Bete echt! Das Gebet ist eine Handlung, bei der wir es unmittelbar mit dem großen Gott zu tun haben, dem wir im Gebet nahen. Es ist eine zu heilige Pflicht, als dass man sie im Halbschlaf mit schweren Augen und schläfrigen Herzen erledigen könnte. Gott musste das anprangern: „Und da war niemand, der deinen Namen anrief, der sich aufmachte, dich zu ergreifen“ (Jes 64,7). Er wertet es nicht als Gebet, wenn das Herz sich nicht aufmacht und wach ist. Unser Verhalten im Gebet hat einen umfassenden Einfluss auf unser ganzes Leben. Wie der Mensch im Gebet ist, so ist er auch sonst. Wenn er im Gebet gleichgültig ist, ist er auch im Hören nachlässig und in seinem Wandel leichtfertig. Das Gebet ist der Kanal, durch den der Strom der göttlichen Gnade, Segnung und Tröstung von Gott in das Herz fließt. Verschließe den Kanal und der Strom fließt nicht mehr.

Bete aufrichtig! „Wenn ich es in meinem Herzen auf Frevel abgesehen hätte, so würde der Herr nicht gehört haben“ (Ps 66,18). Wenn Gott sich weigert zu hören, dann können wir sicher sein, dass auch der Geist Seine Hilfe verweigert, denn Gott weist niemals ein Gebet zurück, dass Sein Geist verfasst hat. Hast du dich bewusst mit einer Sünde verunreinigt? Dann glaube nicht, dass Gott dir im Gebet helfen wird, bevor Er dir geholfen hat, Buße zu tun. Er wird dich erst zum Waschbecken führen und dann mit dir zum Altar gehen.

Hüte dich davor, mit Vorbehalten zu beten. Sage dich von dem los, wovon Gott dich befreien soll. … Wer nicht von dem Schmutz der Sünde gereinigt werden möchte, betet vergeblich darum, von der Schuld befreit zu werden. Wenn wir das Werk der Sünde lieben, müssen wir auch ihren Lohn annehmen. Ein falsches Herz mag wünschen, dass seine Sünde bedeckt wird, aber ein aufrichtiges Herz möchte davon gereinigt werden. David bat um ein reines Herz und um ein ruhiges Gewissen: „Tilge alle meine Ungerechtigkeiten! Schaffe mir, Gott, ein reines Herz” (Ps 51,9–10). Nirgends betrügen uns unsere Herzen mehr als in unseren Gebeten, und bei keinen Bitten mehr als bei denen, die sich gegen unsere Lüste richten. Das, was wir am wenigsten vorhaben, ist oft das, was wir am meisten vorgeben. … Das Gebet eines Gläubigen scheitert vielleicht, weil noch ein geheimer Groll gegen seinen Bruder in seinem Herzen wohnt.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]