Aquila und Priszilla werden sechsmal in der Bibel erwähnt. Immer werden sie zusammen genannt. Dreimal wird der Mann zuerst und dreimal die Frau zuerst erwähnt – so jedenfalls haben wir es oft gehört. Die Stellen in der historischen Reihenfolge:
- Apg 18,2: Ihr Beruf wird vorgestellt (Zeltmacher). Der Mann wird zuerst genannt. Er hat die Führung bei der Arbeit.
- Apg 18,18: Das Ehepaar gibt ihre Existenz auf und reist mit Paulus von Korinth nach Ephesus. Die Frau steht an erster Stelle; sie scheint mehr Hingabe gehabt zu haben.
- Apg 18,26: Das Ehepaar nimmt Apollos auf und legen ihm den Weg Gottes genauer aus. Der Mann wird zuerst genannt – klar!?
- 1. Kor 16,19: Paulus lässt den Korinther Grüße von dem Ehepaar ausrichten. Der Mann wird als Repräsentant des Hauses zuerst genannt.
- Röm 16,3.4: Paulus grüßt das Ehepaar und erwähnt ihre Bereitschaft, für ihn zu sterben. Die Frau steht an erster Stelle (vgl. mit 2.).
- 2. Tim 4,19: Paulus grüßt das Ehepaar aus dem Gefängnis. Die Frau wird zuerst erwähnt, da Paulus ihr scheinbar besonders Wertschätzung entgegenbringt.
Wer die alte Elberfelder Übersetzung benutzt, kann das nachvollziehen. Wer aber die überarbeitete Fassung (oder auch die revidierte) zur Hand nimmt, stellt fest, dass sich „ausgerechnet“ bei Apg 18,26 (Nr. 3) die Reihenfolge verändert hat. Die Frau steht dort nun an erster Stelle! [W. Kelly hat darauf natürlich schon bereits vor hundert Jahren hingewiesen].
Und jetzt? Darf die Frau in Lehrgesprächen die Führung übernehmen?
Mir scheint, dass diese neue Reihenfolge (oder besser: alte – da wohl ursprüngliche – Reihenfolge), einen sehr guten Sinn ergibt. Denn erstens scheint es, dass die Frau die „Geistlichere“ war und so hat sie es auch „verdient“, öfters an die erster Stelle gesetzt zu werden. Und zweitens – da muss ich zunächst den entsprechenden Vers zitieren:
„Als aber Priszilla [1.] und Aquila [2.] ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich [1.] und legten ihm den Weg Gottes genauer aus [2.].“
Die Nummerierung macht vielleicht klar, warum die Reihenfolge so sein muss: Priszilla trat beim Aufnehmen in den Vordergrund und Aquila beim Lehren (obwohl sie es natürlich zusammen taten).
Dieser Gedankengang soll nicht das Hineinpressen einer vorgefassten Meinung in einen Bibeltext darstellen; aber klar ist, dass man mit Apg 18,26 nicht schriftgemäße Prinzipien aushebeln kann. Klar ist aber auch, dass es der Frau erlaubt ist, in einer privaten Atmosphäre auch mal einen lehrmäßigen Gedanken (in Gegenwart von Männern) zu äußern, auch wenn sie selbstverständlich nicht den Platz einer Lehrerin einnehmen darf (1. Tim 2,12).