1.      Allgemeine Bemerkungen

Das 5. Buch Mose (auch Deuteronomium genannt) wird im Neuen Testament 21 Mal zitiert, drei Zitate bilden einen Teil der Antworten unseres Herrn, als Satan ihn versucht (vgl. Mt 4,4.7.10). Obwohl der Begriff „Deuteronomium“ sinngemäß „zweite Gabe des Gesetzes“ bedeutet, stellt das Buch nicht einfach eine Wiederholung des Gesetzes dar. Dieses wird hier auf die Herzen der Kinder Israel gelegt, indem sie ermahnt werden sich von nun an nahe bei dem HERRN aufzuhalten, um seine Gebote, Satzungen und Verordnungen zu bewahren. Deshalb spricht Mose das Volk hier in einer Weise an, wie ein Vater seine Kinder: „Höre, Israel…“ Würden sie hören?

2.      Der besondere Stil in 5. Mose

Allgmein gesprochen geht es bei den Mose gegebenen Anordnungen in 5. Mose um das Wohnen des Volkes im Land Kanaan, an dessen Pforten sie angelangt sind. Mose würde nicht in das Land, das von Milch und Honig fließt eingehen und er wusste das. Trotzdem unterlässt er es nicht, der jüngeren Generation die Anweisungen Gottes mitzuteilen. Die Satzungen und Verordnungen waren bisher mit Strenge überliefert worden. Sie werden nicht geändert, sondern abgeschlossen (Kap. 28,69) und dem Volk mit dem Gedanken vorgestellt, dass sie dem Verlangen Gottes von nun an gehorchen würden.

Mose erinnert auch an die zahlreichen Vergehen Israels, die ihren Gang durch die Wüste kennzeichneten. Er zeigt die unerschöpfliche Geduld Gottes, wie er seine Aufrufe zum Gehorsam und Treue seinem Volk ständig neu ins Gedächtnis rief, um ihnen den Weg zu zeigen, die an sie gemachten Verheißungen doch noch in Besitz zu nehmen.

3.      Der geschichtliche Hintergrund

Mose spricht die Worte dieses Buches im 40. Jahr nach dem Auszug der Kinder Israel aus Ägypten aus. Im dritten Monat des ersten Jahres hatte Gott sie durch seine Gnade zu seinem heiligen Berg in der Wüste Sinai geführt. In den Folgemonaten waren Mose das Gesetz sowie die Anweisungen über den Gottesdienst anvertraut worden, bevor am ersten des Monats im ersten Monat des zweiten Jahres dann die Stiftshütte aufgerichtet wird (2. Mose 40,17). Einige Tage später bricht das Volk in die Wüste Sinai (4. Mose 10,11) auf, um in den südlichen Teil des verheißenen Landes (Kanaan) zu gelangen. Wegen ihres Unglaubens in Kades werden sie dann allerdings dazu gezwungen, 38 Jahre in der Wüste zu verbringen.

Im 40. Jahr beendet das Volk Israel schließlich seine lange Wüstenreise (Kap. 1,3), wobei das gute Land Kanaan vor ihren Augen liegt. Im Lauf dieser 40 Jahre sind inzwischen bis auf Josua und Kaleb alle erwachsenen Israeliten umgekommen, die den Auszug aus Ägypten miterlebt hatten. Für eine kurze Zeit ist auch Mose noch unter ihnen und er richtet sich hier an die neue Generation.

Die Befreiung aus der Knechtschaft ist für die Ältesten des Volkes nur noch eine entfernte Erinnerung, weil sie beim Auszug aus Ägypten jünger als 20 Jahre alt gewesen sind. Deswegen ist es notwendig, sie an ihre Erlösung durch den HERRN zu erinnern, bevor sie die detaillierten Anordnungen empfangen.

Israel ist von feindlichen Mächten umgeben, die vernichtet und deren Gebiete vollständig erobert werden müssen. Konkret geht es um sieben Volksstämme in Kanaan. Die übrigen sollen in ihren Grenzen gelassen werden, weil sie in einem Verwandtschaftsverhältnis mit Israel stehen: Edom, Moab und die Kinder Ammon. Obwohl Gott den Besitz des Landes Kanaan bereits Abraham verheißen hatte, verzögerte sich die Erfüllung dieser Verheißung bis zu dem Zeitpunkt, wo die Ungerechtigkeit der Amoriter ihr Vollmaß erreicht haben würde (1. Mose 15,16). Dieser Moment war jetzt gekommen und es sollte keine Zeit verloren werden, das Land in Besitz zu nehmen.

4.      Die Anwendung auf uns heute

Die allgemeinen Anweisungen dieses Buches sprechen uns heute mit derselben Zielsetzung und Frische an wie damals die Kinder Israel. Der Heilige Geist hat sie uns übermittelt, damit wir sie in die Praxis umsetzen. Der Genuss unserer momentanen Stellung in den himmlischen Örtern hängt von demselben Preis ab (Eph 1,3). Die Feinde heute sind allerdings nicht mehr Menschen, sondern unsichtbare Geister, geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Eph 6,12). Um sie zu überwinden und in den Genuss der himmlischen Segnungen zu kommen, müssen wir dem Wort Gottes folgen und dazu wollen wir uns durch dieses 5. Buch Mose ermuntern lassen.

Einteilung des 5. Buches Mose

Es gibt drei Ansprachen durch Mose, die dieses Buch untergliedern:

Teil 1: Gehorsam mit ganzem Herzen gegenüber dem Gesetz: Kapitel 1–11

1.      Rückblick auf die 40-jährige Wüstenwanderung: Kapitel 1,1–3,22

2.      Erinnerung an die Ereignisse am Berg Sinai: Kapitel 3,23–5,33

3.      Belehrungen für die nachfolgenden Generationen: Kapitel 6–7

4.     Rückbesinnung: Kapitel 8

5.      Vorbereitungen für die Inbesitznahme des Landes: Kapitel 9–11

Teil 2: Verheißungen des Segens unter der Bedingung des Gehorsams: Kapitel 12–28

1.      Wo und wie soll Gott gedient werden? Kapitel 12–13

2.      Hingabe und Freigebigkeit: Kapitel 14–15

3.      Die Feste des HERRN und seine Gerechtigkeit: Kapitel 16,17

4.      Leviten und Propheten: Kapitel 18

5.      Der Wert des Lebens: Kapitel 19

6.      Anweisungen für den Kriegsdienst und Feldzüge: Kapitel 20

7.      Verschiedenartige Gebote und Spezialfälle: Kapitel 21

8.      Liebe und Reinheit: Kapitel 22

9.      Anstand im Volk Gottes: Kapitel 23–25

10.  Der Weg des Segens: Kapitel 26–28

Teil 3: Abschließende Worte des vereinbarten Bundes am Ende der Wüste: Kapitel 29–34

1.      Zusammenfassung der vorgestellten Belehrungen: Kapitel 29–30

2.      Ein prophetisches Lied, die Segnung des Volkes und der Tod Moses: Kapitel 31–34

[Aus “Sondez les Ecritures“ übersetzt von Stephan Keune]