene Christen haben wir doch den Heiligen Geist bereits bei der Bekehrung erhalten und daher bitten wir Gott nicht um den Heiligen Geist.
Besitz des Heiligen Geistes (2. Kor 1,22; Eph 1,13.14)
Sowohl in den Berichten der Apostelgeschichte als auch in den Briefen des Neuen Testaments wird stets verdeutlicht, dass jeder, der an den Herrn Jesus und an das Evangelium der Errettung glaubt, den Heiligen Geist empfängt, und zwar „in Ewigkeit“ (Joh 14,16). Dieser Geist ist in unsere Herzen ausgegossen worden (Röm 5,5) und wohnt in unserem Körper (1. Kor 6,19; Röm 8,11; 2. Tim 1,14). Er befähigt uns, Gottes Gedanken zu verstehen (1. Kor 2), verherrlicht den Herrn Jesus (Joh 16,13) und leitet uns (Gal 5,25). Die Bibeltexte in 2. Korinther 1,22 und Epheser 1,14 zeigen, dass dieser Geist eine Art Anzahlung oder „Pfand“ für den Empfang der zukünftigen, himmlischen Segnungen ist. Beides ist sicher, der Besitz des Geistes und das Erbe.
Bitte um den Heiligen Geist (Lk 11,13)
Der Herr Jesus gab seinen Jüngern Unterricht zum Thema „Gebet“ und beschließt diesen mit folgenden Worten: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ Wie lässt sich diese Bitte um den Geist mit der Sicherheit des Besitzes desselben Geistes vereinbaren? Nun, als der Herr Jesus auf der Erde war, war der Geist noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war (Joh 7,39). So war die Bitte um das Kommen des Geistes berechtigt, und in dieser Haltung sollten sie auch „auf die Verheißung des Vaters“ (Apg 1,6) warten – was sie auch taten (Apg 1,14), und zwar im Gebet! Die Erhörung wird in Apostelgeschichte 2 berichtet. Seitdem ist der Geist auf der Erde, wohnt in der Versammlung (Gemeinde, Kirche) und in jedem von da an Glaubenden. Man braucht und kann ihn daher heute nicht mehr erbitten!
Bitten um den Geist der Weisheit (Eph 1,17)
Einige Bibelstellen in den Briefen zeigen auf, dass man für ein gutes biblisches Verständnis oder die richtige Art des Dienstes einen erleuchteten Geist benötigt, so zum Beispiel in Epheser 1,17: „…damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den[1] Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“. Hier geht es darum, die richtige Geisteshaltung zu zeigen, was ja leider nicht immer der Fall ist. Dazu gilt es, dem Geist Gottes auch den entsprechenden Raum in unserem Herzen zu geben, uns vom Ihm erfüllen zu lassen. Dann können wir im Verständnis und im Dienst (2. Tim 1,7) wachsen.
Jeder Gläubige besitzt den Heiligen Geist seit der Annahme des Evangeliums, der dann in ihm wohnt, und zwar dauerhaft und unverlierbar. Eine Bitte um den Heiligen Geist ist seit dem Kommen des Geistes an Pfingsten überflüssig geworden, da Ihn jeder Glaubende „automatisch“ empfängt. Um einen Geist der Weisheit zu erhalten, eine Geisteshaltung in Übereinstimmung mit Gottes Wort, dürfen wir um das Erfülltwerden mit dem Geist bitten.