„Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (1. Joh 5,21). Wenn wir bedenken, dass diese Worte praktisch die letzten Worte apostolischer Belehrung sind, die der Versammlung Gottes schriftlich gegeben wurden, merken wir sofort, dass sie einer sorgfältigen Beachtung wert sind. Die Apostel haben durch den Geist Gottes zu uns geredet, wie der Herr Jesus es in seiner Abschiedsrede im Obersaal in Jerusalem bereits angedeutet hatte. Er sagte, dass Er seinen Jüngern vieles zu sagen hätte, was Er Ihnen nicht sagen konnte, aber dass, wenn der Heilige Geist gekommen wäre, Er sie in die ganze Wahrheit leiten würde (Joh 16,13). Der Heilige Geist würde im Namen des auferstandenen Herrn Jesus Christus handeln. Der, der hinaufgestiegen ist, hat die Salbung empfangen und sie dann ausgegossen; und so konnten die Apostel in der Kraft seines Geistes und als Frucht der Erlösung alles das verkündigen, was der Herr Jesus naturgemäß nicht sagen konnte, als Er noch hier auf der Erde war.

Wir wissen alle, dass der zweite und dritte Johannesbrief eher ergänzend sind und einen mehr privaten Charakter tragen, doch der erste ist ein allgemeiner Brief, der sich explizit an alle Gläubigen richtet. Hier haben wir die letzten apostolischen Belehrungen, denn die allerletzten Worte des Geistes sind die, die uns durch den Apostel Johannes gegeben wurden. Als er seine Feder niederlegte, war das Ende der apostolischen Schriften erreicht.

Ich sage noch einmal, wir müssen diese letzten Worte sehr gut beachten, denn seitdem klingen der Versammlung unaufhörlich die Worte in den Ohren: „Kinder, hütet euch vor den Götzen.“ Wie wenig haben wir dieses Wort befolgt! Aber wir sehen, dass der Apostel uns auch gesagt hat, was uns dabei helfen wird, es zu befolgen. Er gibt uns etwas, das, wenn wir es recht aufnehmen, unsere Herzen so erfüllen wird, dass wir mit Ephraim sagen können: „Was habe ich fortan mit den Götzen zu schaffen?“ (Hos 14,8).

Der Apostel Johannes beendet seinen Brief mit sehr viel Zuversicht. Immer wieder sagt er: „Wir wissen.“ Es handelt sich um echtes christliches Wissen, aber wir wollen uns nur das ansehen, was wir gemäß Vers 20 wissen.

Zunächst sagt er: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist.“ Das ist eine wunderbare Tatsache – eine Tatsache, die wir in seinem Evangelium finden. Nichts in dieser Welt ist mehr dasselbe, wenn das wahr ist. In diese Welt, die in Rebellion von Gott abgefallen war, ist der Sohn Gottes gekommen. Ist das wahr? Das stellt doch alles in den Schatten, oder nicht? Wenn ich glaube, dass dieser Jesus, der verworfene Jesus, der Prophet aus Nazareth, der für nichts geachtet und abgelehnt wurde – wenn ich glaube, dass Er wirklich der mächtige Sohn Gottes war, dann heißt das, dass kein Ereignis in der Geschichte der Welt es wert ist, im gleichen Atemzug damit genannt zu werden! Und so sagen wir: „Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist.“

Stellen wir uns vor, wir könnten Johannes zur Seite nehmen und fragen: „Wie können wir das wissen? Womit kannst du uns beweisen, dass der Sohn Gottes gekommen ist?“ Er wird uns erklären, warum er sein Evangelium geschrieben hat: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,31). Dann lesen wir sein Evangelium vor diesem Hintergrund und erkennen, wie er uns die Eigenschaften des Herrn Jesus vorstellt. Alle Seine Wunder sind Zeichen des Sohnes Gottes. Alle Seine Worte und Werke weisen Ihn unleugbar als den Sohn Gottes aus. Sein Evangelium unterteilt sich in drei Abschnitte. Zuerst haben wir den großen Abschnitt des „Lebens“ (Kap. 1–7); dann den großen Abschnitt des „Lichts“ (Kap. 8–12); und dann den großen Abschnitt der „Liebe“ (Kap. 13–17).

Er stellt uns den Herrn Jesus vor als Den, in dem Leben ist und der der Geber des Lebens ist. Er gibt das Leben, denn wer zu Ihm kommt und das Wasser trinkt, das Er gibt, der wird so befriedigt sein, dass er nie mehr Durst haben wird. Aus seinem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Wer ist dieser Eine, der gekommen ist, um die große „Lebens“-Frage zu lösen, der selbst der Geber des Lebens ist? Wir neigen uns vor Ihm nieder und bekennen: „Herr, Du bist der Sohn Gottes.“

Auch war Er als das Licht der Welt hier. Und auch das haben die Menschen gespürt – obwohl sie so stolz und religiös waren. Sie kamen voller Schadenfreude über einen Sündenfall in Seine Gegenwart, doch der Herr richtete das Licht, den wirksamen Scheinwerfer Seiner Gegenwart auf sie und das vertrieb sie wie lichtscheue Tiere. Sie gaben Zeugnis von Seinem Licht, indem sie es nicht aushalten konnten. Wer ist Er? Er ist der Sohn Gottes, denn wer könnte Licht in diese Szene bringen wie Jesus? Wir beugen uns vor Ihm nieder und bekennen: „Du bist das Licht und auch der Geber des Lebens. Du bist der Sohn Gottes.“

Wer kann die Liebe bringen? Wir leben in einer Welt des Hasses. Wer ist die Verkörperung der Liebe? Jesus. Wir beugen uns vor Ihm nieder und bekennen: „Herr Jesus, du bist der Sohn Gottes. In dem Sohn finden wir den Vater offenbart.“

Es gibt in der europäischen Geschichte eine bemerkenswerte Begebenheit, die mir gerade einfällt. Zu der Zeit, als Schweden eine bedeutende Macht in Europa war und seine Stärke für den Protestantismus einsetzte, fiel einer ihrer Könige und starb, so weit das Volk wusste, ohne einen Thronfolger zu hinterlassen. Erst als man alle Adligen zu einer Ratsversammlung einberief, wurde verkündet, dass ein Erbe da sei. „Kann man ihn herbeirufen?“, fragten die Adligen. „Ja“, antwortete einer, der im geheimen Rat war. Er trat etwas zurück, zog den Vorhang zur Seite, und herein kam die Königin mit einem kleinen Jungen an der Hand. Sie hielt an, hob ihn auf einen Tisch und sagte: „Das ist er.“ Die Geschichte sagt, dass ein alter Adliger aufstand und, obwohl er schon schwach war, auf den Jungen zuging und ihn prüfend ansah. Er sah ihm in die Augen, musterte ihn von oben bis unten und sagte dann: „Meine Herren, die Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen; das ist der Sohn unseres Königs.“ Da erhoben sie alle ihre Schwerter und jubelten, und dann setzten sie ihm die Königskrone auf. Sie hatten recht. Das war das Leben des Königs, neu hervorgebracht in dem Sohn. Sie erkannten den Sohn, weil sie den Vater kannten – es war nicht zu übersehen.

Ich möchte mit dieser Geschichte nur den einen Punkt veranschaulichen: das Leben des Vaters zeichnete sich in dem Sohn ab, und sie sagten: „Wir kennen ihn.“ Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist, weil Gott in Ihm offenbart ist; Er ist der Abdruck des Wesens Gottes. Göttliches Leben, göttliches Licht und göttliche Liebe offenbarten sich in Ihm.

Da wir das also wissen, bewegen wir uns im Bereich der christlichen Wahrheit. Doch wir wissen nicht nur, dass der Sohn Gottes gekommen ist, sondern Er hat uns auch ein Verständnis gegeben, damit wir Ihn als den Wahrhaftigen kennen. In Ihm ist die Wahrheit selbst dargestellt; die ganze Wahrheit kommt ans Licht, in einer Welt, die alles andere ist, als das, was sie zu sein vorgibt. Wie du sicher weißt, ist es höchst schwierig, in dieser Welt zu erkennen, was überhaupt wahr ist. Schon in den normalsten Dingen ist es schwer, das zu bekommen, was man haben will. Du möchtest etwas Bestimmtes kaufen – egal was. Vielleicht bekommst du es, vielleicht aber auch nicht. Du lebst in einer Welt, darauf kannst du dich verlassen, wo du selten das bekommst, was du eigentlich haben wolltest. Und je mehr gefälschte Sachen du bekommst, desto mehr wird dir klar, dass die Dinge in dieser unwirklichen Welt nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Wir alle kennen die eitle Schau dieser Welt, doch Johannes sagt: „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist. ... Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“ (1. Joh 2,15.17)

Der Sohn Gottes ist also gekommen und hat uns ein Verständnis gegeben, damit wir den Wahrhaftigen kennen. Er hat uns eine Offenbarung gebracht, aber – Gott sei Lob und Dank! – Er hat uns auch ein Verständnis gegeben, damit wir die Offenbarung aufnehmen können, denn sonst hätten wir sie gesehen, aber nichts davon erfassen können. Du magst die schönste Landschaft vor dir haben und dazu eine sehr teure Fotokamera mit einem ebenso teuren Objektiv, aber der Film muss eine chemisch sensibilisierte Oberfläche haben, und nur dann kannst du die Landschaft aufnehmen. Du kannst das Bild tausendmal durch die teuerste Linse auf eine klare Glasscheibe werfen, und nichts würde passieren. Wirf es nur einmal für eine Zehntelsekunde auf eine sensibilisierte Oberfläche, und du hast es eingefangen: Sie ist sensibilisiert, sodass sie die Dinge aufnehmen kann, die sie sieht.

Das übertragen wir jetzt auf unsere Schriftstelle. In dem Herrn Jesus Christus haben wir nicht nur die volle Offenbarung Gottes – „der Sohn Gottes ist gekommen“ – sondern wir haben auch das Leben gesehen, wir haben das Licht gesehen und alle charakteristischen Kennzeichen der Liebe. Er hat uns das Verständnis gegeben. Wir sind aus Gott geboren; wir haben Seinen Geist empfangen. Im Johannesevangelium wird uns das angedeutet, als der auferstandene Herr in Seine Jünger hauchte und sagte: „Empfangt den Heiligen Geist“, das heißt das Leben in der Kraft des Geistes Gottes. Johannes berichtet, wie ihr wisst, am Ende seines Evangeliums davon. Lukas berichtet uns am Ende seines Evangeliums, dass Er ihnen das Verständnis öffnete, damit sie die Schriften verständen. Wir dürfen beides zusammenfügen: das Einhauchen des Geistes und das Öffnen des Verständnisses. Jeder, der aus Gott geboren ist und als Ergebnis Seines Werkes den Geist Gottes besitzt, hat ein Verständnis, sodass er den Wahrhaftigen kennen kann.

Aber damit noch nicht genug, denn es heißt: „Wir sind in dem Wahrhaftigen.“ Wir sind in Ihm, der selbst die Wahrheit ist. Wir haben Sein Leben, Seine Natur, sind in Seiner Ordnung, wir sind nicht in das Alte hinein geschaffen, sondern in das Neue. Wir stehen in einer anderen Ordnung. Einst waren wir in Adam – dem Mann der Sünde und Unordnung, des Versagens und der Rebellion – aber das war gestern. Heute sind wir in dem Wahrhaftigen. Das gibt uns sofort eine sehr persönliche Verbindung mit Ihm. Wir mögen wunderbare Dinge sehen, wie ein Mann, der sich die Bilder in einer Galerie anschaut, und haben doch keine lebendige Verbindung zu den Dingen, die wir sehen. Das Wunderbare ist jedoch, dass, wenn der Sohn Gottes gekommen ist, wir auch das Verständnis haben, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus.

Hier am Ende des Briefes finden wir Gott und den Sohn Gottes so zusammen erwähnt, als wären sie fast nicht zu unterscheiden. Wir sind in dem Wahrhaftigen, in Seinem Sohn Jesus Christus, und Johannes fügt hinzu: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Ich sage noch einmal, dass wir hier den letzten Teil der apostolischen Belehrungen vor uns haben. Daher gibt uns der Apostel mit wenigen Worten, in einer Aufeinanderfolge kurzer Sätze, eine Zusammenfassung unserer ganzen Situation.

Dieser, der Sohn Gottes, der uns ein Verständnis gegeben hat, in dem wir stehen, dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Alles, was das Leben ausmacht, ist in Ihm zu finden; Er ist das Leben, das wir für immer kennen und genießen werden. Bedenkt, liebe Freunde, dass es nicht nur das Leben gibt, durch das wir leben, sondern auch das Leben, das wir leben. Und wenn ihr von dem ewigen Leben lest, dann müsst ihr diese beiden Seiten betrachten. Wie viele Menschen sagen heute: „Ich will das Leben sehen“. Wir wollen das Leben sehen und der Christ hat durch Gnade die Kraft, es zu sehen und zu kennen und zu genießen. Wenn wir nicht in uns das Leben hätten, könnten wir es natürlich nicht sehen. Aber jetzt sollen wir das Leben sehen, wir sollen wissen, was das Leben ist und es ist für uns zusammengefasst in dem Sohn Gottes selbst. Er ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

Es wundert uns nicht, dass der Apostel dann dieses letzte Wort sagt: „Kinder“, – nicht „Kindlein“, denn es geht um die ganze Familie Gottes, – „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ Jemand fragt vielleicht: „Was ist ein Götze?“ Ich wage keine Definition und doch bin ich sicher, dass ein Götze etwas ist, das sich in unsere Zuneigungen einschleicht und den einzigartigen Platz an sich reißt, der allein Gott zusteht. Gott ist nur in dem Herrn Jesus offenbart. Wenn sich irgendetwas in mein Herz einschleicht und diesen obersten Platz an sich reißt, der dem Sohn Gottes vorbehalten ist und Gott selbst, den der Sohn Gottes offenbart hat, dann ist es ein Götze.

Macht keine Götzen aus eurem Beruf oder aus euren Kindern. Lasst euch nicht von irgendetwas vereinnahmen und beherrschen. Es gibt nur einen Sohn Gottes; Er ist uns bekannt gemacht, wir kennen Ihn und sind in Ihm; Er hat uns den wahrhaftigen Gott und das ewige Leben offenbart. Wenn du Leben haben willst, dann beschäftige dich mit den Dingen, die Jesus zum Mittelpunkt haben. „Kinder, hütet euch vor den Götzen.“