Es mag die Frage aufkommen, was denn überwunden werden muss, wenn der Herr in Philadelphia nichts zu verurteilen hat. In der Erwähnung der Synagoge des Satans und der Aufforderung: „Halte fest“ liegt die Lösung dieser Schwierigkeit. Der Überwinder ist offensichtlich jemand, der jede Anstrengung des Feindes überwindet, ihn dazu zu bewegen, die neu belebte Wahrheit aufzugeben und ihn von dem Platz der Absonderung, den die Wahrheit fordert, abzuziehen. Kurz gesagt ist der Überwinder jemand, der festhält. Ein solcher wird reich belohnt. Er wird nicht nur ein Teil des Tempels – das heißt der Versammlung in Herrlichkeit – sein, sondern er wird eine Säule im Tempel sein.

Auf der Erde hatte ein solcher keinen Platz der Ehre oder Macht in der religiösen Welt, aber in Herrlichkeit wird er sowohl einen Ehrenplatz als auch einen Platz der Macht haben. Schließlich wird er dort eine Ruhestätte haben, denn „er wird nie mehr hinausgehen.“ Der Herr wird ihn zu einem dreifachen Zeugnis machen, das jeder lesen kann. Der Herr sagt: „Ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, … und meinen neuen Namen.“ Er wird für Gott zeugen, der in Christus offenbart ist; er wird für die Versammlung Gottes in Vollkommenheit als dem neuen Jerusalem zeugen; und er wird in alle Ewigkeit für Christus zeugen, der in Verbindung steht zu dem neuen Jerusalem, den neuen Himmeln und der neuen Erde und allen neuen Dingen, denn es wird der neue Name Christi sein, der auf den Überwinder geschrieben wird.

Das Sendschreiben endet mit einem Appell an jeden der ein Ohr hat, zu hören. „Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Versammlungen sagt!“ Der Herr richtet sich an die Versammlung und der Geist wendet die Worte des Herrn in Kraft auf den Einzelnen an, der ein geöffnetes Ohr hat

Jemand mag einwenden, dass die Versammlung in Philadelphia, wie sie in der Offenbarung vorgestellt wird, zwar sehr anziehend ist, dass aber ihre tatsächliche Existenz heute nirgendwo zu sehen ist. Kann irgendeine Schar von Gläubigen sagen, dass sie Philadelphia sind? Wir müssen bedenken, dass selbst wenn wir mit unserer begrenzten Sicht nicht fähig sind, irgendetwas zu sehen, was Philadelphia vollkommen entspricht, der Geist Gottes doch vorhergesagt hat, dass es am Ende der Geschichte der Versammlung unter den Augen des Herrn Philadelphia auf der Erde geben wird, und was der Herr sieht ist ausschlaggebend, nicht was wir sehen. Lasst uns auch bedenken, dass es der Herr ist, der von Philadelphia sagt: „Du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Das sagt nicht Philadelphia über sich selbst. Was der Herr über Sein Volk sagt ist ausschlaggebend, nicht was es von sich selbst sagt.

Wir leben in Tagen, in denen Menschen große Anstrengungen unternehmen, um die religiöse Vereinigung der Christenheit zu bewirken. Thyatira mit seiner Verdorbenheit, Sardes mit seinem toten Formalismus und Laodizea mit seiner Gleichgültigkeit und Selbstgefälligkeit versuchen eine Allianz zu bilden, in der es alles gibt, was das Fleisch befriedigt, aber nichts, was Christus anerkennen kann. Angesichts der Aktivitäten des religiösen Fleisches ist es eine gewaltige Gnade, zu erkennen, wie der Geist Gottes wirkt und zu wissen, was die Anerkennung des Herrn findet. Der Weg des Segens für Sein Volk liegt darin, zu folgen, wohin Er führt und dem zu entsprechen, was Seine Anerkennung findet, ohne zu verkennen, dass die, die Philadelphia am nächsten kommen, die Letzten sein werden, die behaupten, Philadelphia zu sein. Gleichzeitig wollen wir nicht vergessen, dass bei denen, die laut dagegen protestieren, Philadelphia zu sein, genauso viel Stolz sein kann, wie Anmaßung bei denen ist, die beanspruchen, Philadelphia zu sein. Mögen wir die Gnade haben, unseren Sinn fest auf das zu richten, was der Herr anerkennt und es Ihm überlassen, zu beurteilen, in wieweit wir Seinen Gedanken entsprochen haben.

[Übersetzt von Marco Leßmann]