Erkenntnis ohne Gnade. Ein orthodoxes Beurteilen mit einem unheiligen Herz und einem gottlosen Leben ist genauso hässlich wie ein menschlicher Kopf auf den Schultern eines Tieres. Ein Mann hat wenig Grund sich zu rühmen, dass er die Wahrheit hat, wenn er das Böse tut.

Erkenntnis mag aus dir einen Gelehrten machen, aber keinen Heiligen; orthodox, aber nicht gnädig. Wer an Erkenntnis zunimmt, aber nicht Gnade mit der Erkenntnis empfängt, häuft sich selbst Leid auf, ja, ewiges Leid. Welche eine Erleichterung wäre es für Sünder in der Hölle, wenn sie die Erinnerung an das Evangelium aus ihrem Gedächtnis streichen könnten!

Entlarvte Heuchelei. Der Christ wandert wie ein Stern am Himmel durch die Wolken, die für eine Zeit seinen Trost verbergen, aber der Heuchler ist wie ein Meteorit, der eine Weile aufflackert und dann in irgendeinen Graben fällt und dort ausgelöscht wird. „Das Licht der Gerechten brennt fröhlich, aber die Leuchte der Gesetzlosen erlischt“ (Spr 13,9).

Aufrichtigkeit befähigt den Christen, zwei Dinge in der Not zu tun, die der Heuchler nicht tun kann: gut über Gott zu sprechen und Gutes von Gott zu erwarten.

 „Wird er ... Gott anrufen zu aller Zeit?“ (Hiob 27,10). Hier wird der Heuchler oft entlarvt. Das ungesunde Herz wird sich dann und wann mal mit dem Gebet abgeben, aber irgendwann darin ermüden, besonders wenn es lange auf die Antwort warten muss. Saul betete zu Gott, und als er nichts von Ihm hörte, suchte er schließlich den Teufel auf.

Ein Fleck ist die Gelegenheit, das ganze Kleidungsstück zu waschen. David wurde von einer Sünde übereilt und erneuerte seine Buße für alle (Ps 51). Wenn ein guter Hausherr sieht, dass es an einer Stelle hereinregnet, bestellt er den Handwerker, um das ganze Haus zu überprüfen. Das unterscheidet ein aufrichtiges Herz von einem heuchlerischen, dessen Buße immer partiell ist, mild in einem Punkt und hart in einem anderen. Judas reute es wegen seines Verrats, aber er verlor kein Wort über seine Dieberei und Heuchelei. Das Ganze traf sein Gewissen nur an der Stelle, wo die Kugel eingedrungen war, während wahre Trauer über eine Sünde das Herz auch wegen anderer Sünden in Stücke bricht.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]