Wenn äußeres Bekenntnis der Umkehr dienen würde und ein Hinterherlaufen hinter Vorträgen und scheinbare Freude über das Gesagte zur Errettung genügen würde, wäre der Himmel bald voll. Doch wenn du deine Seele liebst, dann prüfe dich nicht mit diesem groben Sieb und versuche es nicht mit einem leichtfertigen Bekenntnis und einer billigen Religion, wie Worten zuhören, Pflichten ausführen oder ähnlichem. Von dieser Sorte gibt es manche, die vor der Himmelstür hin und her laufen und bereitwillig eintreten würden, wenn sie es tun könnten, ohne ihren Stolz aufgeben zu müssen oder ihre fleischlichen Interessen durch Kampf und Streit aufs Spiel zu setzen. Wenn du die als Christen bezeichnest, die „einzugehen suchen“, gibt es nach Christi eigenen Worten viele davon (Lk 13,24). Wenn du aber solche als Christen bezeichnest, die „danach ringen“, d.h. mit dem heiligen Entschluss beschuht sind, sogar lieber um ihr Leben zu ringen, wenn ihnen solche Prüfungen auf ihrem Weg zum Himmel begegnen sollten, als nicht einzugehen, dann wird die Zahl der christlichen Kämpfer wie bei Gideons stattlichem Heer auf eine kleine Truppe zusammenschrumpfen.

Wie rar sind doch in dieser Zeit des verwelkten Bekenntnisses die aufrichtig Bekehrten! Wenn wir einen Baum sehen, der immer voller Früchte war und jetzt nur noch wenig einbringt, vielleicht hier einen Apfel und dort einen, sprechen wir von einem sterbenden Baum. Jene goldene Zeit des Evangeliums ist vorbei, als noch die Bekehrten angeflogen kamen wie Scharen von Tauben. Jetzt da die gute Botschaft schon abgestanden zu sein scheint, reißt sie nur noch wenige mit. Unser alter Bestand an Gläubigen, das Kleinod ihrer Zeit, nimmt rasch ab. Was wird aus uns, wenn keine Neuen an ihre Stelle treten? Ach, wenn wir mehr Begräbnisse als Geburten haben, sind wir zwangläufig auf der Verliererseite. Eine traurige Liste heiliger Namen ist von uns genommen worden, aber wo sind die Neugeborenen für Gott? Wenn die Guten gehen und die, die bleiben, schlecht fortfahren, ja sogar schlecht und schlechter werden, haben wir allen Grund zu fürchten, dass Gott den Boden reinigt und den Weg für ein Gericht bahnt.

Keiner sinkt so tief in die Hölle wie die, die dem Himmel am nächsten kommen, weil sie aus der größten Höhe fallen. Niemand wird einen so traurigen Abschied von Christus nehmen müssen, wie der, der die halbe Strecke mit Ihm gegangen ist und Ihn dann verlassen hat.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]