Bei dem Gesetz Moses muss man zwischen den moralischen und zeremoniellen Geboten unterscheiden, aber man darf sie nicht voneinander trennen.

Das Gesetz ist ein Ganzes. Wenn jemand unter Gesetz steht, dann hat er alle Gebote zu halten und kann sich nicht einfach die heraussuchen, die ihm gefallen oder die für einen Christen passend erscheinen.

Man sehe sich nur mal die Zehn Gebote an. Neun davon markieren sittliche Wertmaßstäbe Gottes. Aber ein Gebot beschäftigt sich nicht mit einer moralischen Frage. Deshalb kann auch kein Gewissen von sich aus auf diese Forderung Gottes hinweisen (Röm 2,15). Es ist das Sabbatgebot. Das ist ein zeremonielles Gebot und hebt sich deutlich von den anderen Geboten ab. Und doch stand es mit anderen Geboten zusammen auf einer Gesetzestafel. Wir können das nicht voneinander trennen.

Aber der Unterschied zwischen einem Gebot, das moralische Werte vermittelt oder eben nicht vermittelt, ist schon sehr wichtig. Die zeremoniellen Vorschriften zeigen uns geistliche Grundsätze, die wir in unser Leben übertragen dürfen. Das Verbot, die Kleidung nicht aus zwei verschiedenen Stoffen zu tragen (5. Mo 22,11), brauchen wir Christen nicht buchstäblich in unserem Leben umsetzen. Aber wir lernen daraus, dass Gott möchte, dass wir ein eindeutiges Bekenntnis und ein eindeutiges Verhalten (wovon die Kleidung ein Bild ist) an den Tag legen.

Bei „Ehre Vater und Mutter“ kann es aber so eine bildliche Bedeutung nicht geben. Im Epheserbrief werden wir an diesen wichtigen moralischen Wertmaßstab erinnert (Eph 6,2), den wir ganz konkret und buchstäblich zu erfüllen haben. Natürlich nicht in einem „gesetzlichen Gehorsam“ und nicht, um uns die Gunst Gottes dadurch zu erwerben (wie das unter Gesetz der Fall war). Nein, die Rechtsforderung des Gesetzes – und dabei geht es um moralische Dinge – wird bei uns Christen dadurch erfüllt, dass wir nach dem Geist Gottes leben (Röm 8,4).