Martha von Bethanien war eine der wenigen Nachfolger des Herrn Jesus, die einen persönlichen Tadel zu hören bekamen (Lk 10,41–42). Es wird oft zu Recht gesagt, dass wir uns nicht über Martha stellen sollten. Aber wir dürfen aus ihren Fehlern lernen und sollten uns deshalb doch fragen, was dem Herrn an ihrem Verhalten missfiel.

  1. Sie war „sehr beschäftigt mit vielem Dienen“, und das machte sie „besorgt und beunruhigt“. – Ihr Dienst vereinnahmte sie und zog sie sogar von Ihm ab, er stellte sich zwischen ihren Herrn und sie. Das duldet der Herr nicht – selbst wenn es eine Aufgabe ist, die wir für Ihn tun.
  2. Sie wertete ihre Aufgabe höher als das, was ihre Schwester tat. – Sich mit anderen zu vergleichen und den eigenen Dienst höher zu bewerten als den des anderen ist nie gut. Die Einschätzung des Herrn ist oft ganz anders, überlassen wir Ihm die Beurteilung!
  3. Sie zweifelt an der Liebe und am Interesse des Herrn: „Kümmert es dich nicht?“ – Wie blind machte sie die Überbewertung ihrer eigenen Liebe für die Liebe des Herrn. Wer wollte dem, dessen Wesen Liebe ist, vorwerfen, dass Ihm nichts an uns liegt? Aber so ist es nun mal: Je höher wir von uns selbst denken, desto geringer denken wir von Ihm.
  4. Sie schwärzt ihre Schwester bei dem Herrn an: „sie hat mich allein gelassen.“ – Das ist ein hässlicher Zug. Niemals sollten wir uns bei dem Herrn über unsere Brüder und Schwestern beschweren. Der Herr nimmt Maria, die sich nicht selbst verteidigte, liebevoll in Schutz.
  5. Sie macht sich selbst zum Maßstab: „sie soll mir helfen.“ – Gern hätte sie Maria in ihren Dienst mit eingespannt. Aber meine Aufgabe ist nicht immer auch die meines Bruders. Ich kann doch gar nicht beurteilen, was er jetzt gerade tun soll.
  6. Sie macht dem Herrn Vorschriften: „sage ihr nun.“ – Hätte Er nicht eingegriffen, wenn Er es für nötig erachtet hätte? Wir dürfen dem Herrn jede Not sagen, aber wir sollten es Ihm überlassen, was Er wann und wie tut.

Martha hat ihre Lektion gelernt (vgl. Joh 12,2). Und wir?