Opportunismus. Der Heuchler stellt seine Uhr nicht nach der Sonne (ich meine das Wort Gottes), sondern nach der Turmuhr der Stadt.

Selbstgerechtigkeit. Gib Acht, dass Rechtschaffenheit dir keine Falle stellt. Der junge Mann in den Evangelien wäre besser gewesen, wenn er nicht so gut gewesen wäre. Seine – wenn auch eher eingebildete – Ehrenhaftigkeit und Rechtschaffenheit waren sein Verderben. Er wäre besser ein Zöllner gewesen, den das Bewusstsein seiner Sünde zu Christus trieb, als ein Pharisäer, der mit der Überzeugung von seiner eigenen Integrität von Ihm abgehalten wurde. Es mag sein, dass du in deinem Leben ehrenhaft und rechtschaffen bist. Danke Gott dafür, aber hüte dich davor, dich selbst dafür zu beglückwünschen. Darin liegt die Gefahr. Das ist eine Möglichkeit, „allzu gerecht“ zu sein (Pred 7,16). In der Übertreibung und der Untertreibung liegt gleichermaßen Verderben.

Was Menschen durch sich selbst tun, tun sie für sich selbst; sie verschlingen das Lob für das, was sie tun. Der Christ tut alles durch Christus, tut alles für Christus. Manche Seelen gehen nicht nur betend, bekennend und in gewissem Sinne glaubend verl oren, sondern sie gehen durch ihr Beten und Bekennen verloren, weil sie darauf fleischlich vertrauen.

Einige sind sogar so schlecht, dass sie die Idee der Religion mögen, doch Heiligkeit auszuleben, schmeckt ihnen nicht. Die Pharisäer konnten ihr Geld für die Gräber der Propheten verschwenden (Mt 23,29), aber Christus wird verhöhnt und gehasst. Wie kommt das? Der Grund war, dass die Propheten schon abgetreten waren, Christus aber noch nicht.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]